[Kapitel 14/Teil 3]

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*Noan POV*

-Mitte des 19.Jahrhunders-

Das was ich dort im Begriff war zu tun, war ganz und gar nicht fair. Weder gegenüber Elara, da ich sie am Ende für mein Versprechen an Vega im stich lassen müsste, noch gegenüber Vega die nicht einmal wusste was Elara eigentlich für eine große Rolle in meinem Leben spielte.

Naras Worte holten mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Elara war mir fürs erste Tabu, denn erst musste ich für die Sicherheit Vegas sorgen.

Schon oft habe ich mich gefragt ob es vielleicht besser wäre, wenn ich Elara beichten würde, dass wir mit Vega nicht wirklich verlobt waren, doch wollte ich ihr keine Hoffnungen machen. Bis sich etwas an Vegas Umständen veränderte, würde ich mein Versprechen ihr gegenüber halten, auch wenn das für mich bedeuten würde sie zwischenzeitig heiraten zu müssen. Als ich ihr das Versprechen gab wusste ich, dass ich meine Gefährtin kennenlernen könnte. Zwar hielt ich es für durchaus unwahrscheinlich, doch änderte das nicht an unserer jetzigen Lage.

Es vergingen viele Tage seit meinem Wutausbruch und unserer darauf folgenden Nähe. Torin, Nara und ich hatten uns dazu entschieden Vega nichts von unserer Verbindung zu erzählen um der Kleinen kein schlechtes Gewissen zu machen. Für sie war unsere Scheinbeziehung schon schwierig genug. Elara folgte unserer Diskussion stumm und mischte sich nicht ein. Nicht einmal ihr Gesicht bot uns einen Einblick in ihr Innerstes. Die Wellen die sie zuvor ausgestrahlt hatte mischten sich mit meinen, denn nun konnte ich nicht einmal sagen ob die Enttäuschung die ich spürte meine oder ihre Gefühle waren die meine Brust geradezu zuschnürten.

An den ersten Tagen versuchte ich mich wenigstens am Abend zu Elara zu schleichen um nach ihr zu schauen, doch erschwerte mir die physische Nähe zu ihr, die körperliche Zurückhaltung, weshalb ich mich dazu entschied ihr Zimmer fürs erste zu meiden. Natürlich würde ich sie nicht direkt bespringen, darum ging es mir in erster Linie gar nicht, doch würde ich es nicht lassen können wieder nach der Nähe zu suchen die wir an dem Tag geteilt hatten. Es wäre ungerecht gar zu unehrenhaft gegenüber Vega, wenn ich einer anderen Frau nächtliche Besuche abstatten würde.

Von Tag zu Tag spürte ich immer deutlicher, immer schmerzhafter, wie unsere Bindung an unserer räumlichen Trennung litt. Die Tage wurden gefühlt immer länger und die Nächte immer unerträglicher. Allein das Atmen schmerzte.

Torin ging weiterhin seinen Aufgaben nach und versuchte mich weitestgehend aus seiner Arbeit herauszuhalten, um mir die nötige Zeit zu geben mich an meine neue Situation zu gewöhnen. Stattdessen nahm er Nara öfters mit um sie so gut wie möglich von Elara abzulenken.

Mir war klar, dass es nicht Naras Natur entsprach so aus der Reihe zu tanzen und einer unschuldigen Person gegenüber so nachtragend zu sein. Sie wollte nur ihre Schwester schützen, doch leider bemerkte sie dabei nicht wie ungerecht sie sich dabei verhielt. Elara hatte sich ganz sicher nicht freiwillig dazu entschieden die Gefährtin eines vergebenen Mannes zu sein. Ob nun im Schein oder nicht.

Vega besuchte Elara täglich in ihrem Zimmer, da sie noch immer versuchten die Schriften zu entziffern. Ab und an brachte sie sogar das Buch in das Esszimmer um es neben ihren Notizen ausbreiten zu können. Elara hingegen hatte ihre vier Wände nicht ein einziges Mal verlassen.

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