Kapitel 17: Ella - Über den Wolken.

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Ella

Mein Flugzeug hob ab und ich lehnte mich zurück. Doch in dem Moment, in dem ich meine Augen schloss, sah ich die Bilder vor mir. Ich hatte seit Monaten keinen dieser elenden Träume gehabt. Doch der Fahrstuhl schien meine Ängste getriggert zu haben und es half nicht gerade in einer fliegenden Blechbüchse gefangen zu sein.
Es war immer der gleiche Traum. Der Traum in dem ich gefangen war. Es waren auch die Bilder, die ich im Fahrstuhl gesehen hatte. Und beide male war es James gewesen, der mich da raus geholt hatte.
Es fühlte sich irgendwie gefährlich an, ihm so viel von mir preiszugeben. Alleine einzugestehen, dass ich eine Schwäche hatte, war schon irgendwie beängstigend. Denn James Sinclaire war dafür bekannt das er ein Arschloch war. Und es würde ihm nur in die Karten spielen, meine Schwachpunkte zu kennen.
"Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?" Fragte mich eine freundliche junge Frau in Uniform. Ich lächelte und bat um ein Wasser. Ich hätte vermutlich einfach Vodka trinken sollen und schlafen sollen. Aber irgendwie, naja war ich nervös. Ich wollte eine Weile wach bleiben. Auch wenn ich jetzt schon hundemüde war.
Doch ich schob meinen Hintern etwas nach hinten und seufzte. Die Sitze in der Business-Class waren so viel besser als in der Holzklasse.
Ich blickte nicht einmal auf, als sich jemand auf den freien Platz neben mir setzte, sondern starrte aus dem Fenster. Die Sonne würde bald untergehen und ich war froh, dass ich das aus der ersten Reihe erleben durfte.
"Wirst du wieder anfangen zu schreien oder muss ich dich wach halten?" Fragte mein neuer Sitznachbar mich. Ruckartig richtete ich mich auf. Dann wandte ich langsam den Blick vom Fenster ab.
Ich wusste es, hatte ihn natürlich an seiner Stimme erkannt und doch hatte ich mich gefragt, ob er vielleicht nur Einbildung war.
"Was machst du hier, Sinclaire?" Fragte ich genervt. Ich wollte mich vor ihm nicht erklären. Vor allem aber nicht über vergangene Nacht reden.
Ich war aufgewacht und nicht wie sonst, tränenüberströmt und in Panik. Sondern irgendwie ruhig. Er hatte mich ruhig geweckt und ich war nicht durchgedreht.
Die Bedeutung dessen machte mir Angst. Wenn meine Brüder, meine Mutter es nicht geschafft hatten, warum war der arrogante, aber leider höllisch attraktive, James Sinclaire in der Lage mich so schnell und einfach zu beruhigen?
"Glaub mir, in deiner Gegenwart werde ich nie wieder schreien." Sagte ich patzig und runzelte über meine eigenen Worte die Stirn. Wusste, wie das klang.
Er lachte. Ein tiefes, leises, Gänsehaut verursachendes Lachen, das in mich einzog, durch mich hindurchspülte und mich noch mehr nervte.
"Okay. Wenn du das ändern willst, musst du nur ein Ton sagen." Wieder sah ich ihn an.
In keinem Moment in den letzten Tagen oder bei irgendeinem Interview, das ich von ihm je gesehen hatte, hatte ich geglaubt, dass James Sinclaire auch nur im entferntesten darüber nachdenken würde mit mir zu schlafen. Und jetzt saß er hier und sagte solche Sachen. Er flirtete mit mir. Mit einer offensichtlich Mehrgewichtigen Person. Von denen er noch Vor einer Woche gesagt hätte, sie seien alle faul und dumm, weil sie ihren Körper verkommen lassen würden.
"Oh, ich denke das würde keinen von uns besonders glücklich machen." Erklärte ich. Auch wenn es natürlich völlig absurd war, so wäre eine Liebelei mit einem Kollegen echt das letzte, das ich gebrauchen konnte.
Er lachte wieder. Wieder dieses Lachen. Ob er wusste, was er damit bei Frauen anrichten konnte? Vermutlich schon.
"Ich glaube ich würde dich sehr glücklich machen, Ella. Und wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch!" Diesmal lachte ich auf. Dann seufzte ich und legte meine Hand auf seine. "So lustig ich das auch finde. Ich bin wirklich erledigt und ich brauche meine Ruhe. Also bitte kein Gerede mehr, okay?" Flehte ich förmlich. Denn hinter meinem rechten Auge bildete sich ein anstrengender Kopfschmerz. "Du solltest etwas schlafen, Ella." Schlug er vor und reichte mir sein Kissen, dass vor ihm im Sitz steckte. Ich nahm es ihm ab und lächelte leicht. "Danke." Doch ich wollte noch immer nicht schlafen.
James schien zu merken, wie ich zögerte denn er lehnte sich zurück und sagte so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte: "Schlaf, Ella. Ich bin hier." Es waren seine letzten Worte und sie waren wie ein sanftes Schlaflied. Denn nur eine Minute später, war ich schon eingeschlafen.

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