sleepover

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"Eighty percent of success is showing up."- Woody Allen

"Lass mich rein. Ich bin vor deiner Haustüre", höre ich ihn, an mein Ohr sagen.

In Eile sprinte ich die Stufen hinunter zu unserer Haustüre.
James steht in einer schwarzen Lederjacke vor der Türe und lehnt an einer Säule vor unserem Haus. Er sieht mal wieder zum Anbeißen aus. Seine honigblonden Haare hängen ihm verwuschelt ins Gesicht und er lächelt, als er mich sieht.
"Das ist also dein Chill-Outfit?" Er lacht und zeigt auf meine graue Jogginghose und mein Oversize-T-Shirt.
Außerdem trage ich wie immer meine Kuschelsocken. "Wenn du reinkommen willst, solltest du vielleicht etwas netter zum Gastgeber sein, findest du nicht?"
Ich zeige mit meiner Hand in das Innere unseres Hauses und James schlüpft sofort durch die Türe.
Wir schleichen uns in mein Zimmer und James macht es sich direkt auf meinem Bett bequem. Diesmal legt er sich mit dem Kopf an das Kopfteil und ich stehe unschlüssig herum.
Einige Minuten vergehen. "Los, sag schon. Was willst du hier, James?", frage ich ihn.

Mittlerweile hat er seine Arme hinter seinem Kopf gekreuzt und scannt mich von oben bis unten ab. "Meine Augen sind hier oben."
James lacht. "Naja, ich dachte, wir können eventuell wieder ein bisschen chillen. Es ist ja nichts dabei. Nur zwei Freunde, die miteinander abhängen."
"James. Wir sind nicht mal Freunde. Also, warum bist du hier?"
"Okay, okay. Das hat mir gestern irgendwie echt viel gegeben und deswegen dachte ich, dass wir das ja wiederholen könnten."
Ich lache und geselle mich zu ihm auf mein Bett.
"Wir könnten einen Film anschauen?", frage ich ihn vorsichtig. Ich weiß nicht so recht, ob James der Typ dafür ist, Filme zu schauen. "Klar. Was immer du willst."
Sofort springe ich auf die Beine und hole die Fernbedienung, die immer noch auf meinem Schreibtisch liegt.
"Gerade läuft GNTM im Fernseher. Das ist aber bestimmt nicht so dein Ding?"
"Kannst du vielleicht aufhören, alles wie eine Frage klingen zu lassen?", lacht James und reißt mir die Fernbedienung weg. "ProSieben, oder?" "Ja, woher.."
"Ashley will das auch ständig schauen und deswegen ist es nicht das erste Mal, dass ich mir das antun muss."
Oh, richtig. Ashley. Seine Freundin.
Verdammt, der Freund eines anderen Mädchens liegt in meinem Bett. Aber er meinte doch, dass es okay sei oder?
Ich fühle mich schlecht. Das ist auch der Grund, warum ich mich ans andere Ende des Bettes lege, um so wenig Körperkontakt wie möglich herzustellen.

Nach einer Stunde zieht es mir meine Augen zu und James beugt sich zu mir herunter, um mir einen kleinen Kuss auf meine Schläfe zu geben. Dieser Moment gerade ist intimer, als die ganzen Momente mit Toby, mit dem ich Sex hatte.
Sagt man nicht immer, dass ein Kuss, wenn man schläft, etwas ganz Besonderes ist, weil genau in diesem Moment der Andere keinerlei Gegenleistung erwartet.
Ohne zu wissen, was ich tue, drehe ich mich in James' Richtung, sodass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. Ich schlage langsam meine Augen auf und blicke direkt in James' Augen.
"Ich kann auch gehen, wenn du müde bist." Er macht Ambitionen, sich zu bewegen.
Ich halte ihn am Arm fest. "Nein, bitte nicht. Kannst du vielleicht warten, bis ich eingeschlafen bin?" James nickt unschlüssig und legt sich wieder neben mich.
Er schlingt seinen Arm um mich und ich schlafe friedlich in seinen Armen ein.

Am nächsten Morgen kann ich mich nicht bewegen.
Ich merke, wie ein Arm auf meinem Bauch liegt. Scheiße. James ist noch hier. Ich dachte, er geht sobald ich eingeschlafen bin.
Anscheinend ist er mit mir eingeschlafen.
Ich versuche, nicht zu atmen und befreie mich aus seinem Arm. "Verdammt, Ems."
James macht mühsam seine Augen auf und schließt sie sofort wieder. "Wie spät ist es?"
Ich blicke auf mein Handy. 10 Uhr? Ein Wunder, dass meine Eltern noch nicht hochgekommen sind, um nach mir zu schauen. "Es ist zehn Uhr." Verstohlen blicke ich ihn an.

Nach ein paar Minuten wischt er sich über die Augen und sieht mich verschlafen an. "Guten Morgen. Ich muss wohl gestern eingeschlafen sein, lol", sagt er, ohne den Blick von mir abzuwenden. Bestimmt sehe ich entsetzlich aus. Meine Haare stehen so früh am Morgen eigentlich immer quer von meinem Kopf ab.
Ich renne in mein Badezimmer und bin genau in diesem Moment froh über mein eigenes Bad.

Als ich wieder zurück in mein Zimmer komme, liegt James nach wie vor in meinem Bett und starrt auf sein Handy.
Wenigstens ist heute ein Feiertag in Washington und wir müssen nicht zur Schule. Das wäre sonst ziemlich blöd jetzt.
"Und was machst du an einem Feiertag so?" Ein bisschen geschockt über die Frage, laufe ich zum Schrank hinüber, um mir Klamotten für heute rauszusuchen.
"Ich habe keine Ahnung, ehrlich gesagt."
Es ist mir peinlich, dass ich nicht wie alle anderen Teenager immer irgendetwas geplant habe.
Jetzt sieht James zu mir auf. "Na dann. Los. Zieh dir was an und dann gehen wir."
Wir gehen? Wobei hier die Betonung auf WIR liegt. "W..was?", frage ich.
"Du hast mich schon verstanden. Jetzt schalte einmal deinen Kopf aus und mach was Spontanes."
Ich nicke nur stumm und suche mir eine enge blaue Jeans heraus und ein Coop-Top. Dazu ziehe ich einen Mantel, der perfekt für den Frühling ist, heraus. "Wir können."
James lässt seine Augen über meinen ganzen Körper wandern. "Okay, sehr gut. Los."
James rennt schnell die Treppen herunter und zerrt mich mit vor die Haustüre. "Muss ja nicht sein, dass uns jemand sieht."
Er hat vermutlich recht. Ich werde meinen Eltern eine kurze Nachricht schicken, wo ich bin. Nur für den Fall, dass James mich entführt. Man weiß es ja schließlich nicht.
Nachdem ich die Nachricht getippt habe, schaue ich James an. "Und jetzt?"

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt