Kapitel 10: James - Grenzen.

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James

Ihr sogenannter Pakt war eine Liste mit Regeln. Und jeder der mich kannte wusste; ich hasste Regeln.
Zugegebenermaßen wusste ich nicht genau was eigentlich der Unterschied zwischen einem Pakt und einfachen Regeln war. Aber ich wusste, dass ich kein Fan war.
Ich bereute es, zugesagt zu haben. Das hier war reine Zeitverschwendung. Warum hatte ich mich überhaupt einverstanden erklärt?
Es war nicht die dümmste Idee die Fronten zu klären. Aber ich hatte ja eigentlich nur zugestimmt, um sie so früh aus dem Bett zu holen und damit zu nerven.
Doch sie saß vor mir, mit glänzenden Haaren, und das nicht weil sie fettig waren, mit einer Shorts, die ihr zu groß war und ein ausgewaschenes Shirt. Dabei wirkte sie nicht rausgeputzt. Aber eben auch kicht verwahrlost. Sie sah wacher aus, als ich mich fühlte.
Dabei war ich schon seit fünf Uhr wach. Ich war joggen gewesen und dann unter die Dusche. Und als ich rauskam hatte ich sie gesehen. Wie sie abwesend aufs Meer hinausstarrte. Ich konnte ihren Ausdruck nicht deuten, aber sie sah irgendwie weniger laut aus als gestern. Und dieses laute Lachen, war ja einer der Gründe, warum ich sie nicht leiden konnte. Naja, oder so...
Dazu kam halt noch ihr Körper. Ich mochte eben schlanke Frauen und konnte nicht verstehen, wie man sich so gehen lassen konnte. Dick zu sein war eben eine Entscheidung. Man konnte genau so gut immer die gesündere Entscheidung treffen und doch taten es die Menschen nicht, weil das zu anstrengend war.
Tja, kein Wunder das wir von verfüttern Menschen überschwemmt wurden, die das Gesundheitssystem kaum tragen konnte.
"James?" Riss sie mich aus meinen Gedanken. "Hörst du mir zu?" Wollte sie wissen und ich räusperte mich. "Ja, klar." Eine Lüge und sie wusste es. "Gut. Was habe ich eben gesagt?" Fragte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust, so dass ihre Brüste nach oben gedrückt wurden.
Mir hing noch immer im Kopf, wie mein Körper gestern auf sie reagiert hatte.
"Wie alt bist du? Zwölf?" Wollte ich genervt wissen. Aber ich würde nicht zugeben, dass ich ihr gar nicht zugehört hatte.
Sie seufzte, löste ihre verschränkten Arme und griff nach ihrer Wasserflasche, die ich noch immer in meiner Hand hielt.
Sie nahm einen großen Schluck, sah mich währenddessen an und leckte sich über die Lippen, nachdem sie die Flasche abgesetzt hatte.
"Ich sagte; keine Gefühle. Professionalität." Es war als würde sie ihren Vortrag in Stichpunkten wiederholen. Nun mir war das aber auch so klar.
Keine Gefühle. Nun für den Mann der keine Gefühle hatte, war das nicht schwer. Jedenfalls wenn man den Medien glauben konnte.
Nicht das es mir schwer fallen würde keine Gefühle für Ella Rodriguez zu entwickeln. Vielleicht Abneigung. Aber jetzt gerade fand ich sie noch recht unterhaltsam. Und ich musste mich an ihre Gegenwart gewöhnen. Immerhin drehten wir fast drei Monate zusammen. Es würde mich umbringen, wenn sie mir dabei so auf den Sack gehen würde.
"Keine Gefühle! Klar!" Sagte ich zustimmend. "Aber dann darfst du dich auch nicht in mich verlieben." Sagte ich, halb im Scherz. Verliebte Mädchen, gerade so wie Ella eins war, waren gefährlich. Sie fingen an zu kletten und stellten Ansprüche. Einmal Sex macht eben noch keine Beziehung. Mal davon abgesehen, dass ich nicht mit Ella schlafen wollte, würde eine bescheuerte Schwärmerei alles nur komplizierter machen. Vor allem aber wenn wir für den Film die intimer Szenen drehen würden.
Ich hatte das Drehbuch überflogen und einige ziemlich heiße Küsse gesehen. Es gab einiges an Sex. Und wenn sie mich mögen würde, könnte sie alles mögliche in diese Sache hineininterpretieren.
Doch bevor ich mich weiter hineinssteigern konnte, warf Ella ihren Kopf nach hinten und lachte laut auf. Da war es wieder das laut, schrille Lachen.
Unter schweren Atemzügen, ich glaubte fast sie würde ersticken, sagte sie: "Na also das wird kein Problem sein."
Das war genau was ich hören wollte. Und doch störte es mich, dass sie kategorisch auszuschließen schien, dass sie sich in mich verliebten konnte. Ich bildete mir das ja nicht ein. Ich sprach aus Erfahrung.
"Was noch?" Fragte sie, als sie sich beruhigt hatte. Wieder nahm sie einen Schluck aus der Flasche, schraubte sie zu und stellte sie mittig auf den Tisch.
"Kein Drama. Offene Karten. Wenn dich was stört, sag mir bescheid, anstatt da voll auszuflippen." Sagte ich, was meist ein Teil von diesen verknallten Weibern war. Man hatte mir schon überall eine Szene gemacht und ich hasste das.
Sie nickte. "Glaub mir, du weißt schon wenn du scheiße baust." Dann zuckte sie mit den Schultern, als wäre das kein Ding.
"Meine Haare." Überrascht sah sie mich an. Fragend legte sie den Kopf schief. Ihr Blick wanderte zu meinen Haaren, als suchte sie die Antworten dort.
"Ich mag es nicht, wenn jemand meinen Kopf oder meine Haare anfasst. Auch beim Dreh." Sie nickte skeptisch. "Nur die Haare auf dem Kopf?" Fragte sie mit einem frechen Grinsen und nahm mir etwas von dem Druck in meiner Brust.
"Ja, nur der Kopf." Sie nickte. Ich erzählte selten davon. Aber ich ertrug es einfach nicht, wenn mich jemand dort anfasste. Die Gründe dafür waren nicht wichtig.
"Gibt es sonst noch etwas?" Hakte sie nach. "Vor einer Kussszene keine ekligen Lebensmittel. Kein Knoblauch, kein Thunfisch, keine krassen Gewürze. Bitte." Sagte ich angeekelt und wieder grinste sie. "Wir könnten auch einfach beide das gleiche essen?" Schlug sie vor. "Aber ich putze mir vorher eh die Zähne." Wieder dieses gleichgültige Schulterzucken.
"Also nicht verlieben, kein Drama, Haare sind tabu und Mundhygiene... War es das?" Ich nickte. "Gut, zusammen mit meinen vier Punkten, passt das. Ich schreib dir das auf, damit du es nicht vergisst. Ich bring es dir nachher vorbei." Erklärte sie mir und erhob sich. "Wir sehen uns ja nachher beim Tablerread." Sagte ich und sie blickte mich fragend an. Nun ihre Assistentin schien nicht so schnell gewesen zu sein. "Um 13 Uhr im Hauptgebäude." Fügte ich hinzu und sie nickte."Danke. Dann bis nachher."
Auch wenn ich beschlossen hatte, sie nicht zu mögen, war es ziemlich einfach mit ihr zusammen zu sein. Jedenfalls bis jetzt.
Sie war ehrlich und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie mir etwas vormachte.
Nun das war gut. Denn meine Frustrationsgrenze war niedrig und das Potential mir echt auf den Sack zu gehen hoch.

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