Ihr Kopf lag auf meiner Schulter, ihre Finger waren mit meinen verknotet. Und ich spürte da etwas in mir, dass mit jeder Minute des Fluges mehr in Panik verfiel. Denn mir gefiel dieser Zustand. Wie sie sich an mich schmiegte.
Ich musste verdammt nochmal Abstand gewinnen. Ich musste dafür sorgen, dass Ella mir nicht gefährlich werden würde.
Auch wenn man mir unterstellte ich sei der Mann ohne Gefühle, schien das bei Ella nicht mehr zu gelten. Ich hielt sie für eine unerträgliche Nervensäge. Das redete ich mir jedenfalls ein. Denn jetzt hier gerade, wie sie leise an meiner Schulter schlief, fühlte ich mich gut. Ich fühlte mich wohl.
Ich konnte mich nicht mal erinnern wann ich nich das letzte Mal nicht irgendwie rastlos gefühlt hatte. Vermutlich auf dem Platz. Und es sollte sich auch nicht so anfühlen. Ich würde in mein Haus in LA fahren, würde dann mit Trev sprechen und mit dem Training anfangen. Die Anmeldungen würde Morgan vermutlich schon ins Laufen gebracht haben. Und wenn ich mich dann noch qualifizieren würde.
Und nach dem Training würde ich was trinken gehen und mir eine kleine süße Blondine abschleppen. Vielleicht war ich deswegen auch so nervös.
"Mateo." Flüsterte Ella leise und sie begann schwer zu atmen. Dann wimmerte sie leise und keuchte. Ihr Griff verstärkte sich und ich verkrampft mich.
Abstand gewinnen, Sinclaire!
Ihr Wimmern wurde lauter. Langsam löste ich meine Finger von ihren. "Ella?" Fragte ich leise. Keine Reaktion. "Ella, wach auf. Es ist alles gut." Flüsterte ich leise und hob meine Hand, um ihr über die Wange zu streicheln. Langsam schien sie aufzuwachen, denn sie bewegte sich und hob dann den Kopf. Sie wandte sich ab und sah sich um, bevor sie zu mir sah und mich anblinzelte. "James?" Fragte sie flüsternd. Als hätte sie mir einen Schlag verpasst. Die Art wie sie meinen Namen sagte. Hatte sie mich schon mal mit meinem Vornamen angesprochen? Ich konnte mich nicht erinnern. Aber wie es sich anfühlte. Wie es klang. Scheiße verdammte. Ich war sowas von am Arsch.
"Hey, da bist du ja wieder." Begrüßte ich sie und ließ meine Hand sinken. "Hab ich wieder geschrien?" Wollte sie wissen. Doch ich schüttelte sanft den Kopf.
Als würde sie plötzlich realisieren, dass sie beinahe auf meinem Schoß saß, setzte sie sich ruckartig auf.
"Entschuldige." Sagte sie und rutschte unruhig umher, als wäre ihr das tatsächlich unangenehm.
"Kein Problem." Sagte ich und zuckte lit den Schultern. Und zu meiner Überraschung meinte ich das ernst. Irritiert runzelte ich die Stirn und richtete mich auch auf. Gerade als das rote Lämpchen ansprang, das uns zeigte wir sollten uns anschnallen. Dann knisterte es in den Lautsprechern und der Pilot begann zu sprechen. Er verkündete dass wir in weniger als zehn Minuten zum Landen ansetzen und pünktlich auf dem LAX landen würden.
Es war aber auch höchste Zeit, dass ich wieder nach Hause kam. Ich würde die nächsten drei Wochen in LA bleiben und dann zum TableRead nach New York fliegen. Denn sowohl der Dreh, als auch mein Hauptwohnsitz war. Ich liebte die Stadt. Es war immer voll, laut und wild. Man konnte leicht verschwinden, aber auch aus der Masse hervorstechen.
Aber erstmal würde ich mein Strandhaus noch ein paar Tage ausnutzen. Denn es war in Miami wesentlich leichter sich ein paar nette Frauen zu finden, die schnell die Hüllen fallen ließen und nicht im winterlichen New York gefangen waren.
"Wie spät ist es?" Frage Ella und begann hektisch ihre paar Sachen zusammenzupacken.
"Kurz vor 5." Sagte ich ihr und sah sie fragend an. Sie hatte ihre Handtasche auf dem Schoß und sah ungeduldig über die Sitzreihen Richtung Ausgang.
"Hast du Termine?" Fragte ich sie nach einer Weile. Hatte sie einen Freund? Mateo? Nicht das mich das wirklich interessierte, aber das hätte sie ruhig erwähnen können. Wobei mich das auch eigentlich nichts anging. Und eigentlich interessierte mich das auch gar nicht.
"Heißes Date?" Rutschte es mir trotzdem raus. Doch die Antwort interessierte mich eigentlich doch gar nicht.
Mit schiefem Lächeln sah sie mich an. "Willst du das wirklich wissen?" Sie lachte leise. Und ich schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich nicht." Sagte ich also. Und doch, wenn ich ehrlich war, hätte ich nichts gegen eine Antwort gehabt. "Mateo?" Fragte ich sie nach weiteren drei Minuten, gerade als wir in den Senkflug gingen. "Mateo?" Brachte sie verwundert hervor. "Schön wärs." Fügte sie schnell hinzu.
War Mateo vielleicht der Kerl ihrer Träume. Vor allem dieses eigenartig verträumte Lächeln schien meinen Verdacht zu bestätigen.
Mateo? Klang exotisch. Ihr Nachname verriet, dass sie selbst vermutlich lateinamerikanische Wurzeln hatte. Rodriguez war allerdings kein besonders seltener Name. "Ist er dein Freund?" Hakte ich nach und spürte, wie das Flugzeug aufsetzte. Ich holte tief Luft.
"Nein. Er ist nicht mein Freund." Sie lachte wieder. "Mateo ist mein Bruder. Aber wie kommst du darauf?" Wollte sie wissen und wir rollten auf dem Feld zum Ausstieg.
"Du hast seinen Namen gesagt. Im Schlaf." Mateo war ihr Bruder. Okay, eine Information die ich mir vielleicht merken sollten.
Bevor ich noch etwas sagen konnte, hielten wir an und die uniformierten Stewardess bereitete uns vor. Menschen erhoben sich, obwohl das Zeichen noch immer leuchtete. Als die Türen geöffnet wurde, sprang Ella auf und schob sich gegen meine Beine, als hätte sie erwartet, dass ich schon stand. Doch ich wartete immer bis alle weg waren. Ich hasste das Gedränge. "Darf ich...?" Fragte sie, wartete meine Antwort allerdings nicht ab und stieg über meine Beine. Dabei verlor sie aber ihr Gleichgewicht und landete mit einem Uff! in meinem Schoß. "Immer mit der Ruhe." Flüsterte ich. Sie war mir plötzlich so nah, dass ich die Luft anhielt.
Ella allerdings lief plötzlich rot an. "Entschuldige. Hab ich dir wehgetan?" Fragte sie mich erschrocken. Ich runzelte die Stirn. Für einen langen Moment dachte ich über ihre Frage nach. Nun also ich würde nicht unbedingt sagen, dass sie mir wehtat. Eher im Gegenteil. Sie rutschte auf meinem Schoß umher und versuchte sich auf die Beine zu kriegen, doch der Gang war vollgestopft mit Menschen und sie somit auf mir gefangen.
"Mir geht's gut. Und dir?" Fragte ich belustigt und lächelte. Ignorierte das Kribbeln zwischen meinen Beinen. Immerhin war ich keine Fünfzehn Jahre alt mehr. Reiß dich zusammen, Sinclaire!
Sie legte ihre Hand auf meine Brust, vermutlich um sich anzustoßen, doch meine Finger legten sich in ihre Taille und hielten sie an Ort und Stelle. Nicht das sie irgendwo hin gekonnt hätte. Denn auf dem Gang herrschte nur Stillstand.
Anders als mein Herzschlag, der mit jeder Sekunde, die ich in dieser Position, unter ihr, neben ihr, ihr so nah. Ich roch sie. Und obwohl ich sie gerne hassen wollte, tat mir mein Körper nicht den Gefallen.
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The Big Move
RomanceJames Sinclair ist heiß. Nicht auf die süße Art und Weise. Sondern auf die Er-weiß-genau-wie-er-auf-Frauen-wirkt-Weise. Und er ist ein Arschloch. Als Sportler ist er es gewohnt mit wunderschönen schlanken Frauen zu verkehren. Als Berühmtheit ist er...