[Kapitel 19/Teil 1]

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*Noan POV*
-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Alle. Wirklich alle nur nicht er.
Ich hätte es wirklich, auch wenn nur widerwillig,  hingenommen, wenn Elara mir einen anderen Mann als ihren Freund vorgestellt hätte, doch Ansu überstieg eine Grenze dessen Dasein mir bis  dahin nicht einmal bewusst war.

Es wäre nur Fair, dass ich ihren Partner, ohne wenn und aber, so akzeptierte wie sie meine Verlobte akzeptiert hatte, doch war Ansu kein Mann den ich auch nur annähernd in ihrer Nähe sehen wollte. Geschweige denn so nah, so vertraut an ihren Körper gepresst. Zudem hatten wir unsere Seelen gerade erst miteinander verbunden, da hatte ich schon erwartet, dass sie sich für mich entscheiden würde, wie ich es für sie getan hatte. 

Ich hatte meine Hemmungen erst sehr spät überwinden können, denn der Gedanke eine junge Frau wie Vega ihrem Schicksal zu überlassen war nichts was ich unter einer ehrenvollen Handlung verstehen würde. Dabei habe ich erst viel zu spät bemerkt, dass ich mein Schicksal fast verloren hätte. Elara ist mein Schicksal. Nicht Vega.

Das sie sich nun für einen Verräter entschieden hatte passte mir vorne und hinten nicht. Auch wenn ich es verdient hatte, das durch zu machen was ich Elara hatte durchleben lassen, verdiente Ansu ihre Zuneigung ganz sicher nicht. Das er sich traute sich so stolz vor mich zu stellen um mir die Stirn zu bieten, hatte meine Wut wieder aufkochen lassen. Ich fühlte wie ich wieder einmal kurz vor einem Ausbruch stand, doch wollte ich Elara nicht noch einmal Angst machen.

Für mich und auch wahrscheinlich für alle andern die mich schon etwas länger kannten, war klar, dass ich Elara niemals mit Absicht schaden würde. Nur Elara war diese Tatsache noch nicht bewusst.  

Es war mir nicht entgangen, dass Elara nicht wirklich überrascht darauf reagierte, dass ich ihren Freund als den Sohn eines Verräters betitelt hatte. Ansu hatte ihr scheinbar schon etwas über unsere Vergangenheit erzählt, doch war ich mir mehr als nur sicher, dass er den wichtigsten Teil weggelassen hatte. Elara würde ganz sicher nicht bei ihm bleiben, wenn sie wüsste was damals wirklich geschehen war. 

Entweder spürte Elara es nicht so deutlich wie ich oder sie ignorierte das Zischen unserer Verbindung willentlich, als sie sich dazu entschied sich in die Arme des Verräters zu werfen. 

Ansu war sicher nicht so schuldig wie sein Vater, doch trug er nicht gerade wenig dazu bei, dass Erons Plan so gut aufging. Mutter hatte leiden müssen, weil er seinem Vater geholfen hatte. Ich selbst wusste es bis vor kurzem auch nicht, erst der Brief den mir Parvus an dem Tag der Versammlung zugesteckt hatte verriet mir die ganze Wahrheit. Bis dahin war ich gewillt Ansu wieder in unsere Reihen aufzunehmen sobald er sich wieder traute uns entgegen zu treten. 

Damals dachte ich er würde sich für die Taten seines Vaters schämen und würde deshalb so weit weg ziehen. Es war kein Fremdschämen, sondern sein Schuldbewusstsein das ihn dazu bewegt hatte so weit in den Süden zu fliehen. Lord Parvus hatte mir in seinem Brief beschrieben, wie er nach einer langen aufwendigen Suche nach den Jungfrauen-Schändern im Süden, mit Lord Ferdinands Hilfe, auf die letzte rechte Hand des Königs gestoßen war. Eron verdiente sich neben der Arbeit als die rechte Hand König Horus',  durch den Handel von gefährtenlosen jungen Frauen dumm und dämlich. Als er meine Mutter fand war auch sie noch Gefährtenlos. Damals konnte keiner wissen, dass sie die Gefährtin des Königs war. Zu seinem Glück hatte Eron die meiste Arbeit seinem gerade einmal 10 jährigen Sohn Ansu überlassen, so konnte sich meine Mutter nicht an ihn erinnern als sie später zu Horus in die Burg zog. Wie sie Ansu nicht erkannte war mir jedoch ein Rätsel. 

Erons Sohn sollte sie mit einem Vorwand aus ihrem Elternhaus locken und sie dann in eine alte Holzhütte führen. Dabei setzte er wohl an das Mitgefühl meiner Mutter um sie von sich zu überzeugen. Er tat so als würde er Hilfe brauchen um seiner Mutter zu helfen. "Nachdem der Wille der jungen Tindra durch eine unaussprechliche Art und Weise gebrochen wurde, lag es an Ansu deine Mutter an den Mann auszuliefern der sie damals nahm." hatte der Lord von dem Reiche des Merkur geschrieben. 

Der Mann hatte meine Mutter wohl für eine Woche wie ein Freudenmädchen gebucht und schändete ihren Körper wohl in den unerdenklichsten Arten und Weisen, bevor er sie wieder an Eron zurück gab, damit er sie wieder bei ihren Eltern absetzen konnte. Mein Großvater hatte damals wohl einen großen Anteil des Geldes als Schweigegeld bekommen. Das erklärte auch warum mich mein Großvater nur duldete, statt mich wie sein eigen Fleisch und Blut zu behandeln. Er hatte sich am Ende wie ein Zuhälter bezahlen lassen. 

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