The Big Move

Kapitel 36: James - So wie früher.

James

Es vergingen bestimmt Zehn Minuten, bevor ich mich regte. Noch immer starrte ich auf die Tür, durch die Ella verschwunden war. Langsam schwankte mein Blick zu meinem Bett hinüber.
Warum zum Teufel hatte sie sich ausgezogen?
Ich war in den Wohnwagen gekommen, total genervt vom Dreh. Nichts hatte funktioniert. Ich war einfach nicht bei der Sache gewesen. Beinahe hatte ich vergessen, dass Ella hier war.
Als ich sie dann aber in meinem Bett liegen sah...
Auf dem Bauch, die Decke zwischen ihren Schenkeln, ihr Hintern direkt vor mir. Ihre helle Haut einen krassen Kontrast bilden zu der schwarzen Bettwäsche.
Keine Ahnung, wie lange ich sie angestarrt hatte, bevor sie sich ruckartig aufgesetzt hatte und mich dabei erwischt hatte wie ich sie ansah.
Und ich hatte sie nicht nur angesehen. Ich hatte sie in mich aufgesogen. Ich hatte mir ihren Anblick eingebrannt. Scheiße, ich brauchte dringend einen guten Fick!
Von mir selbst genervt schnappte ich mir meine Jacke und verließ den Trailer. Heute Abend würden wir in einem Club drehen. Da könnte ich mir vielleicht eine der Komparsen klären. Naja, unter der Vorraussetzung, dass ich mich zusammenreißen konnte und die Sache schnell hinter mich bringen konnte. Ich wollte einfach nur einen guten alten One-Night-Stand. Nichts aufregendes. Nur etwas um meinen Kopf frei zu bekommen.
"James, da bist du...?" Kam Amber auf mich zu, doch ich blieb nicht stehen, sondern marschierte mit düsterem Blick an ihr vorbei. "Was ist los?" Fragte sie verdutzt und folgte mir hinaus auf den Parkplatz, wo mein Fahrer stand und rauchend mit einem der anderen quatschte. Als er mich sah, schnippte er seine Kippe auf den Boden, trat sie aus und hetzte zu der schwarzen Limousine. Ok, ich würde nicht bis heute Abend warten können. Zum Glück war es schon nach 17 Uhr. Es würde heißen, die Bars füllten sich und ich würde jede Menge willige Frauen finden.
"James?" Fragte Amber noch, als ich in den Wagen einstieg.
"Ich werde nachher da sein. Pünktlich. Ich versprechs dir!" Und das meinte ich ernst. Ich knallte die Tür zu und bat den Fahrer mich beim Signature raus zu schmeißen. Ein kleines Lokal in Manhatten. Dort hatte ich schon immer eine Frau kennengelernt. Und die meisten dort waren ebenso uninteressiert an dem Hapy Ever After, wie ich. Perfekt!
~
Es war kurz vor neun Uhr, als ich entspannt aus dem Hotel geschlendert kam. Ich war entspannt, befriedigt und endlich wieder mehr ich selbst.
Die kleine, Allie? Alice? Alicja?, war mehr als nur willig gewesen. In dem Moment wo ich den Laden betreten hatte, war sie auf mich Aufmerksam geworden. Und das hatte ich gebraucht. Eine schnelle Nummer. Aber das Vorspiel auf dem Klo hatte mir kicht gereicht. Also hatte ich sie mit ins Hotel genommen, in dem sie sich verhalten hatte wie eine verzogene Göre. Aber das war mir egal. Ich hatte das Zimmer für sie Nacht bezahlt und ihr gesagt, sie solle sich was zu Essen bestellen. Dann war ich verschwunden und hatte ihre Versuche mich zu halten, ignoriert.
Zum Glück war der Drehort nur ein paar Blocks entfernt und ich konnte laufen. Ich musste um Zehn aävor der Kamera stehen und wusste ich war etwas spät dran. Aber wenigstens war ich jetzt besser drauf.
Mit beschwingtem Schritt lief ich die Straße hinab und erkannte die Absperrung auf der Straße schon von weitem. Schnurstracks ging ich darauf zu und dachte gar nicht darüber nach, als einer der Ordner mich stoppte.
"Sie können hier nicht durch!" Sagte er fest. Er nahm seinen Job sehr ernst. Gut für ihn!
"Nun ich muss hier aber durch." Erklärte ich und wollte an ihm vorbei, doch er packte mich und schubst mich hart. Ein wenig zu hart, wenn ich die Situation bedachte.
"Hören Sie, ich muss in weniger als einer Stunde vor der Kamera stehen. Ich muss noch in die Maske und zum Kostüm." Doch ich hatte nicht viel Hoffnung. Stattdessen kramte ich nach meinem Telefon und seufzte, als ich merkte dass ich es gar nicht dabei hatte. Ich hoffte nur es lag nicht im Hotel. Wann hatte ich es denn das letzte Mal in den Fingern gehabt? Mist!
"Ich bin James Sinclaire." Sagte ich leise, wollte nicht die Aufmerksamkeit einiger neugieriger Passanten auf mich ziehen.
Unsicher sah der Ordner sich um. "Ich hab mein Handy vergessen. Schnapp dir doch einfach dein Funkgerät und frag nach David Bruchs oder nach Rayner oder nach Amber Mills!" Sagte ich und zeigte auf das Funkgerät an seinem Gürtel. Leicht hob er die Hand. Aber er war noch immer unsicher.
"Du willst niemanden nerven. Aber wenn du es nicht tust, wirst du am Ende den Anschiss kriegen und ich kann dir einfach die Schuld geben." Erklärte ich mit einem Schulterzucken. "Mir konnte ja nichts besseres passieren als noch ein paar Minuten mehr Ruhe vor diesem Chaos zu haben.
"Ich..." Begann er zu stottern. "Bleiben Sie hier!" Mahnte er und entfernte sich ein paar Schritte, dann griff er nach seinem Funkgerät.
Keine Ahnung wie spät es genau war, aber es waren bestimmt dreißig Minuten vergangen, seit ich das Hotel verlassen hatte.
Obwohl ich entspannter war, wollte ich das ganze trotzdem hinter mich bringen. Und damit meinte ich nicht nur den heutigen Tag. Ich konnte es nicht erwarten, bis mein Leben wieder normal wurde.
Etwa zehn Minuten später tauchte Amber hinter der Absperrung auf. Sie war wütend. Sie war richtig angepisst und ich setzte mein Lächeln auf.
"Verdammt nochmal, James." Rief sie und zerrte mich förmlich hinter die Absperrung. Dem Ordner warf sie einen bösen Blick zu und mich zerrte sie zum Trailer mit der Maske.
Dieser Tag würde lang werden. Sehr lang. Aber wenigstens konnte ich wieder klar denken. Klarer. Ein wenig.