Hallöchen :D
In diesem "Vorher" geht es weit zurück, es spielt kurz nach dem Kapitel "Das Schiff" und vertieft einige mehr oder minder spannende Begebenheiten. Für die Story nur bedingt relevant, doch die ein oder andere Anspielung wird im weiteren Verlauf noch folgen. Fühlt euch also frei, das hier zu lesen und vielleicht auch zu genießen! Lasst mich gern wissen, ob es euch gefallen hat und was ich noch verbessern kann.
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Eine Woche hatte sie nun versteckt und weggesperrt in der Küche verbracht. Nur gelegentlich sah jemand vorbei, um ihr Wasser und Dörrfleisch zu bringen, damit sie nicht wegstarb. Selbst den Irren hatte sie nicht mehr gesehen, seit er die Tür hinter sich abgeschlossen und sie verspottet hatte. Lova würde zwar nicht sagen, dass sie das sonderlich bedauerte, aber es ging ihr gehörig gegen den Strich, wie sie behandelt wurde. Hatte Viggo ihr nicht Sicherheit und Nahrung versprochen? Gut, das hier konnte man zwar als Schutz bezeichnen, aber... Es änderte nichts daran, dass es nicht das war, was sie erwartet hatte. Hatte man sie nicht behalten wollen, weil sie der Häuptling der Insel Vernell war? Was hatte das mit dem Dasein als Küchenmagd zu tun?
„Verdammte Drachenjäger", zischte sie und stieß ihr Messer schwungvoll in das Stück Fleisch vor ihr. „Hoffentlich bleibt es euch im Hals stecken." Fluchend schnitt sie das Kalbfleisch in kleine Stücke und hinterließ tiefe Spuren auf dem Schneidebrett, weil sie weder Ahnung von dem hatte, was sie da tat, noch die Nerven dazu hatte, mit genau dem richtigen Druck zu schneiden. Außerdem waren es nicht ihre Sachen und wenn man sie schon hier festhielt, musste sie sich auch keine Mühe geben, die Küche in einem annehmbaren Zustand zurückzulassen.
Als Lova die Fleischstücke in den Eintopf rührte, stieß sie ein frustriertes Seufzen aus. Ihr war klar, dass sie sich albern und trotzig verhielt, Zerstörung änderte schließlich nichts an ihrer Lage, aber bei den Göttern, sie war wütend. Es war zwar nicht so, dass sie bei ihrem Handel mit Viggo eine wirklich Wahl gehabt hatte, aber sie kam sich dennoch unfassbar dämlich vor. Wie hatte sie auf ihn hereinfallen können? Sie konnte nur hoffen, dass er ihre Männer wie versprochen schützen würde.
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„Das Essen ist wieder einmal völlig ungenießbar!"
Es war Rykers wutentbrannte Stimme, die Lova aus ihrem dämmrigen Halbschlaf riss. Schwere Schritte stürmten regelrecht auf die Küchentür zu und ein Schlüssel klirrte, als jemand ihn unsanft im Schloss hin und her drehte. „Sie verschwendet unsere Lebensmittel und trägt nichts zu unserer Flotte bei, Viggo, wie kannst du das dulden?!" Die Augen der jungen Wikingerin weiteten sich panisch, sie sprang auf und hechtete zu dem kleinen Tisch in der Miete der Küche. Ihre Hände waren nass vor Angstschweiß, als sie nach dem kleinen Schneidemesser griff und es schützend vor sich hielt. Bei Odin, was ging da draußen vor sich?
„Ich bitte dich, Bruder...", Sie erkannte Viggos Stimme, den beschwichtigenden Tonfall darin. Offensichtlich versuchte er, den aufgebrachten Ryker zu beruhigen, ehe dieser... ehe dieser was? „Du musst dich nur noch gedulden, bis wir wieder Land erreicht haben. Ich habe andere Pläne mit ihr, wenn wir wieder an der Basis sind." Eine Faust schlug gegen die Tür, so kräftig, dass Holzstaub von den Dielen aufwirbelte und Lova erschrocken zusammenzuckte. „Ich habe es satt, einen unnützen Ballast durchzufüttern. Warum werfen wir sie nicht einfach über Bord?" Das war Ryker und er schrie schon fast, selbst durch die Wände war seine zornige Stimme unerträglich laut.
„Weil ich es befehle. Ich habe Pläne mit ihr und wir werden sie an Bord behalten. Du vergisst, wo dein Platz ist, Bruder. Also erinnere dich schnell und hör auf mit deinen irrsinnigen Drohungen", entgegnete Viggo mit schneidender Stimme. Er musste nicht lauter werden, um seine Autorität unter Beweis zu stellen. Kein Wunder, dass er es weiter gebracht hatte als sein Bruder.
„Du willst sie also als vollständiges Mitglied der Drachenjäger?", fragte Ryker leise und der Tonfall in seiner Stimme jagte Lova Schauder über den Rücken. „Das ist korrekt", antwortete Viggo nur. „Gut." Rykers Stimme wurde wieder lauter und er klang verdammt zufrieden mit sich selbst. „Dann soll sie eins werden. Wachen, bringt das Eisen her." - „Das wirst du nicht tun", zischte Viggo zornig. „Untersteh dich, Bruder." Doch Ryker lachte nur. „Alle unsere Jäger müssen es tragen. Das hast du mir gestattet. Wenn ich sie als vollständiges Mitglied akzeptieren soll, dann braucht sie das Zeichen. Wir können jetzt ewig darüber streiten, aber das ändert nichts an der Tatsache. Ihre Krieger haben es längst, warum sollte sie eine Ausnahme darstellen?" Als Lova Viggos Seufzen hörte, wusste sie, dass er dem Plan seines Bruders nachgegeben hatte und ihr Gespür sagte ihr, dass das überhaupt nichts Gutes bedeutete.
„Du solltest aufhören, so zimperlich zu sein", sagte Ryker zu Viggo, als die Beiden die Küche betraten. Lova packte das Messer unwillkürlich fester, obwohl sie nur zu gut wusste, dass es sie nicht schützen würde.
Ein Brandzeichen. Ryker wollte ihr ein Brandzeichen verpassen.
Es dauerte kaum eine Minute, bis zwei Wachen sie überwältigt und auf den Boden gedrängt hatten. Das Messer lag nutzlos in einer Ecke, auch wenn Lova einem der beiden einen hübschen Kratzer direkt an der Kehle verpasst hatte. Ein, zwei Zentimeter tiefer und sie hätte ihn töten können, aber da hatte der andere sie schon weggezerrt. So kniete sie jetzt auf den kalten Dielen, wurde von zwei Händen auf ihren Schultern an jeder Regung gehindert und konnte den Kopf kaum hoch genug heben, um den beiden Brüdern in die Augen zu sehen. Wie gern hätte sie ihnen wieder vor die Füße gespuckt, aber das hätte ihr nur mehr Ärger eingehandelt.
„Bleibt weg von mir", verlangte sie, ein tiefes Grollen in der Stimme. „Das war nicht Teil des Handels." Ryker lachte, während Viggo sich im Schatten hielt und schwieg. „Laut des Handels und nach dem Willen meines Bruders gehörst du zu uns. Und jeder von uns trägt ein Zeichen als Beweis der Treue", erklärte er und sah sie triumphierend an. „Du kannst uns die Treue schwören oder ich mache kurzen Prozess, du hast die Wahl." Lova verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Du bist ein verdammter Bastard", stieß sie hervor, als einer der Männer ihr Hemd hochschlugen, um ihren Rücken freizulegen. Dann hörte sie das Geräusch von Metall gegen Metall und schließlich ein leises, bösartiges Zischen. Das musste das Eisen sein, von dem Ryker gesprochen hatte.
„Du machst jetzt besser die Augen zu, Kleine, denn das hier könnte schmerzhaft werden", sagte der nur und lachte. Lova ballte die Hände zu Fäusten und ließ den Blick starr auf den Mann vor ihr gerichtet. „Nur zu", knurrte sie. „Du bist ein elender Feig-" Aus ihrem Fluch wurde ein schmerzerfülltes Kreischen, als der Jäger hinter ihr das glühende Eisen auf ihren Rücken presste. Sie konnte förmlich spüren, wie es sich durch jede einzelne Hautschicht brannte und erst innehielt, als es ihr bloßlegendes Fleisch erreichte. Lova schrie gegen die Schmerzen an, wand sich im Griff des Wachen und hielt erst inne, als das mittlerweile etwas abgekühlte Eisen zurückgezogen wurde. „Ein Feigling?", fragte Ryker. „Nein. Ich habe schließlich nicht gerade vor Schmerz geweint wie ein kleines, dummes Mädchen." Er winkte seine Männer zu sich, sah ein letztes Mal spöttisch zu ihr herunter und verließ die Küche. Dann wurde es schwarz vor ihren Augen und sie brach zusammen, während Wellen von Schmerz über ihr zusammenschlugen.
