Kapitel 33: Ella - Mittagspause.

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Ella

Ich war gerade fertig mit dem Dreh für den Vormittag, als ich mich auf den Weg machte zum Mittagessen. Ich war heute morgen so spät dran gewesen, dass ich nichts hatte essen können und nun war ich beinahe am verhungern. Haddie oder Ashley unterhielt sich noch mit Rayner und ich beschloss vorzugehen.
Mit Rayner hatte ich wenig zu tun. Im Grunde war das Set wie eine Highschool. Es gab Gruppen die sich nur selten mischte. Eric hatte mir schon  erklärt, dass er das schon kannte. Es waren meist die Hauptcharaktere, die Nebenrollen, die Assistenten, die Chefs und das Versorgungspersonal. Selbst das Zelt erinnerte an eine Schulkantine. Alles saßen an ihren Tischen und keiner mischte sich.
"Hey, El." Rief Eric als ich das Haus verließ und zu einem der Kleiderständer ging. Wir hatten alle Hemden, die unsere Kostüme schützen sollten. Ich streifte mir meins über, auf dem mein Name stand und wandte mich lächelnd zu Eric um. Vermutlich war Eric die Person, mit der ich mich am besten verstand.
Die Jungs, die als Heimkinder gecastet wurden, mal ausgeschlossen hatte ich die meisten Szenen mit James und Ashley. Und obwohl Eric und ich insgesamt nur in einer handvoll Szenen  spielten, war ich doch am meisten außerhalb zusammen. Er war nett und normal. Er war weder hysterisch, noch war er laut oder sonst wie nervig. Es war als wäre ich mit einem meiner Brüder zusammen und es war schön nicht ganz so alleine zu sein.
Mit Ashley hatte ich privat vielleicht drei Worte gewechselt. Und dann war da noch James.
James. Ich wusste nicht, was wir waren. Oder was wir nicht waren. Im Grunde sprach James nicht mit mir. Jedenfalls außerhalb des Sets. Beim Dreh tat er so als wären wir die besten Freunde. Es war wirklich nervig. Ich wusste nie woran ich war.
Eric und ich gingen zum Truck und ich lächelte die Frau hinter dem Tresen an und bestellte. Sie erwiderte es und reichte mir eine Portion von ihrer vegetarischen Lasagne, die ich schon vor zwei Tagen hatte. Sie war fantastisch. Ich achtete nicht darauf, was Eric bestellte, doch er bekam sein Essen und zusammen gingen wir ins Zelt. Es war Mittagszeit und nicht überraschend, dass wir so ziemlich die letzten waren. Es war ziemlich voll. Doch Eric und ich setzten uns an einen der Tische, die noch ein wenig Platz hatten. Ich ließ meinen Blick wandern und fragte mich, warum James einfach so verschwand. Wir hatten heute keine Szenen zusammen und ich hatte ihn nur einmal kurz vor dem Dreh mit Eric gesehen. Die beiden hatten eine ganze Menge Szenen zusammen. Sogar einige Außerhalb des Sets. Meine erste Szene außerhalb war erst in einer Woche und ich war nervös. Vor allem wenn man vor Passanten drehte war es manchmal eine Herausforderung. Doch es war eigentlich nichts anderes als vor Publikum zu spielen.
"Wie lief der Dreh heute?" Fragte ich Eric und schob mir eine volle Gabel in den Mund. Er schnaubte genervt.
"Sinclaire ist schon etwas." Sagte er nur einfach und ich lächelte schwach. "Er ist das was man eine Diva nennt." Fügte er hinzu und ich nickte. "Er ist es einfach gewohnt zu bekommen, was er will." Sagte ich mit einem Schulterzucken. Als wäre mir das egal. Aber das war es nicht. Natürlich war es das nicht.
Ich hasste seine Art immer Dinge zu bekommen. Doch das kam aus einer verbitterten Einstellung. Und eigentlich war ich nur neidisch.
"Aber er ist überraschend gut." Gab Eric zähneknirschend zu. Das war mir auch aufgefallen. "Ich meine es ist doch unfair." Eric lachte auf. "Er ist Profisportler, sieht gut aus, die Welt liegt ihm zu Füßen und nun ist er auch noch ein guter Schauspieler." Er sah wirklich geknickt aus.
"Ich denke nicht, dass es so einfach ist. Wessen Leben ist das schon?" Erklärte ich ihm leise. Es fühlte sich irgendwie falsch an, mit Eric über ihn zu lästern. Als würde ich ihn verraten.
"Naja aber mal im Ernst; sein Leben ist schon nicht schlecht." Ich nickte. Aber ich sagte nur: "Es ist nicht immer alles Gold was glänzt."
Eric schien meine Resigniertheit zu spüren und wechselte, nach einem kurzem Schweigen, das Thema.
"Wie war dein Dreh heute?" Ich überlegte kurz. "Wir haben viel geschafft." Sagte ich und brachte ihn damit zum Lachen. "Das klingt nach Spaß." Kommentierte er. Aber was sollte ich schon sagen. Wir hatten die Szenen schnell gespielt und es war alles glatt gelaufen.
"Wir sind mit den Indoor-Szenen beinahe durch. Ihr habt heute Abend einen Straßendreh?" Fragte ich ihn und er nickte. "Ich liebe es außerhalb zu drehen. Wir drehen in einem Club Downtown. Es wird voll werden." Sagte Eric aufgeregt. Als würde er sich darauf freuen zwischen hunderten Menschen  zu spielen. Es war laut, hektisch und schwer sich zu konzentrieren. Ich hatte Angst davor. Es machte mich nervös. Vor allem die Kuss-Szene des Finales. Denn dort würde Ava auf das Feld eines Spieles rennen und ihn küssen. Wir drehten es an Tag 21. Es war nach Weihnachten. In der zweiten Januarwoche.
Zum Glück hatte ich gestern einen Flug gebucht  ich konnte es kaum abwarten. Zwar waren es nur drei Tage. Doch ich hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und ich vermisste sie alle. Ich freute mich darauf nach Hause zu kommen.
"Oh das wäre meine Hölle. Ich mag es nicht unter Beobachtung zu stehen." Verdutzt sah Eric mich an. "Du bist Schauspielerin." Merkte er an. "Und du bist gut. Es ist doch dein Job angesehen zu werden." Fügte er hinzu und sah mich fragend an. "Stimmt schon. Aber das direkte Feedback ist es, was mich nervös macht." Erklärte ich schulterzuckend. "Bei einem Film, da sehe ich die Leute nicht, wie sie mich ansehen. Doch vor Publikum..." Ich schüttelte mich. "Aber am Set sind so viele Menschen." Führte er weiter aus. Als könnte er es überhaupt nicht glauben. "Jeder hier ist auf seinen Job konzentriert. Ich bin nur ein Teil davon. Keiner sieht mich wirklich an." Er lachte auf. "Glaub mir Ella, sie sehen dich alle an. Du bist wirklich schwer zu übersehen."

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