[Kapitel 22/Teil 4]

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*Elara POV*
-Mitte des 19.Jahrhunderts-

Ich war noch überzeugt davon, dass ihn etwas bedrückte, denn dieser Mann der gerade vor mir stand war nicht der der mich so weit in den Norden begleitet hatte. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit ihm. Ich war noch nicht bereit dazu ihn so schnell aufzugeben, doch wenn er sich dazu entscheiden sollte weiterhin so herablassend über meinen Gefährten zu sprechen und immer weiter gegen den Strom zu schwimmen und dabei mich auch noch in Mitleidenschaft zu reißen hatte ich keine Wahl als ihn hier wegzuschicken. Für meinen und auch seinen wohl. Held hin oder her ich hatte nicht umsonst über drei Jahrhunderte auf meine Freiheit gewartet und mir war bewusst, dass mein Gefährte nicht nur der Schlüssel sondern auch ein Teil meiner Freiheit war.

"Wag es ja nicht den Namen meines Gefährten noch weiter in den Dreck zu ziehen. Du warst mir vor wenigen Wochen zwar eine große Hilfe gewesen, doch gibt dir das nicht das Recht so über Noan zu sprechen." Schon wieder hatte er eine Grenze überschritten. "Dein ach so toller Gefährte ist das Produkt einer Misshandlung. Er ist das Kind einer Hure." Spottete er noch weiterhin über Noan.

"Es reicht." Schrie ich Ansu entgegen. "Es reicht. Zügle deine Zunge du hast nicht das Recht über die Vergangenheit seiner Mutter zu urteilen. Du hast auch nicht das Recht ihn wegen den Untaten eines Hundes zu beschuldigen. Was kann er dafür? Was kann seine Mutter dafür, was damals vor mehr als 27 Jahren vorgefallen war?" Ich fühlte wie die Macht Solaris anfing in mir zu brodeln. "Wie kannst du wagen so über Noan zu sprechen du Aasgeier." Meine Handflächen schienen zu brennen.

So wie die Sonne dem Mond ihr Licht spendete, damit dieser im Nachthimmel so hell erleuchten konnte hatte mir Solaris ihre Macht geschenkt. Auch wenn es schwer werden würde unsere gemeinsame Vergangenheit zu vergessen... Und ja auch die Geschehnisse der letzten Wochen, würde ich mich nicht gegen den Wunsch der Göttin stellen und mich für einen anderen Mann entscheiden. Geschweige denn für Ansu.

Ich muss ganz ehrlich sein, das war zum Teil auch zu meinem Eigennutz, denn ich fing an Gefallen an Noan zu finden. Er wusste wie er mit mir umgehen sollte, denn er schien mich auch ohne Worte zu verstehen. Die Geborgenheit die von ihm ausging und auch die Art und Weise wie er meine Seele beruhigte wollte ich nicht mehr missen. Wäre er heute Nacht nicht gewesen wäre ich ganz sicher nicht so einfach meiner Panik entkommen. Dadurch hatte er mir deutlich bewiesen, dass in ihm viel mehr Gutes steckte als mir in den letzten Wochen bewusst war. Ich wollte es nicht riskieren ihn zu verlieren. Nicht jetzt wo meine Seele wieder anfing zu heilen.

Noan erinnerte mich mit seiner Art ein wenig an Sirius meinem alten Freund dem dunklen Wolf, der mich einfach in seinem Rudel akzeptiert hatte und sich ohne Worte um mich kümmerte. Er brauchte nicht meine Worte um mich zu verstehen er war einfach nur da , er war mein Zuhause.

Erst in dem Moment setzten sich meine Gedanken und Gefühle wie Puzzleteile zusammen, mir wurde plötzlich bewusst ,dass nun mein Gefährte mein Zuhause war und den durfte ich ganz sicher nicht für einen Aasgeier aufgeben.

Noan war mein Zuhause. Mein Schicksal.

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