Clematis

Kapitel 52

„Ich habe Adaja gemeinsam mit Nehemia an einen sicheren Ort gebracht. Du kannst Johann ausrichten, dass ich mich jetzt auf den Marktinseln befinde und versuche, aus dem Tratsch der Händler einige nützliche Informationen zu sammeln, aber ich würde mir keine großen Hoffnungen machen. Hattest du mittlerweile Erfolg mit dem Drachenauge? Ich könnte Drachenwissen gebrauchen. Und bitte schick mir Pergament mit, wenn du antwortest, ich habe kein Gold dabei.

Lova"

„Lova,

Du musst dich in deinen Briefen nicht kurzfassen, Johann findet, es wäre unter seiner Würde, sie zu lesen. Er überlässt es mir, was eine Dummheit ist, wie ich sie bisher selten erlebt habe. Ich vermute allerdings, dass er die Schrecklichen Schrecken abfangen lässt, auch wenn er dabei vergisst, dass die Drachenjäger meine Gefolgsleute sind – ganz zu schweigen davon, dass sie kaum lesen können. Ich verstehe immer mehr, warum er Krogan einen Strategen hat anheuern lassen, sie scheinen mich und meinen Intellekt wirklich zu brauchen.

Den Geschichten der Händler zu lauschen ist keine dumme Idee, dass muss ich dir lassen. Hör besonders denen zu, die aus dem hohen Norden stammen, ich hörte, dass der Skrill sich zwischen Schnee und Eis besonders wohlfühlt. Dass du bei der Erwähnung von Gewittern hellhörig werden musst, weißt du ja sicher. Mit dem Drachenauge hatte ich bedauerlicherweise bisher keinen Erfolg, doch ich zähle die Stunden, bis es endlich wieder in meinen Händen ist. Ich lasse dir natürlich unverzüglich alle Informationen zu kommen, die du gebrauchen könntest.

Grüß Nehemia von mir, wenn du sie siehst, ich könnte in dieser eintönigen Umgebung eine gute Partie Keule und Klaue mehr denn je gebrauchen. Und eine Sache noch; Sei im Norden besonders vorsichtig. Krogans Auftraggeber stammt von dort, und er ist sicher gefährlicher als sein Schoßhündchen.

Schreib mir, wenn es Neuigkeiten gibt.

Viggo."

„Viggo,

Ich weiß nicht, ob ich dem Frieden trauen kann, wenn ich ehrlich bin, doch bei dem Mangel an Wissen, welches ich bisher habe, wird es kaum geheime Informationen in meinen Briefen geben. Das kannst du Johann gern ausrichten, gleich neben der Bemerkung, dass sein ausgewählter Stratege ein ziemlich hochmütiger Prahler ist. Lass die Beiden lieber nicht wissen, wie du über ihren Intelligenzquotienten denkst, es sei denn, du möchtest an einem Strang enden. Ich meine es ernst, mäßige deinen Wortschatz, nicht alle deine Jäger sind dir treu. Manche Dinge spart man sich besser für ein Wiedersehen auf.

Apropos Nehemia, sie hat nach dir gefragt – sie sagt, sie sei jetzt besser in Keule und Klaue als du, doch ich kam nicht mehr dazu, deine Botschaft zu überbringen. Sie und Adaja sind gestern aufgebrochen, doch sie hätte sich sicher über deine Worte gefreut. Wir sollten zu ihnen, wenn all das vorbei ist, nur für einige Tage, damit wir uns verabschieden können. Wohin willst du eigentlich, wenn es keinen König der Drachen mehr zu finden gibt? (Was ist dieser König der Drachen überhaupt? Ich war zu beschäftigt, dein Leben zu retten, als dass ich hätte nachfragen können.)

Ich habe sämtlichen Händlern aus dem Norden gelauscht, die ich finden konnte. Es gibt einige Geschichten über diesen Mann, von dem du mir erzählst, doch ich hoffe, dass ich ihm nicht begegnen muss – ich konnte schon Krogan nicht ausstehen. Jedenfalls, ich muss aufbrechen, im Hafen legen neue Schiffe an. Eines von ihnen sieht aus, als wäre es in einem Sturm beschädigt wurden, der Bug ist eisverkrustet...

Wünsch mir Glück!

Lova."

„Lova,

Ich muss dir mitteilen, dass du Recht hattest; Johann fragt häufiger nach dir. Dabei hatte ich gehofft, dass unser Briefwechsel eine Weile ungestört bleiben würde. Es gibt zudem Neuigkeiten über das Drachenauge, die erhöhte Wachsamkeit fordern. Es ist wieder in meinem Besitz, doch die Drachenjäger haben angegriffen und die Klippe zurückerobert. Nicht, dass es mir viel ausmachen würde, doch Krogan beklagt sich Tag und Nacht über seine gefallenen Flieger. Es ist ja nicht so, dass er sie aus nichtigen Gründen hinrichten lässt. Aber wer bin ich, um ihn zurechtzuweisen, nicht wahr? Wie hast du es so reizend ausgedrückt? Ein hochmütiger Prahler? Jemand – und damit spiele ich sehr deutlich auf mich an – sollte deinen hübschen Mund für andere Dinge in Anspruch nehmen als grobe Beleidigungen wie diese. Du hast mich immerhin selbst als einen der klügsten Männer des Inselreiches bezeichnet, wenn ich nicht irre.