Kapitel 50: James - Socken und Momente.

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James

Es ist noch viel zu wenig, dachte ich. Doch sagte es nicht laut. "Mach sie schon auf." Sagte ich stattdessen und war mir der neugierigen Blicke um mich herum nur zu sehr bewusst.
Es hätte mich nicht stören sollen. Adrian wusste schon längst bescheid. Und Matheo hatte es sicher von Anfang an geahnt. Lucas war etwas anderes  doch er hatte noch diese jugendliche Naivität. Und Kathrina hatte nur Augen für Ella. Ich konnte es Uhr nicht verübeln.
Mit einem leisem Klicken öffnete Ella die Schatulle und sog scharf die Luft ein. Ich konnte es kaum abwarten die Kette an ihrem Hals zu sehen.
Bedächtig strich sie über die feibgliedrige Silberkette und strich dann über den Anhänger. Ein kleiner Stern, besetzt mit Swarowski-Kristalken, die im Lich funkelten.
Ich beugte mich vor und griff danach. "Darf ich?" Fragte ich leise und ehrfürchtig nickte sie, während ich von der Couch rutschte und vor ihr auf die Knie ging. Ich befreite die Kette aus der Schatulle und wartete, bis Elka ihren Rücken zu mir gewandt hatte. Sachte strich sie all ihre Haare auf ihre rechte Seite und wartete ab, bis ich ihr die Kette über den Kopf hob und sie auf ihre warme Haut legte.
Meine Fingerkuppen striffen die weiche Haut ihres Halses, als ich den Verschluss öffnete und ihr due Kette anlegte.
Ich sah ihr Gesicht nicht, doch ich sah, wie sie auf ihre Brust hinabsah und mit ihren Fingern über den Hänger strichen.
Ruckartig wirbelte sie herum, warf sich gegen mich und stieß mich fast um. Fest schloss sie ihre Arme um meine Schultern, presste mich an sich und flüsterte mir Worte des Danks ins Ohr. "Sie ist wunderschön." Wie du, wollte ich sagen. Doch wieder hielt ich mich zurück. Stattdessen erwiderte ich ihre Umarmung nur fest und genoss den Moment.
Lucas war es der sich räusperte. Alle anderen schienen irgendwie abgelenkt zu sein. Sie taten jedenfalls so, als hätten sie das gesamte, kitschige Spektakel nicht mitverfolgt. Auffälliger hätte ich auch nicht sein können.
"Darf ich dann jetzt auch?" Fragte er an uns gewandt und brachte mich mit seiner Ungeduld zum Lachen. "Von mir aus." Sagte ich und setzte mich wieder auf due Couch. Auch wenn ich viel lieber neben Ella geblieben wäre. Ein wenig Distanz würde nicht schaden.
Lucas packte den Gürtel aus und lächelte dankbar. Ebenso wie ein Eau de Toilette, eine neue Brieftasche und eine Krawatte, für die Kirche, wie Kathrina ihm sagte. Er lächelte freundlich aber verdrehte die Augen.
Dann war ich an der Reihe. Es waren drei Päckchen und eins davon, das Ella in der Hand gehabt hatte, war auch dabei. Am liebsten hätte ich es als erstes aufgerissen, doch ich behielt es mir für den Schluss. Zuerst packte ich ein weiches Päckchen aus und grinste, als ich erkannte, dass es ein paar von Kathrinas selbstgestrickten Wollsocken war. "Ich wusste nicht welche Größe du hast. Aber du und Matheo seit ähnlich gebaut." Kommentierte sie und ich lächelte sie warm an. Ich nahm ihre Hand und drückte dankbar ihre Finger. Die anderen trugen alle ihre Socken und ich tat es ihnen sofort nach. Sie passten wie angegossen.
Das zweite Päckchen war klein, doch es fühlte sich an wie ein Buch. Schnell riss ich es auf und lachte, als ich erkannte, dass es ein kleines Lexikon war. Englisch - Spanisch. Das war äußerst hilfreich. "Damit du auch mal mitkommst." Kommentierte Adrian lächelnd. "Dann müsst ihr anfangen langsamer zu sprechen." Gab ich zurück. Sie wechselten alle einen Blick und begannen wild zu lachen. Oder auch nicht.
Dann widmete ich mich Ellas Geschenk. Ich erkannte schon durch das Papier, was es war.
Doch ich öffnete es vorsichtig und blickte auf unsere beiden lächelnde Gesichter inmitten von bunten Blumen. Ich umarmte sie von hinten und unsere Gesichter waren einander so nah. Sie lächelte breit und glücklich.
Der Rahmen war schwarz, doch Ella hatte mit hellen Stiften ein paar Blumenranken darauf gemalt.
"Du hast in deiner Wohnung keine Bilder gehabt. Also dachte ich... Du musst es ja nicht aufstellen. Nur..." Ich unterbrach sie. "Danke. Es ist perfekt." Sagte ich und sie wurde rot.
"Das ist ein wirklich schönes Bild von euch." Sagte Kathrina, gefolgt von einigen Spanischen Sätzen, die Ella noch mehr erröten ließen.
"Dann lasst uns jetzt was trinken." Rief Lucas und erhob sich. Ich spürte noch immer die Hitze des Tequilas, doch als er den selbstgemachten Eierlikör holte, stieß ich zusammen mit den anderen an.
Wir saßen noch ein paar Stunden alle zusammen im Wohnzimmer. Ella lehnte sich an meine Beine, Lucas lehnte mit einem Kissen am Tisch und die anderen, saßen bequem auf ihren Plätzen. Ich lauschte dabei, wie sie von den Wrinachtsfeierm in ihrer Kindheit sprachen. Wie sie von Geschenken und Geschehnissen sprachen und ich genoss diese Geschichten sehr.
Ich dachte aber auch an meine und konnte nicht verhindern, dass meine Stimmung etwas absackte. Um kurz vor zwei verabschiedete sich Kathrina ins Bett. Um halb drei ging Lucas, weil er noch wohin wollte. Und um drei saßen nur noch Ella und ich auf der Couch.
"Ich hoffe dir gefällt es bei uns." Flüsterte sie, als hätte sie tatsächlich Angst, ich könnte nein sagen.
"Ich hatte noch nie so ein schönes Fest." Sagte ich und Ella senkte beschämt über das Kompliment den Blick. Eine Strähne fiel ihr vors Gesicht und ich hob die Hand, um sie wieder über ihre Schulter zu streichen.
"Danke, Ella." Flüsterte ich. Und sah sie an. Nur langsam hob sie den Blick. "Ich bin wirklich froh, dass du mich mitgenommen hast." Fügte ich leise hinzu und lächelte zärtlich. "Und ich liebe dein Geschenk." Sagte ich noch. Das tat ich wirklich.
"Ach das ist doch nichts." Sagte sie wegwerfend. "Das ist alles Ella. Ich werde dieses Weihnachten niemals vergessen. Und jetzt habe ich sogar ein Beweisfoto."
Belustigt schüttelte sie den Kopf. "Es ist gar nicht so einfach ein Foto zu finden, auf dem du nicht tausend Mal besser aussiehst als ich." Sie lachte wieder. "Ich glaube, nicht dass das stimmt. Außerdem ist es schwer genug  den Blick von dir zu lösen. Wer interessiert sich da schon für mich?"

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