James
Wir hielten vor ihrem Hotel und ich wollte schon aussteigen, doch sie hielt mich auf.
"Ich mach das schon." Sagte sie und öffnete die Tür. Ich wollte nicht, dass sie wusste, wie sehr ich aussteigen wollte. Wie eigenartig es sich anfühlte dabei zuzusehen, wie sie ging.
"Wir sehen uns ja schon übermorgen." Erklärte sie noch und blickte an der charakterlosen Fassade empor.
Es war eins dieser teuren, modernen Hotels. Eins das absolut nicht heimelig war und so ziemlich das Gegenteil von ihrem Zuhause. So ziemlich das Gegenteil von Ella.
"Ja, übermorgen." Wiederholte ich wie ein Idiot. "Also, Ciao." Ich nickte und sah dabei zu, wie sie dem Fahrer Ohren Koffer abnahm und im Gebäude verschwand.
Die Stille die zurückblieb war erdrückend. Es waren nur drei Tage und doch fühlte ich mich irgendwie seltsam. Jetzt, wo sie weg war.
Ich nannte dem Fahrer meine Adresse und zum ersten Mal seit ich das Haus hatte, wollte ich nicht nach Hause. Dabei liebte ich mein leeres Haus. Die Ruhe. Meine Ruhe.
Aber nun war ich hier und betrat mein Haus. Betrat dad Haus mit der gespenstischen Ruhe. Mit den leeren Gängen, den leeren Fluren, den viel zu leeren Räumen. Es war still.
Selbst Ellas Haus hatte Geräusche gemacht. Die Türen hatten geknarzt. Die Treppe bei jedem Schritt geknarrt. Die Rohre hatten rumort und der Wind hatte die Fenster zum zittern gebracht.
Und dann war da noch die Familie. Sie waren laut. Sie waren eigentlich immer laut. Zu laut. Sie lachten laut. Sie stritten laut.
Schnell schloss ich die Tür hinter mir und versuchte das Gefühl zu verdrängen. Ich sollte die Ruhe lieber genießen. Und mich innerlich für den nächsten Drehtag wappnen. Denn in der nächsten Woche würden die expliziteren Szenen gedreht. Und das würde die reine Folter werden.
Ich ging die Treppe hinauf ins Dachgeschoss und begann meine Tasche auszupacken. Meine Wäsche in den Wäschekorb, die sauberen Sachen in meinen Schrank.
Und dann fiel mir das Bild in die Hand. Ich liebte es. Den Rahmen und die unverkennbare Handachrift von Ella. Malmdavon abgesehen, dass sie auf diesem Bild strahlte. Und ihr Strahlen färbt auf mich ab.
Unsicher sah ich mich um. Ich wollte es nicht nach unten auf eine der Kommoden stellen, da wäre es zu weit weg. In einem der Räume, in denen ich nie war, würde es untergehen. Und in meinem Schlafzimmer fühlte es sich intim an. Ich wollte nicht, dass es jemand sah. Auch wenn nie jemand hier war. Mit einem Kopfschütteln stellte ich es auf meinen Nachtisch und lächelte. Es passte dorthin. Und niemand würde je sehen, dass ich Weichei ein Foto von Ella und mir in meinem Schlafzimmer hatte. Niemand würde davon ausgehen, dass wir beide je dort gewesen waren. Niemand würde je dieses Bild sehen. Niemand außer mir.
Langsam, mein Blick Koch immer auf das Bild gerichtet, ging ich zu den Fenstern hinüber und schob die großen Fenster zur Seite. Ich holte tief Luft. Ich sollte mich zusammenreißen. Es war nur ein Foto. Und es gab keinen Grund, weshalb mein Herz jedes Mal aus dem Rhythmus kam, wenn mein Blick darauf fiel. Absolut keinen Grund.
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und blickte an die Decke. Ich sollte ausgehen. Mir eine schöne Frau suchen und etwas Druck los werden. Ich hatte den Gedanken noch kaum zu Ende gedacht, da klingelte mein Telefon. Zügig kramte ich es aus meiner Hosentasche und nahm den Anruf ohne Blick auf das Display an. "Ja?"
"Bist du zurück?" Travis. Ich hatte ihm eine SMS geschrieben und ihm gesagt, ich würde mich melden sobald ich zurück war. Ich wusste, er wollte trainieren. Und er würde nicht durchgehen lassen, dass ich erschöpft war.
"Bin gerade rein." Gabbich zurück und hoffte, er würde mich heute vom Haken lassen. "Wie wars?" Wollte er wissen und ich runzelte die Stirn. Diese Frage war nicht so einfach zu beantworten.
Es war das schönste Weihnachten das ich seit Jahren hatte. Vielleicht sogar das beste. Gleichzeitig war es bittersüß.
Denn Ella war das Beste und das Schlimmste, was mir hätte passieren können. Und ich musste mir dringend etwas einfallen lassen. Ich war nicht mehr ich selbst. Und in der Saison würde mich das alles kosten, wofür ich arbeitete. Das konnte ich nicht riskieren. Nicht mal für Ella.
"Ist alles klar?" Fragte er dann und riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte eine Weile nichts gesagt, weshalb er jetzt misstrauisch wurde.
Aber ich musste darüber reden. Ich brauchte einen Plan und meine Pläne funktionierten offensichtlich nicht so gut.
"Ella, sie..." Aber wie sollte ich es anfangen? Er wusste wer Ella war und hatte mich auch schon nach ihr und besonders ihrer Freundin gefragt. Aber ich hatte nie das Ausmaß erklärt.
"Sie..." noch immer nicht sicher, was ich sagen sollte.
"Sie geht dir unter die Haut?" Half er mir aus. "Ja." Gab ich erleichtert zu. "Sie geht mir unter die fucking Haut." Das war leider noch viel zu milde ausgedrückt. Ich hasste mich mittlerweile regelrecht dafür sie abgewiesen zu haben.
Aber ich war nicht der Mann, der ihr geben konnte, was sie brauchte. Was sie verdiente. Ich hatte mich richtig verhalten. Auch wenn es sich falsch anfühlte.
"Okay, willst du mir jetzt sagen, dass du keine Chance bei ihr hast? Das du sie nicht rumkriegen würdest?" Hakte er nach. Noch vor drei Monaten hätte ich gelacht. Natürlich würde ich sie rumkriegen. Genau das war ja das Problem.
"Nein. Ich... Sie hat sich mir... angeboten." Ich runzelte die Stirn. "Und was ist dann das Problem?" Wollte Travis wissen.
"Ich konnte nicht. Ich... Sie ist gar nicht mein Typ und sie ist so... anders." Er lachte.
"Scheiße. Dich hats erwischt." Er lachte wieder. "Du mein Freund hast dich verliebt. Ausgerechnet in Ella." Er lachte wieder und ich grunzte. Ich wollte ihm widersprechen. Aber vielleicht war ich wirklich in eine kleine Schwärmerei verfallen. Sie war mir eben wichtig.
"Ich bin nicht verliebt." Stellte ich klar, denn alleine das Wort verursachte Magenschmerzen. "Nunbwas willst du jetzt tun, da du nicht in Ella verliebt bist?"
Ich seufzte. Wenn ich das nur wüsste. "Keine Ahnung. Das Frage ich dich!" Gab ich aus und klang müde.
"Also so wie ich die Sache sehe gibt es zwei Wege; Entweder du schlägt mit Ella und bringst es hinter dich. Oder du schläfst mit so vielen anderen Frauen, bis du sie vergessen hast."
Vergessen? Ella vergessen? Das klang nicht nach etwas, was in nächster Zeit passieren würde.
DU LIEST GERADE
The Big Move
RomantikJames Sinclair ist heiß. Nicht auf die süße Art und Weise. Sondern auf die Er-weiß-genau-wie-er-auf-Frauen-wirkt-Weise. Und er ist ein Arschloch. Als Sportler ist er es gewohnt mit wunderschönen schlanken Frauen zu verkehren. Als Berühmtheit ist er...