[Kapitel 6/Teil4]

46 5 2
                                    

*Noan POV*

-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Um Vega nicht unnötig länger auf ein Gespräch warten zu lassen und auch um die Abmachung vor der Bekanntgabe unserer Verlobung während der Sitzung zu besprechen bat ich Torin in einem Brief darum auch Vega und Nara mitzubringen.

So müsste er nicht zwingend bis zum letzten Tag warten bis er sich auf den Weg macht und die neuen Lords würden die Frauen an unserer Seite auch persönlich kennenlernen.

Die Frau an meiner Seite.. das klang mehr als nur merkwürdig. 

Eins war mir klar, wir mussten unsere Rollen glaubwürdig spielen, damit die Menschen nicht hinter unser Schauspiel kamen. Mir wäre es zwar vollkommen egal, was sie von mir halten würden, doch könnte es dem Ruf von einer jungen Frau wie Vega schaden. 

Torin schickte mir keine Antwort sondern kam schon am nächsten Abend mit den beiden Frauen zu uns in den Norden. Die meisten Arbeiter hatten sich schon in ihre Zimmer zurück gezogen, als Torin und Nara in das Tempel kamen. Nara hatte sich in den Arm ihres Gefährten eingehakt, doch als sie mich sah löste sie sich von ihm um mich zu begrüßen. Da sie wusste, dass ich keine Berührungen mochte hielt sie mir ihre Hand hin und grinste mich breit an. "Händeschütteln muss schon drin sein mein Lieber wir haben uns schon seit fast drei Wochen nicht mehr gesehen." auch wenn sie recht hatte wollte sie mich mit dieser Geste nur ärgern, trotzdem war es schön zu sehen, dass sie mich nicht zu einer Umarmung drängte. Ich endschied mich ihre Geste mit einem "Natürlich meine Liebe." zu erwidern, doch ließ ich es mir nicht nehmen mit einem ebenso breiten Grinsen ihre Hand etwas fester zu drücken.  

Nara ließ sich nichts anmerken sondern schielte nur kurz zu ihrem Gefährten der sich gerade mit einem der Arbeiter unterhielt der die heutige Nachtschicht übernehmen würde. Das Tempel wurde nie unbeaufsichtigt gelassen, da sich schon so einige Diebe an dem Brunnen zu schaffen machen wollten. Torin bemerkte den stummen Hilferuf seiner Gefährtin nicht. Er war in seinem Element, denn auch als die Veranstaltungen in der Königsburg stattfanden kümmerte er sich gerne um die Organisation der Vorbereitungen. 

Nara folgte ihm mit ihren Blicken, denn sie  kannte diese Seite von ihm noch gar nicht. Hätten wir den Aufbau der Sitzordnung nicht schon vorher besprochen, hätte Torin so kurzfristig noch so einige Veränderungen vorgeschlagen.

Nara war ganz vertieft in ihrer Beobachtung, daher räusperte ich mich erst bevor ich sie ansprach. "Wie war die Fahrt?" Als ob sie gerade aus einer Trance aufwachen würde blinzelte sie einige Male ganz schnell bevor sie ihren Blick zu mir wendete. "Die fahrt war ganz angenehm.. jedenfalls für mich und Torin." den letzten Teil ihres Satzes sagte sie eher zu sich selbst während sie ihren Kopf wieder zu ihrem Gefährten drehte, doch konnte ich sie zu meinem Bedauern hören. Wieder räusperte ich mich und schüttelte mich angewidert. Nara bemerkte meine Reaktion und grinste mit geröteten Wangen schief. "Du musst auch alles hören oder?" gerade als ich zu einer Antwort ansetzen wollte stellte sich Torin zu uns "Du bist oft etwas lauter als du glaubst" sagte er mit einem zwinkern was dazu führte, dass Nara ihren hochroten Kopf senkte.

"Hallo Bruder" wendete sich Torin, dann endlich auch mir zu bevor er mich in eine Umarmung zog. "Hallo mein König" sagte ich grinsend "Wo ist Vega, sollte sie nicht auch hier sein?" fragte ich wohlwissend, dass das Königspaar sich einen Spaß erlauben würde. Nara ließ gar nicht auf ihre Antwort warten und sagte "Du meinst deine Verlobte" "Sie wartet im Lager auf dich." beendete Torin ihren Satz mit einem anzüglichen Zwinkern. "Hört auf ihr beiden. Ich bitte euch, das vor allem vor Vega nicht so oft zur Sprache zu bringen, nicht dass ihr es der Kleinen ungewollt einredet, dass unsere Beziehung echt sein könnte."  Statt meine Bitte ernst zu nehmen wurde das Grinsen Torins nur breiter bevor er sagte "Eure Beziehung also?" Nara kicherte vor sich her und legte dann zu meiner Verwunderung ihre Hand doch noch auf seinen Oberarm "Treib es nicht zu weit, er hat schon recht." flüsterte sie ihm mahnend zu. 

Mit einem ersten Blick verabschiedete ich mich mit einem kurzen Nicken bevor ich mich auf den Weg zu unserem Zelt machte. Ich hatte mich dazu entschieden einen der größeren Zelte für uns zu beanspruchen, damit wir alle vier darunter platz fanden. Ich wollte zwar ungern mitbekommen was die Beiden Turteltauben in der Nacht so trieben, jedoch wollte ich Vega nicht mit den Beiden alleine lassen so würden sie sich vielleicht etwas zurückhalten bis wir wieder nach Hause konnten.

MythosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt