[Kapitel 15/ Teil 1]

39 5 3
                                    

*Vega POV*
-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Wie sehr meine Schuldgefühle auch an meinem Verstand nagten, entschied ich mich dazu auf mein Herz zu hören. 

Ich hatte nie die Absicht mich jemals in eine andere Person zu verlieben als in meinen Gefährten, doch hatte ich dabei nie die Rechnung mit Noan gemacht. Er machte mit seinen leuchtend haselnussbraunen Augen einen Strich durch meine Rechnung.

Noan hatte versucht mich und meine Schwester vor unserem Vater zu beschützen, obwohl er uns nicht einmal kannte. Torin hatte einen guten Grund um sich zwischen unseren Vater und Nara zu stellen, doch war Noan nur durch seine Gutherzigkeit dazwischen gegangen. Schon damals kämpfte mein Herz mit meinem Verstand.

Nachdem sie Nara mitgenommen hatten verstaute ich meine zwiespältigen Gefühle hinter der Tatsache, dass ich ihn wahrscheinlich niemals wieder sehen würde. Nara und Torin hatten mir zwar versprochen mich bald abzuholen, doch wusste ich nur zu gut wie stur unser Vater sein konnte. Ich hatte mir eingeredet, dass seine Hartnäckigkeit die Versprechen meiner Schwester überschatten würde.

Noan hatte sich schon wieder freiwillig dazu entschieden mich vor meinem Vater zu beschützen, auch wenn es für ihn bedeutete eine Ehe mit mir einzugehen. Er stellte sich wieder zwischen mich und meinen Vater und holte mich in der letzten Sekunde ritterlich aus der Not, denn Vater wollte mich am nächsten Tag schon einem reichen Mann vorstellen, den er für mich ausgesucht hatte. 

Noan war so ehrenhaft, dass er  mich so rücksichtsvoll behandelte und mir mehrmals versprach unsere Abmachung nicht für seine eigenen Bedürfnisse zu benutzen. Er ist ein Mann, die haben bekanntlich stärkere vielleicht sogar andere Begierden als wir Frauen. 

Für mich stand fest, dass auch Noan Gefühle für mich haben musste, denn er ließ meine Berührungen zu, obwohl er es bei anderen gar nicht mochte. Teilweise bot er mir sogar Berührungen an, wie zum Beispiel bei meinem eintreten in die große Halle. Noan bot mir freiwillig seinen Arm an und legte später sogar noch seine freie Hand auf meine. War das nicht beweis genug für seine Gefühle? Er musste seine Hand ja nicht auf meine legen um unsere Scheinbeziehung glaubwürdig zu machen, denn das einhaken war doch genug Schall und Rauch für die Lords.

An dem Tag der Versammlung der neuen Lords im Tempel der Göttin Solaris wurde mir erneut bewusst, dass es sich nicht nur um eine einfache Schwärmerei handelte. Ich hatte mich Hals über Kopf in ihn Verliebt. Das Erscheinen seiner Gefährtin war für mich wie ein Wendepunkt, denn die Eifersucht die mich an dem Tag übermannte schlug mir meine Gefühle fast schon ins Gesicht. Ich konnte alleine durch ihre Blicke zueinander erkennen wer genau in die Halle des Tempels getreten war. Noan war so deutlich überfordert und haperte mit sich selbst, ob er sich für mich oder für seine Gefährtin entscheiden sollte. Er war so ein ehrenvoller Mann, dass nicht einmal die göttliche Verbindung seiner Seele zu einer anderen Frau ihn davon abbringen konnte sein Versprechen zu halten. 

Ich vertraute ihm so sehr, dass ich mich kurzerhand dazu bereit erklärte meine mögliche Verbindung zu der Prophezeiung zu offenbaren. Es stellte sich tatsächlich heraus, dass ich die Brücke zwischen den Schriften der Göttin und der Menschheit darstellte.

Ich war der fallende Stern aus der Prophezeiung. 

Ich war so stolz auf mich und auf den Fakt, dass wir Frauen endlich an der Reihe waren etwas durchaus Wichtiges zu erreichen, dass ich die Tatsache ignorierte, dass Elara mir vielleicht meinen Mann weg nehmen könnte. 

Noan würde mein Mann werden. 

MythosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt