[Kapitel 17/Teil 1]

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*Noan POV*

-Mitte des 19.Jahrhunderts-

In der Hoffnung, dass alles gut gehen würde, hatte ich mich dazu entschieden meine Gefährtin alleine zu lassen. Ich hatte sie, im Namen eines Versprechens an eine andere Frau, viel zu lange vernachlässigt. Ich war so besessen davon das Leben einer anderen Frau zu schützen, dass ich die neuen Gefühle in mir versuchte mit Alkohol zu ertränken. Hätte Vega mir doch nur schon etwas früher erzählt, dass sie von unserer göttlichen Verbindung wusste, denn dann hätte Elara nicht so lange leiden müssen.

Nun saß ich schon seit einigen Stunden in dem Thronsaal der Burg, welche wir zu einem Gemeinschaftsraum umfunktioniert hatten. Der Thron selbst, diente nun den Zimmerpflanzen als ein viel zu teures Podest. Torin und Nara saßen mit mir an dem kleinen Tisch und warteten auf den Arzt, welcher Elara seit ihrem Zusammenbruch untersuchte. "Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass du meiner Schwester unrecht tust, hätte ich ganz sicher nicht gewollt, dass Elara so sehr unter eurer Trennung leidet." Nara hatte sich dazu entschieden das Schweigen zu brechen. Seitdem ich ihnen Gesagt hatte was vorgefallen war, waren wir unseren eigenen Gedanken gefolgt. "Hör doch endlich auf Nara, sie ist das letzte Erbe der Göttin Solaris und die Gefährtin meines Bruders. Deine Schwester muss da leider etwas kürzer treten." hörte ich Torin ihr verbittert antworten. Die beiden hatten schon seit langem kein richtiges Gespräch miteinander geführt, da Nara alles ständig auf meine Gefährtin hinauslaufen ließ. "Elara mag euch von ihrer Warnvorstellung überzeugt haben, doch wissen wir doch eigentlich alle, dass es sich bei ihrer Geschichte nur um ein Mythos handelt. Die Geschichte wurde uns doch allen, schon als Kinder, oft genug vorgelesen." Sie konnte es einfach nicht lassen. Torin und ich wechselten einen vielsagenden Blick und entschieden uns ihre Aussage nicht zu kommentieren, da sie sich immer neue Argumente ausdenken würde bis sie sich wiederholte. Das hatten wir schon oft genug versucht.

Zu unserem Glück kam der Arzt gerade in den Thronsaal und stellte, nach einem kurzen Nicken, seine alte Tasche auf den Tisch, die lederne Tasche hatte ihre besten Jahre sichtlich schon hinter sich gebracht. "Wie geht es ihr?" fragten Torin und ich wie aus einem Mund. "Auf eine mir unerklärliche Weise sehr gut." Der Arzt setzte nachdenklich seine braune Hornbrille ab um es ordentlich in seiner Tasche zu verstauen bevor er weiter sprach. Er schien sich in der kurzen Zeit seine Worte zusammenlegen zu wollen. "Es wirkt fast so, als würde die junge Dame gerade nur einen starken Rausch ausschlafen. Wahrscheinlich wacht sie sogar noch im laufe des Tages auf." Erleichtert fielen mein Bruder und ich uns in die Arme. "Ich kann es mir wirklich nicht erklären wie sich ihr Zustand so schnell wieder bessern konnte. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie ihr Euer Versprechen gabt bevor es schon zu spät war. Gefährten sollen schon oft Wunder verbracht haben." Diese Nachricht freute mich ungeheuerlich, denn meine letzten Versuche Elara zu retten, hatten doch noch geholfen. Ich war stolz darauf, sie noch rechtzeitig an mich gebunden zu haben.

"Du hast uns alle Gerettet." sprach Torin während er mir anerkennend auf die Schulter klopfte. Der Arzt wusste noch gar nicht wen genau er untersucht hatte. Klar hatte ich ihm sofort erklärt, dass Elara meine Gefährtin war und dass sie mir ihre Seele schon vor einigen Wochen versprochen hatte, doch hatte ich es verschwiegen, dass sie das letzte Erbe der Göttin Solaris war. Noch musste das keiner Wissen. Erst hofften wir darauf durch das Buch näheres erfahren zu können bevor wir das Volk informierten. Dementsprechend sah der Arzt uns nichts verstehend entgegen bevor er sich seine Tasche packte. "Nun denn, wenn was sein sollte ich bin ganz in der Nähe."

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