let go

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"With the new day comes new strength and new thoughts."- Eleanor Roosevelt

"Gehen du und deine Freunde heute Abend auf das Schulfest?", frage ich Lori beiläufig, die auf ihrem Bett liegt und irgendeine Zeitschrift gedankenverloren durchblättert.
"Schulfest?" Sie sieht nicht zu mir auf und blättert weiter herum. "Naja, heute Abend in unserer Schule. So eine Art 'Welcome Party'"
Ich zucke mit den Schultern, als ich vor dem Spiegel stehe und versuche, mich fertig zu machen. Ich hoffe insgeheim, dass sie nein sagt. Jetzt blickt Lori auf. "Nö, denke nicht."

Schnell blickt sie wieder auf das Heft vor sich. "Kannst du mir nicht die Haare etwas locken?", frage ich meine Schwester.
Als sie mich ignoriert, schmeiße ich meine Wimperntusche nach ihr.
Lori streicht sich über die Stelle ihres Kopfes, an der ich sie gerade getroffen habe.
Anschließend nickt sie ein paar Mal und holt ihren Lockenstab aus ihrem Regal. "Wieso machst du dich überhaupt so schick? Ich meine, das ist nur die Schule."
Ich schaue meine Schwester durch den Spiegel an und rolle nur genervt mit den Augen.
Sie beginnt, meine Haare in kleine Engelslocken zu drehen.

Das Ergebnis, das Lori gezaubert hat, kann sich echt sehen lassen.
Ich schlüpfe in ein schwarzes, etwas engeres Kleid und in meine schwarzen Boots.
Ich hasse es, hohe Schuhe zu tragen. Damit sehe ich etwas verkleidet aus.
Als ich in die Küche stiefle, sitzen meine Eltern mal wieder an der Kücheninsel und blättern durch die Zeitung durch. "Du siehst super aus, Schätzchen. Wo gehst du denn hin?", fragt mich meine Mutter und lächelt mich an.
"Zum Schulfest."
"Lori hat gar nichts erzählt." Jetzt klinkt sich auch mein Vater in das Gespräch ein.
"Sie geht auch nicht hin, glaube ich. Ich muss jetzt auf jeden Fall los. Wir sehen uns heute Abend. Hab euch lieb." Ich winke meinen Eltern zum Abschluss. Sie rufen mir in dem Moment noch etwas hinterher, als ich die Haustüre zuziehe und zu Logan herüber laufe.
Dieser hält mir die Türe auf und lächelt mich an. "Sie sehen heute sehr gut aus, Ms Jones."
"Vielen Dank, Logan", lächle ich.

Die Fahrt verläuft ruhig und ich blicke auf die Bäume, die an uns vorbeiziehen. Sie kriegen langsam wieder Blätter und ich kann es kaum erwarten, endlich wieder Sonne und grüne Bäume um mich herum zu haben.
Logan lässt mich vor der Eingangstüre aussteigen und ich flitze schnell in das Gebäude.

Wow.
Die Aula hat sich in etwas Wunderschönes verwandelt. Überall glitzert und funkelt es.
In der Mitte der Aula hängt eine riesige Diskokugel und darunter befindet sich eine kleine Tanzfläche.
Die Tanzfläche ist umgeben mit Tischen und Stühlen, die wunderschön geschmückt sind.
Eine Hand, die an meinem Arm zieht, lässt mich hochschrecken. "Emily, da bist du ja. Ich hab schon auf dich gewartet. Komm mit."
Clara zieht mich in die andere Ecke der Aula und zeigt auf einen Tisch, an dem unsere Namensschildchen sind.
Privatschulen sind so anders als die Schulen, auf die ich bisher gegangen bin. Niemals hätten sich die Leute an meiner alten Schule die Mühe gemacht, selbst Namensschildchen zu machen. Ich bin begeistert.
"Es sieht super aus."
"Ja, oder. Das finde ich auch. Geht es dir eigentlich schon besser wegen, naja, du weißt schon was?", fragt Clara mich.
Ich weiß sofort, was sie meint und ich bin noch nicht wirklich bereit darüber zu reden. Dafür schmerzt es noch zu sehr in meiner Brust, wenn ich Tobys Namen höre. "Ja, mach dir keine Sorgen. Bei mir ist alles gut."
Das ist gelogen. Aber ich will heute nur mal einen Abend meine Ruhe haben und einfach Spaß haben und dass Lori und ihre super Freunde nicht kommen ist nur noch das I-Tüpfelchen für den heutigen Abend.
"Soll ich dir was zu trinken bringen?", fragt Clara und streicht mir über den Rücken. "Ja, klar. Am besten was Hochprozentiges." Ich lache und Clara steigt mit ein. "Ich glaube, das Hochprozentigste, was du heute bekommen wirst, ist Weißwein", sie macht eine kurze Pause. "Ich hole uns ein Glas."
Ich nicke ihr zu und werfe ihr einen Kuss zu.

Als ich den Raum abscanne, kann ich weder Lori noch James oder Toby sehen und ich bin mehr als froh darüber.
Der Abend verläuft gut.
Ich bin ein bisschen berauscht, aber es ist nicht so schlimm wie das letzte Mal, als ich auf der Party bei diesem Richard war.
Gerade als ich von der Toilette zurück komme, kommt ein Junge auf mich zu und bittet mich um einen Tanz. Ich willige ein.
Er scheint, nett zu sein. Außerdem sieht er nicht schlecht aus. Natürlich kommt er nicht an James oder Toby ran, aber dennoch finde ich ihn sehr attraktiv.
Er trägt einen Smoking und hat seine Haare nach hinten gegelt.
Wir bewegen uns langsam zusammen auf der Tanzfläche. Er umgreift meine Hüften und zieht mich näher an sich heran.
Meine Paranoia, dass Lori und ihre Freunde jeden Moment zur Türe reinstolpern könnten, verschwindet langsam und ich lasse mich komplett auf mein Gegenüber ein.
Der Junge wirft mir ein süßes Lächeln zu. Ich erwidere es und mein Blick fällt auf seine Lippen und dann wieder auf seine Augen.
Es wäre eine verdammt dumme Idee, jetzt mit einem anderen Kerl rumzumachen, nur weil Toby mir das angetan hat. Aber man soll sich auch nicht immer nur von seinem Verstand leiten lassen.
Als sich der fremde Junge zu mir herunterbeugt, um mich zu küssen, geht die Türe zur Aula auf und ich traue meinen Augen nicht.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt