Ella
Wir erreichten das Haus, das schon von außen Klischee schrie und parkten auf der geöffneten Einfahrt. Alleine hier standen schon bestimmt Fünfzehn Autos kreuz und quer.
Die Eingangstür stand weit offen und ließ lautes Wummern zu uns herüber wehen.
Immer wieder zupfte ich nervös an meinem Kleid herum und machte meinem Unbehagen Luft in dem ich Nate und Lin sagte, wie ungern ich hier war.
"Sei kein Langweiler!" Sagte Nate lachend und legte seinen Arm um mich. Er sah gut aus. Besser als sonst. Er hatte sich für eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine schwarze Lederjacke entschieden. Aber er hatte mir energisch erklärt, dass sie Second-Hand war und er keinen Teil in der Tier-Tötungs-Maschinerie der modernen Konsumgesellschaft sein wollte. Dazu kam noch der Guyliner und sein Look war perfekt. Ein bisschen bereute ich es sogar, dass ich ihn mir hatte versprechen lassen, mich keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Ich wollte nicht in langweiligen Gesprächen gefangen sein und ich wollte mich auch nicht alleine wiederfinden. Wie traurig.
Das Haus war modern und irgendwie steril. Der Einfangsbereich öffnete sich beinahe sofort in ein großes offenes Wohnzimmer, dass direkt an eine große offene Küche grenzte. Die gesamte Länge des Raumes war mit Glastüren versehen, wovon einige geöffnet waren und somit eine schier endlose Fläche freigaben.
Die Kücheninsel war mit Essen vollgestopft, doch keiner schien davon zu essen. Mein Magen knurrte aufgeregt. Draußen erkannte ich eine beleuchtete Bar. Rechts von uns, der Küche gegenüber, wo der eigentliche Wohnbereich war, war ein großer Musikaufbau. An dem ein Kerl stand, Kopfhörer auf dem Kopf, Arme in der Luft und energisch zum Beat nickend. Die Tanzfläche, auf der einige Paare tanzten, war allerdings draußen. Kurz bevor der Pool begann. Eigenartig. Ein Pool direkt am Strand. Dieses Haus und diese Party, war genau, wie ich es von James Sinclaire erwartete. Und ich fragte mich noch immer, warum er mich eingeladen hatte.
Langsam glitt mein Blick über die Menschen und ich versuchte James ausfindig zu machen. Wie verhielt man sich? Sagte man hallo? Oder erst wenn man sich zufällig begegnete?
"Ich hol mir was zu trinken." Rief Lin und marschierte in ihrem engen, kurzen, weißen Kleid davon. Zusammen mit ihrer gebräunten Haut und den blonden Haaren war sie eine Erscheinung.
Als hätte ich es gespürt hob ich den Blick und sah James. Er stand auf der Tanzfläche, eine wunderschöne Rothaarige klebte an ihm. Sie rieb sich aufreizend an ihm und doch lag sein Blick auf mir. War er überrascht, daß ich hier war? Hatte er erwartet, ich würde nicht kommen?
Ein selbstzufruedenes Lächeln schob sich auf seine Lippen und wäre er nicht so weit weg gewesen, hätte ich beinahe geglaubt, dass er meinen Körper ausgiebiger betrachtete als angemessen war.
"Lass uns dir was zu trinken besorgen." Sagte Nate und zog mich leicht an sich. Dann lenkte er mich Richtung Bar. Ja, ich brauchte was zu trinken. Dringend. Denn nüchtern würde ich das hier kaum mehr lange aushalten.
Ich fühlte mich nackt und unwohl. Das hier war einfach nicht meine Welt und ich verfluchte Nate dafür dass er mich überredet hatte. Auch wenn ich selbst ja irgendwie hatte gehen wollen. Aber das würde ich ihm natürlich nicht auf die Nase binden.
Wir steuerten die Bar an, kamen dabei an Lin vorbei, die mit einem großgewachsenen Kerl sprach und dabei übertrieben Lachte. "Das muss ja ein Mordswitz gewesen sein." Kommentierte Nate neben mir grinsend.
An der Bar drückte uns ein gestresster junger Kellner ein Glas Sekt und eine Flasche Bier in die Hand. Nate musterte die Glasche vor ihm und verzog das Gesicht. Vermutlich war er ein Abbild von mir, nur dass ich ein Sektglas vor mir hatte.
"Tauschen?" Fragte ich Nate, der erleichtert nickte und mir die Flasche zuschob. Dann schnappte er sich das Glas und ich nippte zufrieden an dem Bier. Eine Sorte, die ich nicht kannte. Aber sie schmeckte nicht so herb und irgendwie süßlicher, als ein klassisches Pils.
Wir drehten uns herum und mein Blick flog sofort zur Tanzfläche. Doch James und seine Begleitung waren verschwunden. Ich seufzte. Ich wollte nicht so genau darüber nachdenken, was die beiden gerade trieben. Zumal mich das auch überhaupt nichts anging.
"Willst du tanzen?" Fragte Nate und lächelte flehend. Er wusste ich hasste es auf dem Präsentierteller zu sein. Was der Grund war, warum er sich immer über mich lustig machte. Denn ich wollte Schauspielerin werden. Er verstand nicht, dass ich vor der Kamera oder auf einer Bühne jemand anderes war. Ich war nicht mehr Ella, sondern jemand dem ich nur mein Gesicht, meinen Körper ausleihte.
"Gib mir noch ein paar davon." Bat ich und zeigte auf die Flasche in meinen Händen. Er nickte zufrieden und sah sich dann um.
"Ich sage es ungern. Aber es sind echt ein paar gutaussehende Leute hier." Stellte Nate fest und ich lachte auf.
Er hatte recht. Ich erkannte einige Gesichter. Schauspieler, Sportler, ein paar Musiker. Das hier waren vielleicht nicht die Oscars. Aber gerade was Sportler anging, war das die Creme de la Creme.
"Sieh mal." Er zeigte auf einen großgewachsenen, breitschultrigen Mann den ich sofort als Raymond Steel erkannte. Eishockey. Mir war nicht klar, dass ein Spiel in LA angesetzt war. Neben ihm eine kleine süße Blondine, die mindestens so unwohl aussah, wie ich mich fühlte. Doch sie hing an seinen Lippen und ich lächelte, weil er seinen Arm beschützend um sie gelegt hatte. Ein süßes Paar.
Nate zeigte immer wieder auf ein paar bekannte Gesichter, bis ich auch mein drittes Bier getrunken hatte und mit ihm auf der Tanzfläche landete. Der Alkohol, und die Tatsache, dass ich heute noch nichts gegessen hatte, lockerte mich auf und ich tanzte entspannt. Ich lachte und feierte so ausgelassen, wie noch nie und war froh, dass Nate hier bei mir war. "Danke." Rief ich ihm zu und fiel ihm stolpernd, um den Hals. "Wofür?" Wollte er wissen und legte seine Hände auf meinen Rücken. "Das du dein Versprechen gehalten hast." Er nickte. "Ich bin ein Mann von Ehre! Das solltest du eigentlich wissen, chicka!"
DU LIEST GERADE
The Big Move
RomanceJames Sinclair ist heiß. Nicht auf die süße Art und Weise. Sondern auf die Er-weiß-genau-wie-er-auf-Frauen-wirkt-Weise. Und er ist ein Arschloch. Als Sportler ist er es gewohnt mit wunderschönen schlanken Frauen zu verkehren. Als Berühmtheit ist er...