[Kapitel 18/Teil 6]

36 3 0
                                    

*Elara POV*

-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Ich genoss die Zweisamkeit mit Ansu viel zu sehr als das ich mich aus eigenen Stücken von ihm lösen würde. Durch ihn fühlte ich mich endlich sicher genug um einmal richtig durchamten zu können. Ich würde mich so lange wie möglich an ihn klammern bis sich der Sturm in meinem Inneren gelegt hatte. Doch leider machte ich die Rechnung ohne Noan, da er auffällig resigniert räusperte. Es war deutlich zu hören, dass ihm nichts im Hals steckte, er wollte nur unsere Aufmerksamkeit.

"Ansu du Sohn eines Verräters lass meine Gefährtin endlich los." Ich zuckte bei seiner festen lauten Stimme, fast wie damals in dem Gästezimmer, etwas zusammen, doch wunderte mich seine Wortwahl nicht. Ansu hatte mir schon vor meiner Ankunft an dem Tempel der Göttin Solaris erklärt, dass er durch seinen Vater keinen guten Ruf bei der Königsfamilie hatte. 

Ansu löste seine festen muskulösen Arme zwar nicht ganz von meinem noch immer von Schluchzern bebenden Körper, doch lockerte er seinen festen Griff etwas um mir besser ins Gesicht sehen zu können. Er musste seine Frage nicht laut aussprechen, denn ich konnte sie auch von seinem Gesicht ablesen. Auch ich sprach meine Antwort nicht aus, denn ich wusste es würde ihm genügen und nickte einfach nur. Ich versuchte vor Ansu nicht einmal meine Unsicherheit zu verstecken, die mich diese Umstände fühlen ließen. Er konnte sie ganz sicher in meinen Augen sehen. 

"Also Ansu. Jetzt hast du deine Bestätigung. Lass sie endlich los." donnerte Noan beharrlich.

Ich bekam Panik. Ich wollte Ansu nicht jetzt schon verlieren, gerade wo ich mich endlich sicherer fühlte. Mit einem Mal sprach ich die nächsten Worte aus, ohne auch nur annähernd daran zu denken wozu sie führen könnten. "Du bist mein Gefährte das stimmt, aber Ansu ist mein Freund." Ich hatte es mit so einer Überzeugung gesagt, dass sogar ich es mir glauben würde, wenn ich die Wahrheit nicht kennen würde. Ansu sah mich erst verwundert an, doch schien er meine Absicht kurz darauf zu verstehen, denn er legte seine Hand in meine und sagte weiterhin verwundert "Ich dachte wir wollten es noch nicht öffentlich machen. Mein Häschen."

Ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte, denn er spielte sogar mein spontanes Schauspiel mit, obwohl es nicht abgesprochen war.

"Toll, das war aber vor mir, denn jetzt hat sie einen Gefährten." Sprach Noan weniger erfreut, doch versuchte er seine Enttäuschung hinter seinem Spott zu verstecken. "Glaub mir, ich weiß, dass wir Gefährten sind. Das hast du mich in den letzten Wochen leider deutlich genug spüren lassen, aber ich kann genauso gut einen Freund haben wie du eine Verlobte." Woher ich das Selbstbewusstsein nahm wusste ich nicht, denn die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. Es klang fast schon deutlich so als würde ich mit einem kleinen Kind sprechen, der es sich schwer tat ganzen Sätzen zu folgen.  Ansu folgte unserem Gespräch ganz genau und blickte schmunzelnd zwischen uns hin und her, dabei löste er seine Hand nicht von meiner. Als er hörte, dass mein Gefährte eine Verlobte hatte verfestigte er sogar seinen Griff um meine Hand.  

"Das wird lustig." sagte Ansu belustigt in meine Richtung und zog mich daraufhin an meiner Hüfte näher zu sich. Hätte ein anderer Mann mich so angepackt wie er, hätte ich wohl ganz anders reagiert, doch Ansu würde ich sogar mein Leben anvertrauen.

Noan gefiel die Show die wir ihm boten ganz und gar nicht. Man konnte sehen wie sehr es ihn aufregte, denn seine Hände formten sich zu festen Fäusten, sein brodelnder Blick war direkt auf Ansus Arm gerichtet, während sein ganzer Körper sich anspannte. In mir löste sich plötzlich die ganze Anspannung dafür machte sich das Gefühl der Genugtuung breit. 

Ich konnte vollkommen nachvollziehen, dass er keinen Gefallen daran fand, dass ich einen Freund hatte, denn genauso hatte ich mich gefühlt als Vega mir offenbarte, dass sie Verlobt sind. Ich wollte um ehrlich zu sein, dass er es am eigenen Leib spürte, was er mir antat. Ich wollte ihm das Gefühl geben nicht einmal zur Wahl zu stehen. Er sollte denken, dass er nicht einmal als meine zweite Wahl in Frage kam. 

MythosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt