without you

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„One word frees us of all the weight and pain of life: that word is love." – Sophokles

So nervös, wie ich es gerade bin, war ich schon lange nicht mehr. Ich habe mich nicht unter Kontrolle. Ich möchte James so viel sagen und eigentlich weiß ich auch gar nicht, was ich ihm sagen soll geschweige denn wie ich ihm gegenüber treten soll.

Logan hält den Wagen vor der Karaokebar und äugt durch die Windschutzscheibe auf das unscheinbare Gebäude. Über dem Gebäude leuchtet ein Neonschriftzug mit "Karaoke". Er lacht. "Ich hätte Sie tatsächlich nicht für einen Karaoke-Fan gehalten, Ms Jones."
"Tja, ich auch nicht, Logan. Aber manchmal muss man eben Dinge tun, die man nicht gewöhnt ist." Den letzten Teil des Satzes murmle ich in mich hinein.
Langsam steige ich aus und laufe auf den Eingang zu.

Drinnen fällt mein erster Blick auf unsere Nische, wo wir das letzte Mal saßen. Es ist keiner da. Entschlossen gehe ich auf den Platz zu und setze mich. "Hi, Ms. Was darf ich Ihnen denn bringen?", kommt eine kleine rothaarige Kellnerin zu mir an den Tisch.
"Hi. Ich hätte gerne einen Gin Tonic. Danke", lächle ich sie an. Für die bevorstehende Konversation brauche ich auf jeden Fall Alkohol.
Zehn Minuten vergehen und ich habe James weit und breit noch nicht gesehen. Wo bleibt er? Versetzt er mich jetzt wirklich?
Nach weiteren zehn Minuten stehe ich auf und will gerade zum Ausgang laufen, um nach Hause zu fahren, da sehe ich James. Er steht auf der Bühne und sein Blick trifft sofort meinen.
Hat er etwa vor, zu singen? Ich dachte nicht, dass das sein Ding ist.
Er lächelt mich an und nickt zu unserem Platz. Ich gehe wieder dahin zurück und setze mich mit verschränkten Beinen hin. Ich bin noch viel nervöser als vorher. Was hat er nur vor?

Im Hintergrund erkenne ich die Melodie meines Lieblingsliedes 'Without you' von den Bangers Only. Das Lied höre ich immer, wenn ich gerade traurig bin oder nachdenken muss. Singt er das jetzt etwa?
Meine Gedanken werden unterbrochen durch James' Stimme, die durch das Mikrofon klingt. Es klingt wunderschön und zu meiner Überraschung kann er tatsächlich singen.
Ich lausche angespannt dem Lied und bei der Line 'I know I can't fix it myself. No, I can't fix it myself without you' kommen mir die Tränen. James' Augen durchbohren meine Augen.
Ich nicke und er beginnt, zu lächeln, als wäre er der glücklichste Mann dieser Welt.

Als das Lied zu Ende ist, renne ich James entgegen und er schließt mich in seine Arme. James hebt mich nach oben und schaut mir tief in die Augen.
Ach, fuck it. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Eng umschlossen bleiben wir einige Sekunden so stehen. Ich merke gar nicht, wie die Leute um uns herum anfangen, zu applaudieren. Aber diese Menschen sind mir gerade absolut egal.
Ich kann nur James und mich sehen.

Hand in Hand gehen wir zurück an unseren Tisch. "Ich fasse es nicht, dass du das eben getan hast."
"Tja, Jones. Ich hab halt nun mal mehrere Talente", lächelt er schelmisch.
"Ah und nicht zu vergessen, dass du ungefähr der arroganteste Mensch bist, den ich kenne."
"Und trotz Allem, bist du hier bei mir", trotzt er. Ich nicke mit einem süßen Lächeln. "Ich könnte mir gerade keinen besseren Ort vorstellen, als hier bei dir zu sein."
James sieht nachdenklich aus. Schließlich antwortet er mir. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das sage, aber ich auch nicht." Dieser Satz entlockt mir ein Lachen und ich stoße ihm in die Seite.
Unser Abend wird nur noch schöner. Wir unterhalten uns über Alles und Jeden. Ich liebe es einfach, Zeit mit ihm zu verbringen und es ist mir egal, ob Vampir oder nicht.

Es ist jetzt ungefähr 23 Uhr und wir stehen vor meiner Haustüre.
"Darf ich, naja", stammelt James. "Darf ich vielleicht mit reinkommen?" Auf einmal wirkt James etwas schüchtern und ich muss lachen. "Ja, das darfst du."

Als wir das Haus betreten, ist es komplett dunkel und wir gehen auf die Treppe zu. Da erscheint mein Vater aus der Dunkelheit. "Hey, Spätzchen." Mein Vater beäugt mich und dann fällt sein Blick auf James und er runzelt die Stirn.
Oh, nein. Jetzt kann ich mir bestimmt was anhören, weil James hier ist und wir offensichtlich gerade auf dem Weg in mein Zimmer waren. Doch er überrascht mich. "Freut mich, dass Alles funktioniert hat. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, ihr Beiden", lächelt er. Das bringt mich ebenfalls zum Lächeln.
Als er sich umdreht, ruft er noch etwas über seinen Rücken. "Aber nicht zu viel Spaß. Die Wände haben Ohren."
Ich lache. Wenn er wüsste, dass das nicht das erste Mal war. Genau das Gleiche denkt James anscheinend auch, denn er sieht mich an und versucht, nicht zu lachen.

craving your bloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt