[Kapitel 23/Teil 1]

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*Noan POV*
-Mitte des 19. Jahrhunderts-

Dieser Verräter hatte es doch wirklich gewagt wieder eine meiner liebsten zu verletzen. Er hatte es tatsächlich gewagt auch meine Gefährtin auf die gleiche Weise zu zeichnen wie er es damals mit meiner Mutter getan hatte.

Ich wusste was als nächstes passieren würde und zum ersten Mal in meinem Leben war ich gewillt es freiwillig zuzulassen. Ich würde den Ausbruch meiner Wut dieses Mal nicht aufhalten, sondern öffnete meinen Geist regelrecht für die ganzen aufgestauten Gefühle der letzten Jahrzehnte. Ansu würde bereuen was er meiner Familie angetan hatte.

Ich sah wieder rot doch dieses Mal nahm ich die Kraft nicht nur aus meinem Inneren sondern auch von Elara. Wie kleine Stromstöße regte sich die Wut in mir und verwandelte sich Impuls-artig zu einem unaufhaltsamen Drang. Es drohte auszubrechen. Mit einem Mal vergrößerte sich die Kraft die ich aus Elara schöpfte und machte sich erstmals als eine Wucht aus grellstem Licht bemerkbar bevor es auf mich zuströmte. Aus irgend einem Grund schien mein Innerstes nur auf diese Wucht an neuer Kraft gewartet zu haben, denn es machte mir keine Angst. Stattdessen nahm ich die willkommene Wärme gierig in mir auf.

Was die Göttin des Mondes mir gerade auch schenkte, es würde alles verändern und ich war mehr als nur offen dafür. Das würde Ansu den letzten Rest an jeglichen Vorteilen nehmen. Das würde das Ende für ihn bedeuten.

Und tatsächlich baute sich eine neue Art von Wärme in mir auf die meinen Geist stärkte. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben im Einklang mit mir selbst. Es vergrößerte mein Innerstes bevor es Platz für einen weiteren Geist machte. Wie paradox es auch Klang wuchs mein Geist durch seinen neuen Gefährten. "Sirius" hörte ich Elara überrascht flüstern und wendete meine Sicht für wenige Augenblicke zu ihr. "du bist endlich wieder zurück."

Ich kannte diesen Sirius nicht, doch wusste ich, dass er genauso zu mir gehörte wie es meine Seelengefährtin tat. Unsere Seelen waren Verwandt. Er war ein Teil von mir dessen bisheriges fehlen mir erst jetzt bewusst wurde.

Ansu zuckte durch die Intensität des Lichts ängstlich zusammen und wurde nur durch meinen festen Griff an seinem Kragen auf seinen zittrigen Beinen gehalten. Ich wusste nicht wann und wie ich ihn wieder gepackt hatte, doch konnte ich deutlich spüren, dass ich ihn viel fester im Griff hatte als zuvor. Auch wenn die Situation für mich noch ganz neu war wusste Sirius scheinbar was er zutun hatte. Ein tiefes Grollen ließ meinen ganzen Körper freudig mit einer ganz neuen Art von Gewalt erzittern und brach kurz darauf mit einem ohrenbeteubendem Knurren aus mir heraus, bevor meine rechte Hand an Ansus Hals schoss.

"Du bist es nicht wert auch nur einen weiteren Augenblick den Sauerstoff mit meiner Luna zu Teilen. Mögen dir die Seelen deiner Opfer für alle Ewigkeit keine Ruhe gönnen bis deine mickrige Seele in der Hölle endgültig verschmort."

Mit kaum einem Kraftaufwand drückte Sirius einfach zu bis kurz darauf ein widerliches knacken ertönte. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen was geschehen war. Ansu war nicht der erste Mann der durch meine Hand gestorben war, doch war es mir noch nie so leicht gefallen.

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