Kapitel 9: Ella - Halbnackte Tatsachen.

155 12 0
                                    

Ella

Ich beendete meine kurze Yoga-Session und ging ins Badezimmer. Es war kurz vor halb sieben und ich wollte noch schnell unter die Dusche springen. Also wusch ich mich schnell, Creme mich ein und schlüpfte in eine kurze Hose mit Bundfalten und ein altes T-Shirt des Hockeyteams meines Bruders. Es war mal seins, doch ich hatte es ihm erfolgreich stibitzt.
Dann ging ich zu der kleinen Tasche neben meinem Bett und griff nach meinen Medikamenten.
Als ich vor ein paar Jahren die Diagnose erhalten hatte, hatte ich die Krankheit nicht einmal gekannt.
Dabei war Hashimoto Thyreoiditis gar keine seltene Erkrankung. Und auch wenn ich ziemlich viele und teilweise heftige Symptome hatte, konnte man mit dieser Autoimmunerkrankung sehr gut leben. Ich nahm jeden Tag eine Tablette und achtete darauf alle wichtigen Nährstoffen ausreichend zur Verfügung zu haben. Zusätzlich ernährte ich mich noch möglichst Entzündungshemmend. Woran ich mich tatsächlich nicht immer halten konnte. Weil ich auch mal etwas mit Zucker essen wollte.
Aber meist lief es gut. Auch wenn ich ab und zu in einen Schub kam, in dem die Schilddrüse, also das Gewebe, das durch die Reaktion den Immunssystems angegriffen wird entweder in Über- oder Unterproduktion ging. Da ich eine chronische Unterfunktion hatte, meine Schilddrüse also weniger von den Hormonen produzierte, die ich eigentlich brauchte, spürte ich beinahe sofort, wenn sie plötzlich mehr produziert. Vorallem Übelkeit, Durchfall und Magenschmerzen waren auf der Tagesordnung. Dann noch die Kraftlosigkeit, die Müdigkeit, die Gelenkschmerzen...
Sagen wir mal so; Es war wichtig, dass ich meine Diät möglichst Konsequent durchhielt.
Also schnappte ich mir meine kleine Tasche, meinen Zettel und verschloss die Terrassentür.
Dann blickte ich auf die Uhr. Kurz vor sieben. Ich rief noch schnell beim Zimmerservice an und bestellte mir etwas zu essen.
"Hat Mr. Sinclaire schon etwas zu essen bestellt?" Fragte ich nach, doch die Dame verneinte. "Allerdings haben wir genaue Anweisungen erhalten, wie sein Frühstück aussehen soll." Ich nickte. War vermutlich so ein Sportler-Ding. "Gut würden sie es gleich beides zusammen bringen? Wir werden auf der Terasse sein." Erklärte ich und verabschiedete mich, nachdem sie freundliche Mitarbeiterin sagte, dass unsere Essen in weniger als 20 Minuten bei James' Bungalow sein würde.
Dann machte ich mich auf den Weg. Zu meinem Glück hatte ich mir gestern noch die Nummer seines Bungalows gemerkt und konnte nun direkt dorthingehen.
Ich entschied mich allerdings dafür über den Strsnd zu gehen. In LA ging ich fast nie zum Strand. Es war immer voll und hatte nichts idyllisches. Es ging um Aussehen und Status. Nicht um den Strand selbst.
Doch hier war es so wunderschön und ruhig, dass ich ewig hätte weiter laufen können. Gerade als ich den Blick vom Meer löste und hinter mich zum Bungalow blickte, erkannte ich James, wie er, nur im Handtuch bekleidet auf die Terasse trat. Schnell wandte ich den Blick ab. Doch er hatte mich gesehen. Wie auch nicht?
Dann wandte ich mich wieder zu ihm um. Und sah, wie er mich direkt anstarrte. Er sah aus, als wäre er sich nicht sicher, ob ich wirklich vor ihm stand. Oder naja zehn Meter von ihm entfernt.
Als mein Blick an seinem Körper entlang nach oben wanderte, blieb mein Blick an seinem arroganten Lächeln hängen.
Ich konnte nicht leugnen, dass er gut aussah. Er bestand aus reinen Muskeln. Aber er war schmal und kivht so aufgepumpt. Hatte er die Statur eines Schwimmers. Naja oder eben eines Tennisspielers.
Seine leicht gebräunt, glatte Haut und dieses tiefsitzende Handtuch verdeckte halt wirklich gerades das nötigste. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar glauben, dass er das mit Absicht tat. Immerhin wusste er doch, dass ich im sieben Uhr bei ihm sein wollte.
Er hob eine Hand und symbolisiert mir mit erhobenem Zeigefinger, dass er in einer Minute zurück wäre, drehte sich um und betrat seinen Bungalow. Doch bevor ich den Blick abgewandt hatte und er aus meinem Sichtfeld verschwunden war, ließ er das Handtuch auf den Boden fallen und zeigte mir seinen muskulösen Hintern.
Ich seufzte und ergänzte auf meiner Liste noch einen weitere, imaginären, Punkt.
Mit langsamen Schritten entfernte ich mich vom Wasser und steuerte auf den Tisch auf der kleinen Terasse zu. Ich ließ mich auf einem der Stühle nieder und schob ihn so zurecht, dass ich aufs Meer sehen konnte. Aus mehreren Gründen, aber der wichtigste, warwohl, dass ich nicht aus Versehen einen weiteren Blick auf James erhalten wollte.
Keine fünf Minuten später kam ein freundlicher junger Mann mit unserem Frühstück und baute es auf dem kleinen Holztisch auf.
Das Obst sah fantastisch aus, dazu Naturjoghurt mit etwas Agavebdicksaft und Granola, dass wie der freundliche Mitarbeiter mir sagte, selbstgemacht war.
Eine Minute später kam James aus dem Haus, voll angezogen. Er sah den jungen Mann nicht mal an und ich schnaubte. Dann bedankte ich mich bei ihm und griff nach der Flasche Wasser, die er mitgebracht hatte.
James ließ sich mit einem lauten Seufzen mir gegenüber auf den Stuhl fallen und hob die Haube von seinem Essen. Mit einem schnellen Blick scannte er, was aussah, wie ein Omelette aus Eiweiß, Spinat und Tomaten. Er schien zufrieden zu sein, denn er griff nach seiner Gabel und begann zu essen.
Ich trank gierig einen Schluck aus der Wasserflasche und wandte mich dann dem Obst zu, dass man eigentlich in dem Joghurt ertränken sollte, doch ich aß es fast auf, bevor ich auch nur einen Happen von dem Joghurt probiert hatte.
"Also, willst du anfangen oder soll ich?" Fragte ich nach. Er musterte mich, griff nach meiner Wasserflasche und trank. Das hieß vermutlich, dass ich anfangen sollte.
Also holte ich meine Liste aus meiner Tasche und entfaltete sie. Glattstreichend legte ich sie auf den Tosch, bevor ich James wieder ansah.
"Okay. Das wichtigste ist Respekt. Ich möchte von dir respektiert werden. Keine abwertenden Kommentare über mein Aussehen, meine Kleidung oder meine Entscheidungen." Begann ich und wieder musterte er mich. Dann nickte er.
"Ich brauche meine Ruhe. Ich werde dich nicht anzicken, weil ich mal schlechte Laune habe, sonder sage dir, dass ich jetzt kurz einen Moment brauche. Das erwarte ich auch von dir. Wenn ich dir auf den Keks gehe, dann sag mir das! Ich lass dich dann gerne in Ruhe." Wieder sah er mich mit diesem Bluck an, den ich nicht deuten konnte. Dann nickte er aber wieder. Ich hätte mich nicht zu früh darüber freuen sollen, dass keine dummen Kommentare kamen. Denn James Sinclaire war König der dummen Kommentare.

The Big Move Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt