Kapitel 4: James - Auf Augenhöhe.

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James

Gelangweilt ließ ich mich in den Schaukelstuhl vor dem kleinen Bungalow fallen und scrollte durch Instagram.
Nachdem ich auch das tausendste Nackbild von irgendeinem Model gesehen hatte, schloss ich die App und sah auf.
Es war eine ganze Weile her seit ich  auf Hawaii war und ich hatte beinahe vergessen, wie schön es war. Das änderte aber nichts daran, dass ich verdammt nochmal nicht hier sein wollte.
Was mir Morgan in seiner weichgespülten Predigt hatte sagen wollen, hatte mein Sponsor mir ziemlich deutlich gesagt. Ich hatte keine Wahl.
Mein Image war nunmal mein Image. Und ich war gerne das Arschloch. Ich machte das nicht mit Absicht. Doch ich war nun mal Sportler. Ich sah gut aus, hatte Geld und liebte die Frauen. Ich konnte nichts dafür, dass sie sich in mich verliebten. Ich machte ihnen keine Versprechen. Doch laut meinen Sponsoren war diese Rolle nichts, was ich noch lange spielen konnte. Sie wollten einen Schoßhund. Und ich war nicht bereit mich diesen Idioten zu fügen. Aber ein Mann musste essen und auch ich hatte Rechnungen. Ich hatte schon ein paar mal vor der Kamera gestanden.
Und es würde mir sicherlich nicht schaden dieses Projekt anzugehen. Ich war auf der Höhe meiner Karriere, doch ich war kein Idiot und ich hatte gesehen, wie schnell Karrieren im Sport beendet waren. Es war nur schlau sich Gedanken über die Zukunft zu machen.
Selbst wenn die Zukunft in romantischen Schnulzenfilmen lag. Es damit ließ sich Geld verdienen. Viel Geld. Und dazu sagte ich nie nein.
Egal wie kitschig der Streifen auch sein würde.
Amber hatte mir die Plotdetails geschickt, doch ich hatte noch nicht wirklich reingelesen. Das Drehbuch würde ich vermutlich eh erst nach diesem ganzen Theater hier lesen. Auch wenn ich es quasi direkt vor mir liegen hatte. Wir waren hier um uns kennenzulernen, um zu gucken, ob die Chemie stimmte. Mir persönlich war es ziemlich egal, welche Kleine das Glück haben würde ein paar mal mit mir zu knutschen. Ich hoffte nur sie war keine von diesen Nervensägen, die begannen zu kletten. Das würde ein Problem werden. Vielleicht war sie ja sogar eins von den Models die ich eben noch halbnackt gesehen hätte. Also dagegen hätte ich nichts einzuwenden.
Vielleicht könnten wir gleichzeitig noch ein bisschen Spaß haben.
Lächeln lehnte ich mich noch weiter zurück, verschränkte meine Hände hinter dem Kopf.
Das letzte Mal, als ich hier gewesen war hatte ich bei einem Wohltätigkeitsturnier gespielt. Dabei war ich kein wirklicher Fan der Inseln. Die Leute kamen mit Vorstellungen hierher und malten sich aus, wie die Insel aussehen würde. Wie halbnackte Weiber mit Baströcken bei ihrer Ankunft tanzten und die beschissenen Blumenketten. Die Wahrheit sah anders aus. Jenseits dieser Resorts gab es auch hier traurige Realitäten. Und ich hasste wie die echten Seiten einfach durch Katalogbilder verschleiert wurden. Es gab kaum einen Ort in denen ich mehr Heuchlerei erlebt hatte. Dieser glattpolierte, auf Hochglanz gebrachte Scheißdreck ging mir einfach auf den Sack.
"Wir müssen in einer halben Stunde im Restaurant sein." Begann Amber zu sprechen. Sie war wie immer hier und nervte mich.
Sie trat neben mir auf die Terrasse in diesem grauen Kostüm, das völlig fehl am Platz war und reichte mir einen Ordner.
"Was ist das?" Wollte ich wissen und sah sie nur an, ohne Absicht ihr den grauen Papphefter abzunehmen.
"Das ist der Cast. Ich konnte ein wenig aus David herausbekommen." Sagte sie und ließ den Ordner anschließend in meinen Schoß fallen.
Amber war vermutlich die einzige Frau, die nicht auf meinen Charme hereinfallen würde. Was vermutlich daran lag, dass sie auf die gleichen Frauen stand wie ich.
Sie kümmerte sich um alle Belange, die ich hatte. Sie und Morgan waren ein Spitzenteam. Auch wenn ich manchmal gerne jemanden hätte der mir nicht ständig sagte ich solle mich benehmen. Denn benehmen hieß meistens nur bodenlose Langeweile.
Mit einem Seufzen schlug ich den Ordner auf und wurde von einem Headshot angestarrt, der über die gesamte Seite ging. Darunter standen zwei Namen; der Name des Schauspielers und der Rollenname.
Ich blickte auf das breite Lächeln von Donna Richards aka Agatha. Doch mich interessierte es eigentlich nicht wirklich.
Ich sah noch ein paar weitere Gesichter. Ein paar Kerle und landete dann bei einer süßen Blondine. Sie spielte die Rolle der Haddy. Ich hatte keine Ahnung was mir das sagen sollte, doch ich merkte mir ihren echten Namen. Wenn sie auch nur ansatzweise so gut aussah, wie auf dem Oberkörperbild, würde ich mein Glück versuchen. In Gedanken markierte ich mir; heiße Blondine namens Taylor.
Vom letzten Bild lächelte mich eine junge Frau, mit dunkelbraunen langen Haaren und stechenden grünen Augen, breit an. Anders als die anderen Bilder wirkten diese weniger Professionell. Aber sie waren dafür sichtbar ambitionierter. Aber das war nicht die Sache, die mich überraschte. Sondern das neben ihrem Namen eine Bemerkung angeschrieben wurde. Ella Rodriguez war der Hauptcharakter. Sie spielte die Rolle der Ava und damit den weiblichen Gegenpart zu mir. Und sie war dick.
Sie war nicht richtig fett und irgendwie niedlich. Aber eher so auf die Art, wie diese kleinen Hausschweine süß waren.
Aber die Tatsache, dass Morgan mir ausgerechnet das einzige Projekt gefunden hatte in dem ich mit einer dicken Frau ein Liebespaar mimen musste war gleichzeitig lächerlich und genial.
Er hatte mir zu meinem Kommentar in diesem bescheuerten Interview keine Standpauke gehalten und den Shitstorm in den sozialen Medien ignoriert. Und jetzt wusste ich auch warum.
Und obwohl ich irgendwie sauer sein sollte, grinste ich. Morgan war einer der wenigen Menschen, die mich je hatten auspielen können und das musste ich ihm lassen; er wusste, wie man das Spiel zu spielen hat.
Als ich den Blick hob, erkannte ich, dass Amber genau wusste, was ich gerade herausgefunden hatte. Denn auf ihrem Gesicht lag ebenfalls ein Grinsen. Weitaus überheblicher allerdings.
Nun das Gute war, dass es keinerlei Schwierigkeiten geben würde, weil ich mit ihr vögeln wollte. Es würde einige peinliche Situationen verhindern. Mit der kleinen Blonden hätte ich das vielleicht anders gesehen.
Aber Ella Rodriguez war sowas von keine Gefahr für mich.

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