Es war eine sanfte, besorgte Stimme, die sie aus ihrer Bewusstlosigkeit riss. Sie lag nicht mehr auf dem harten Küchenboden, irgendwer hatte eine Decke unter sie geschoben und sie auf den Bauch gedreht, damit sie nicht mehr auf der Brandwunde lag. Der Gestank von verbranntem Fleisch lag noch immer in der Luft.
„Geht es dir gut?" Lova erkannte Viggos Stimme, brachte es aber nicht über sich, die Augen zu öffnen. „Ich fühle mich, als hätte mir jemand ein glühend heißes Stück Metall in den Rücken gedrückt", entgegnete sie und erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder. Ein leises Rasseln lag darin und sie war heiser vom Schreien. „Das wird wieder", versprach er ihr und sie schnaubte. „Du hast das hier deinem Bruder erlaubt?", fragte sie und schaffte es nicht einmal, entsetzt zu klingen.
„Ich hatte keine Wahl", gab Viggo zurück. „Wenn ich ihm nicht hin und wieder etwas durchgehen lasse, wäre er wohl einer Rebellion zugeneigt." Er seufzte leise. „Und das will ich vermeiden, seine Körperkraft ist hin und wieder recht nützlich." Lova schlug die Augen auf und blinzelte gegen das Licht der Lampe neben sich an, welches nach der Schwärze ihrer Ohnmacht viel zu hell wirkte. „Du bist verrückt", stellte sie fest und sah zu dem Mann hoch. Viggo kniete neben ihr, einen blutigen Lappen in der Hand und einen Eimer mit lauwarmen Wasser neben sich. Gerade wusch er den Lappen aus und legte ihn dann zurück auf ihren Rücken.
Sie ächzte leise, als das Salzwasser sich in ihre Wunde brannte. Er zuckte nur die Schultern. „Salzwasser regt die Wundheilung an, meine Liebe. Ich weiß, was ich tue." Lova schüttelte so gut wie im Liegen möglich den Kopf. „Das meinte ich nicht, ich habe von deinem Bruder gesprochen."
„Nun, was das angeht..." Er ließ sich einen Moment Zeit für seine Antwort und tupfte währenddessen vorsichtig die ausgefransten Ränder der Wunde mit einer Ecke des Lappens ab. „Die besten Leute sind ein wenig verrückt, nicht wahr?" Sie versuchte ein Lachen, welches in einem Röcheln endete. „Du solltest deinem Bruder eine neue Beschäftigung suchen", murmelte Lova und spürte, wie eine erneute Ohnmacht herannahte. „Das hier setzt eure Männer nur außer Gefecht."
Bevor sie wegdämmerte, sah sie noch, wie Viggo nickte, sich erhob und zwei seiner Krieger schickte, um sie zu versorgen. „Ich werde es versuchen, Louvisa", hörte sie ihn noch, als die Schwärze sie überwältigte. „Zuallererst sollte Ryker wieder lernen, wem er zu gehorchen hat."
Lova wollte nicken, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. Die Schmerzen kehrten in immer stärkeren Wellen zurück und als sie wieder aufwachte fragte sie sich, ob sie ihr Gespräch mit Viggo womöglich nur eingebildet hatte.
Weder sie noch er erwähnten es in ihrer Zeit bei den Jägern jemals wieder. Das brandmarken neuer Jäger stoppte jedoch eine Woche später ohne jede Begründung. Lova war eine der letzten gewesen, die das Zeichen erhalten hatte.
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Clematis
FanfictionWieso verriet Ryker seinen Bruder? Wie gelang es Viggo, aus dem Vulkan zu entkommen? Wie erhielt er die Narben an seinem Hals? Wer rettete ihn, als er in der Basis der Drachenjäger bereit war, sich für Hicks zu opfern? Und noch viel wichtiger; gab e...