[Kapitel 12/Teil 3]

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*Noan POV*
-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Es war schon spät am Abend als ich mich wieder auf den Weg zu dem Gästezimmer machte in dem Elara vorübergehend stationiert war. Der Arzt war auch heute zu ihr gegangen um ihre Werte zu kontrollieren. Er konnte mir auch nicht sagen warum sie noch bewusstlos war, doch versicherte er mir mehrmals, dass es ihr laut ihren Werten mehr als nur gut ging.

Der Duft der mich kurz nach der Versammlung in seinen Bann gezogen hatte war aus den Fluren größtenteils schon lange verschwunden, doch so kurz vor ihrer Tür umgab mich wieder ein unbeschreibliches Gefühl. Tief atmete ich den lieblichen Duft meiner Gefährtin ein bevor ich vor Vega zum stehen kam. Sie hatte doch tatsächlich auf mich gewartet und würde mein Schnuppern hoffentlich für eine Art mentale Vorbereitung halten als für einen verzweifelten Versuch den Duft einer anderen Frau aufzuschnappen.

"Da bist du ja endlich. Was hat denn so lange gedauert?" Fragte sie mich aufgebracht und wirbelte dabei theatralisch mit ihrer rechten Hand während sie mich ihrer Linken das Buch an ihre Brust drückte. Während ich näher an die Tür trat antwortete ich ihr matt. "Torins Rede musste für morgen fertig gestellt werden, da konnte ich leider nicht früher kommen. Tut mir leid." Es war sicher nicht fair ihr gegenüber, doch hatten mich die stundenlangen Versuche Torin von einem Text zu überzeugen, sehr viel Kraft gekostet. Die Nervosität die sich so allmählich in meine Glieder schlich machte meine Situation auch nicht besser.

Ganz langsam machte ich die Tür zu dem Gästezimmer auf und schaute kurz vorsichtig in das Zimmer, bevor ich die Tür noch weiter auf drückte um hinein zu treten.
Näher ging ich nicht an das Bett Elaras und stellte mich nur an die Wand neben der Tür. Elara war schon wach, doch sah sie nicht ein einziges Mal in meine Richtung. Sie folgte Vega mit einem erschöpften Blick, welche sich ihr mit schnellen Schritten näherte. Kurz räusperte ich mich in der Hoffnung Vega würde meine kurze Warnung, auf etwas abstand zu bleiben verstehen, doch sie beachtete mich nicht weiter und setzte sich stattdessen an das Fußende meiner Gefährtin und beachtete mich nicht weiter.

"Hallo Elara. Wie geht es dir?" Vega sprach sehr ruhig und leise, fast so als würde sie ihr Gegenüber nicht verschrecken wollen. Dabei hatte Vega auch so eine viel zu liebenswerte Ausstrahlung, um auch nur annähert bedrohlich zu wirken. Wahrscheinlich konnte sie, auch wenn sie wollte, keine Gefahr für irgendjemanden darstellen.

Vorsichtig nahm sie die rechte Hand Elaras in ihre und legte sie anschließend auf das lederne Buch welches nun auf ihrem Schoß lag. "Erinnerst du dich noch an mich und daran, dass du mir das Buch überreicht hattest? Ich bin Vega." Sprach sie weiterhin ruhig und beobachtete dabei die Reaktion ihres Gegenübers ganz genau.

Elara sah erst zu ihren Händen auf dem ledernen Buch bevor sie wieder zu Vega sah und langsam nickte. Die Erschöpfung sah man ihr noch deutlich an. Durch ihre Blässe wirkte sie fast schon kränklich.

"Magst du mir etwas mehr über dich und das Buch erzählen? Vielleicht auch darüber was genau die Göttin damals gesagt hatte wie wir das Buch lesen können." Versuchte Vega es erneut meine Gefährtin zum reden zu bringen, doch statt ihr zu antworten deutete sie kurz emotionslos mit ihrem Blick zu mir. "Stört dich mein Verlobter soll er uns vielleicht kurz alleine lassen? Wäre dir das lieber?" Fragte Vega nun freundlich.

Wahrscheinlich wollte sie auf ihr Gegenüber nur zuvorkommend wirken, doch hatte sie durch ihren Versuch meiner Gefährtin nur gesagt, in welcher Beziehung sie zu mir stand. Das es sich um eine Scheinverlobung handelte hatte sie Elara verschwiegen.

Da ich meinen Blick noch immer nicht von Elara gelöst hatte sah ich wie sie betrübt ihren Blick senkte und kurz nickte bevor sich Vega zu mir drehte. "Noan mein Lieber lässt du uns Mädels mal bitte kurz alleine? Du kannst auch gerne vor der Tür warten." Sprach sie mit einem leichten lächeln im Gesicht. Sie freute sich scheinbar darauf mehr über ihre neue Bekanntschaft zu erfahren.

"Ruf mich sofort, wenn was ist. Ich gehe runter und esse etwas, danach komme ich wieder zu euch. Solange könnt ihr alleine miteinander sprechen." Antwortete ich ihr mit ernster Miene. Ich machte mir zwar keine all zu großen sorgen um die Beiden, da Elaras Augen wieder menschlich wirkten, jedoch wusste ich nicht wie Elara mit dem vertrauten Umgang Vegas, die sie für mich an den Tag legte, umgehen würde.

Mit einem letzten prüfenden Blick drehte ich mich zu der Tür und ließ meine Verlobte mit meiner Gefährtin alleine während ich mich wirklich auf den Weg in das Esszimmer machte.

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