Kapitel 24: James - Der König der Unterwelt.

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James

Ich stand in meinem Schlafzimmer vor den großen Fenstern und blickte hinaus. Auch wenn der Architekt vermutlich gedacht hatte ich solle aufs Meer starren, gab es doch gerade Interessanteres zu sehen. 
Und ich kam mir fast wie ein Stalker vor, wenn ich mir nicht selbst einreden würde, dass ich sie nicht anstarrte, sondern nur meine Gäste ansah.
Das ich allerdings immer wieder bei ihr landete, konnte ich nicht verhindern.
Es lag an diesem verdammten Kleid. Und diesen verdammten Lippen. Verdammte rote, volle Lippen, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hatten.
Und sie zu sehen, wie sie sich, eleganter als erlaubt, bewegte ließ mich nicht kalt. Und das nervte mich.
Sie war fett. Sie war nervig. Sie war laut. Zu maskulin. Hatte zu viel Meinung und ein wandelndes Klischee. Und sie war absolut nicht mein Typ. Trotzdem reagierte mein Körper auf sie. Es brachte mich aus dem Konzept und es brachte mich zur verdammten Weißglut.
Und dann war da noch dieser Kerl. Der sie anfasste und den sie anlächelte. Mit dem sie vertraut flüsterte und der ihr immer wieder dieses laute, schrille Lachen entlockte. Das Lachen, bei dem sie den Kopf in den Nacken warf und ihren Hals entblößte. Bei dem sie glasige Augen bekam und von innen heraus begann zu strahlen.
Sie tanzte losgelöst mit diesem Kerl und lächelte ihn an, als die Tür hinter mir klappte. "Da bist du ja." Sagte Trev. Ja hier war ich. Erbärmlich.
"Du weißt das deine Party da unten steigt?" Fragte er und trat neben mich. Ich hatte mich nicht zu ihm umgedreht und ihn angesehen. Stattdessen starrte ich noch immer Ella an. Und mit jeder Sekunde wurde ich miesgelaunter.
Was glaubte sie was sie da tat? Ich hatte sie nicht eingeladen, weil sie so aussehen sollte. Ich hatte sie eingeladen... Ja, warum hatte ich sie eigentlich eingeladen? Weil ich mich mit ihr gutstellen wollte? Weil ich wollte, dass sie mich so sah? Weil ich sie so sehen wollte? Reiß dich zusammen, ermahnte ich mich selbst. Ich war kein Weichei und schon gar nicht wegen Ella Rodriguez.
"Was sehen wir uns da an?" Fragte Trev mich und folgte meinem Blick. "Wen sehen wir uns da an?" Verbesserte er sich und aus dem Augenwinkel sah ich ein Grinsen. Anders als ich stand Trev auf vollere Frauen. Eigentlich stand er auf alle Frauen. Und er hatte keine Schwierigkeiten sie zu bekommen. Nie.
Nur schwer unterdrückte ich ein Knurren. Diese Frau brachte mich völlig aus dem Konzept. "Das ist Ella Rodriguez." Er nickte und wartete das ich weitersprach. "Sie spielt in dem Film mit." Er kannte meinen Plan.
Trevor und ich kannten uns seit Jahren. Er war so ziemlich mein bester und einzig wirklicher Freund. Er hatte seine Karriere, wegen einer Verletzung, beendet und ich hatte ihn als meinen Trainer eingestellt. Er war ein Arschloch. Er ließ mich mehr trainieren als jeder andere. Er hatte höhere Ansprüche als jeder andere, mit Ausnahme von mir selbst. Und auch wenn niemand an uns geglaubt hatte, hatte er mich weit gebracht.
Es gehörte viel dazu es auf diesem Level gut zu machen. Und ohne Trev wäre das nie möglich gewesen. Und auch wenn ich es nie laut ausgesprochen hätte, war ich ihm mehr als dankbar dafür.
"Okay. Also warum starren wir Ella Rodriguez genau an?" Brachte er meine Gedanken wieder zurück und ich blinzelte ein paar Mal.
"Ich starre sie nicht an." Sagte ich wenig überzeugend. Denn noch immer lag mein Blick auf ihr. Ich wusste einfach nicht was es war.
Es war eine Sache, dass mein Körper auf sie reagierte. Das tat er bei vielen Frauen. Auch wenn es bei ihnen meist doch irgendwie anders war.
Ella brachte mich aus dem Konzept. Ich hatte nie Probleme gehabt mich in Anwesenheit von Menschen zu verhalten. Ich war gut aussehen, ich war erfolgreich, ich hatte Geld, Männer wollten so sein wie ich und Frauen wollten mich. Schlicht und einfach.
Ella aber war anders. Sie war nett, sie war sogar irgendwie verletzlich. Aber sie wollte absolut nichts von mir. Sie wollte nur mit Respekt behandelt werden. Sie wollte weder mein Geld, noch meinen Körper und das verwirrte mich.
Und in den kurzen Momenten in denen ich glaubte, dass sie die eigenartige Spannung doch spüren musste, war der Augenblick verflogen und ich war mir selbst nichteinmal mehr sicher, was gerade passiert war.
"Du stehst also hier oben, wie der König der Unterwelt und starrst Ella Rodriguez, die übrigens heiß aussieht, nicht von oben herab an?" Fragte Trev und mit einem mürrisch laut stimmte ich ihm zu.
"Sie ist überhaupt nicht dein Typ." Stellte er dann unnötigerweise fest. Ich nickte. Wieder lachte sie über etwas, dass ihre Begleitung sagte und ich konnte das schrille, laute Lachen beinahe hören. Ich bildete mir ein, dass ich es fast in meinem Bauch fühlte.
Genervt von meinen belebenden Gedanken wandte ich mich ab. Ich sollte mit einen Drink besorgen. Das wäre das Beste.
"Scheiße man." Trev lachte laut und ich hörte wie er mir folgte. "Die kleine hat dich ja ganz schön bei den Eiern." Sagte er, als wir mein Schlafzimmer verließen und ich es absperrte, als Trev herauskam.
Jedes Zimmer im Haus war mir egal. Sollten sie sich alle im Wäscheraum vergnügen. Nur mein Schlafzimmer gehörte mir. Bis auf Trev hatte noch nie jemand diesen Raum betreten. Vor allem keine von den Schlampen, die ich lit nach Hause brachte. Das hier war mein Refugium. Mein Ort und für mich hätte das ganze Haus nur diesen einen Raum gebracht und wäre ausreichend.
"Sie hat mich nicht bei den Eiern." Knurrte ich miesgelaunt und verspürte den Drang Trev eine zu verpassen, damit er aufhörte mich aufzuziehen. Dabei gab es dafür ja absolut keinen Grund.
"Sie nervt mich einfach nur." Sagte ich und er lachte wieder. "Sie geht dir unter die Haut." Verbesserte er mich und ich verzog das Gesicht. Er traf ins Schwarze, dass tat er beinahe immer. "Sie ist einfach eine verdammten Nervensäge." Schnaubte ich und steuerte zur Bar. Ignorierte dabei die Leute die mich begrüßten. "Ist denn eine der anderen Nervensägen auch hier?" Trev sah sich auffällig um. Dabei wusste er vermutlich selbst, dass ich nur Ella eingeladen hatte.
"LA ist nicht der Nabel der Welt. Nicht jeder lebt hier." Gab ich aus und machte mich so schnell es ging aus dem Staub. Denn Trev schaffte es viel zu schnell mich auf die Palme zu bringen. Fast so schnell wie Ella es mit ihrer bloßen Anwesenheit tat.

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