Kapitel 19: Ella - Alles wie immer.

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Mein Herz raste. Seine Finger lagen auf mir. Nein, sie lagen nicht nur auf mir, sie hielten mich. Sie drückten gegen meinen Rücken. Sie drückten mich gegen seine Brust.
Meine Finger lagen gespreizt auf seiner muskulösen Brust und ich spürte wie sein Brsutkörper sich hob und senkte. Spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. Er war mir so nah, dass ich seinen Geruch wahrnehmen konnte. Er roch herb und männlich. Doch sein Parfüm erinnerte mich an das von meinem Dad.
Komm schon, Ella! Tu das nicht!
Mein Körper reagierte auf ihn und die Tatsache, dass ich spürte, dass seiner auf mich reagierte...
Noch vor einer Minute hatte es keinen Zweifel gegeben, dass ich nicht sein Typ war. Ich war dick. Ich hatte dicke Schenkel, breite Hüften, einen schlaffen Bauch, hängende Brüste, Winkearme und ein Doppelkinn.
Und James machte beinahe bei jedem öffentlichen Auftritt klar, dass er auf perfekte Frauen mit Normschönen Körpern stand. Der Typ 90-60-90. Und die Art wie er über alle anderen Frauen redete, unterstrich das deutlich.
Und doch hielt er mich auf seinem Schoß fest, als wollte er nichts daran ändern. Dann noch dieses arrogante Lächeln auf seinem viel zu schönen Gesicht. Er wusste, wie er auf Frauen - wie er auf mich - wirkte und ich hasste es. Aber ich weigerte mich, vor ihm einzuknicken, daher erwiderte ich seinen Blick. Sah ihm direkt in die Augen und versuchte möglichst herausfordernd auszusehen. Auch wenn ich mich nicht sonderlich mutig fühlte. Und auch er sah mich nur an. Dann langsam strich er mit dem Daumen über meinen Rücken und rutschte dabei unter mein Shirt. Strich über meine nackte, empfindliche Haut. Sofort schoss mir ein heißer Blitz durch den gesamten Körper. Fuck, fuck, fuck. FUCK!
Ich schluckte.
"Was machst du da?" Hauchte ich leise. Wieder lächelte er, doch dann wirkte er plötzlich verwirrt. "Ich weiß es wirklich nicht." Seine Stimme, leise und tief. Sie vibrierte in seiner Brust und übertrug sich auf meine Finger.
Ich schreckte auf, als jemand mir auf die Schulter tippte. "Entschuldigen Sie, Miss?" Ich hob den Blick und sah jetzt erst, dass der Gang leer war. Eigentlich war alles ziemlich leer. Nur noch wir und die Stewardess waren übrig.
Sofort riss ich mich los und sprang auf die Beine. Dabei rutschte meine Tasche zu Boden und ich bückte mich um sie aufzuheben.
" 'tschuldigung." Sagte ich und lächelte entschuldigend, bevor ich mich zum Ausgang aufmachte. Doch James lächelte nur sein Aufreißer-Lächeln und erhob sich elegant.
"Ich muss dann mal los. Wir sehen uns." Rief ich, schob mich an der jungen Blondine vorbei und ignorierte James, der mir noch hinterherrief.
Doch ich rannte förmlich durch den gesamten Flughafen und hinaus. Zu meinem Glück war ich so spät dran, dass nur noch ein paar einzelne verwaiste Koffer im Kreis gefahren waren und somit hatte ich ihn direkt vom Band zerren können und erreichte noch meinen Bus. Ich wollte noch in die Bar. Alleine in meine kleine Bruchbude zu kommen, würde mich nur runterziehen und ich hatte Andy versprochen mich blicken zu lassen. Mal davon abgesehen, dass auch Nate mir schon ein paar Nachrichten geschickt hatte. Er klang ziemlich beleidigt weil ich ihn nicht ständig über alles informiert hatte.
Als ich das Kennedy's erreichte, war es schon fast sieben Uhr und die Bar schon gerammelt voll. Gerade jetzt wo die Eishockey-Saison begonnen hatte eigentlich nicht überraschend.
Ich betrat den Laden und sah mich um. Schon vom Eingang erkannte ich Andy an der Bar sitzen. Seine rote, abgewetzte Mütze verriet ihn sofort. Nate sah ich hinter der Bar. Er sah gestresst aus und rotierte wie eine Scheibe. Lin schoss gestresst an mir vorbei und schien mich nicht mal zu bemerken.
Mit schnellen Schritten rannte ich förmlich zur Bar und drängeln mich an einer wasserstoffblonden Frau vorbei, die laut Kaugummi kauend an ihrem Handy spielte. Das grüne Shirt mir der Aufschrift der Bar verriet mir, dass sie wohl meine Nachfolgerin war. Ich verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Ohne ein Wort blickte ich zur Kasse, an der die Bestellungen hingen. Der kleine Drucker glüht förmlich und Nate kam nicht hinterher. Und da waren nicht mal die Bestellungen an der Theke dabei.
Ohne ein Wort schnappte ich mir die Bestellungen, die Lin von den Tischen aus aufgegeben hatte und überflog sie. Zu meinem Glück wenig Cocktails und zum großen Teil Bier. Ich bereitete die Tabletts vor und sortierte die Getränke, die ich machte nach Bestellungen und Tischnummern. Ich hatte gerade das zweite Tablett fertig, als ich Lin über das System die Benachrichtigung zukommen ließ, dass sie die Vestellungen abholen konnte, als Nate mich bemerkte und erleichtert zusamnensackte, bevor er Luft holte, um weiter zu machen.
Ich machte gerade die nächsten Bestellungen fertig, als Lin auftauchte, sich die Tabletts schnappte und mir sogar ein Lächeln schenkte. Die beiden hatten Hilfe gebraucht. Das konnte ich verstehen. Ich war schon in ihrer Position. Weshalb mich das Verhalten von der Blondine, die mittlerweile mit einem Gast flirtete und ihr Handy eingesteckt hatte, wirklich aufregte.
Am liebsten hätte ich sie angeschrien, doch eigentlich hatte ich keine Befugnisse und am Ende würde mir das auch nicht helfen.
Es fühlte sich an, als wäre ich nie weggewesen. Und für eine Stunde konnte ich so tun, als wäre mein Leben noch immer wie früher. Ich konnte das Chaos, die Aufregung und James vergessen. Dieses komische Gefühl, dass ich im Flugzeug hatte, als ich ihm zu nah war, konnte ich vergessen.
Es war kurz nach Acht Uhr abends als wir die erste Pause machten. Dabei fing in wenigen Minuten ein wichtiges Fußballspiel an. Doch nach den Eishockey-Spielen, schien der Laden ruhig.
"Jetzt erzähl mir alles!" Sagte Nate und Lin nickte energisch. Sie hatte sich neben mir auf die Theke gelehnt und war überraschend interessiert.
"Ich hab nicht viel von Hawaii gesehen. Aber die anderen sind nett." Begann ich. "Die Dreharbwiten beginnen Ende November in New York City." Nate stieß einen kleinen Schrei aus. "Das ist so geil." Rief er. Er selbst war Musiker und träumte davon entdeckt zu werden. Und jetzt gerade lebte ich seinen Traum. "Das ist wirklich toll." Fügte Lin hinzu. "Aber eigentlich..." Sagte Nate und lächelte verschmitzt. Doch er brach ab. "Erzähl uns von James Sinclaire!" Rief Lin mit einem Lachen und auch Nate nickte. Darum ging es also.
"Ist er so ein Arschloch, wie alle sagen?" Fragte Nate. Gleichzeitig fragte Lin: "Ist er so heiß, wie er im Fernsehen aussieht?" Ich lachte auf. Er war ein Arsch. Aber irgendwie konnte er auch nett sein. Und zu seinem Aussehen konnte ich nichts sagen. Denn James Sinclaire war heiß. So heiß, dass es wehtat und ich wollte das niemals auch nur denken. Geschweige denn aussprechen.

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