Kapitel 53: Ella - Keine Hintergedanken.

127 11 0
                                    

Ella

Es war laut, es war spät, ich war betrunken und hatte Spaß. Während Lucas mit einer süßen Blondine an der Bar flirtete, Adrian in einer der Loungesessel brodelte, Matheo mit ein paar Freunden feierte und James mich mit seinen Blicken verfolgte, war ich am Tanzen.
Nate wäre stolz auf mich. Ich wirbelte gerade herum, als ich Timo sah, wie er grinsend vor mir zum stehen kam. Hinter ihm zwei seiner Freunde von früher.
Aufgeregt schrie ich auf. "Timo!" Rief ich und warf mich in seine Arme. Sofort landeten seine Hände auf dem Ansatz meines Hinterns.
Ich trug die enge schwarze Jeans und ein Mash-Top. Darunter einen BH mit Steinen, die durch das durchsichtige Oberteil schienen.
Ich erkannte die beiden, doch die Namen fielen mir nicht mehr ein.
"Bist du allein?" Fragte Timo mich und ich schüttelte den Kopf. Er war mir so nah. Doch ich wusste ich sollte mich etwas von ihm entfernen. Aber ich war weder wirklich klar, noch konnte ich noch besonders gerade stehen. Ich sollte auf Wasser umstellen.
Ich blickte über meine Schulter und Timo folgte meinem Blick. Als er meine Brüder erblickte nickte er. "Wer ist das?" Fragte er und ich wusste, ohne hinzusehen, dass er James meinte, der mit düsterem Blick zu uns herüber sah.
Aber ich wusste wirklich nicht, was er wollte.
Gestern hatte er noch abhauen wollen. Dann war er am Morgen mit eingezogenem Kopf beim Frühstück gewesen und hatte den ganzen Tag kaum ein Wort mit mir geredet, nur damit er mich jetzt mit diesem Todesblick anstarren konnte.
Und es ärgerte mich, denn mir war klar,  dass ich nur wegen ihm so feierte. So trank. Was mich noch wütender machte.
Er hatte genau das gesagt, was ich von ihm erwartet hatte, was ich selbst gedacht hatte und was mich trotzdem verletzt hatte.
Aber ich war froh, dass er geblieben war. Dass er nicht abgehauen war. Denn wenn wir Freunde sein wollten, dann würde ich ihm nicht hinterherlaufen. Er war erwachsen.
"Willst du was trinken?" Fragte mich Timo über die Bässe hinweg. Er kam mir jedes Mal so nah, wenn er mit mir sprechen wollte, dass ich seinen Atem auf der Haut spürte.
Und es war mir unangenehm, doch der Alkohol dämpft dieses Unbegagen, weshalb ich nickte und mich von ihm an die Bar führen ließ.
Timo bestellte einen furchtbar süßen Drink für mich und ich trank ihn zügig aus. Dann zog ich Timo wieder auf die Tanzfläche.
Wir tanzten eng und ich spürte, wie er mutiger wurde und mir näher kam. Doch bei Timo fühlte ich mich sicher. Er war keine Gefahr. Doch mein Gewissen meldete sich zwischen meinen betrunkenen Gedanken. Es war nicht fair. Er war kein Lückenbüßer. Auch wenn ich gerne ein wenig Frustration abgelassen hätte. Ich hätte mir einen Fremden abschleppen sollen. Aber dafür war ich kicht der Typ. Egal was ich James, oder jedem anderen, erzählte.
Nicht das ich gedacht hätte das dieser Kuss zu mehr als Sex führte. Aber James war anders. Ich wusste woran ich war und darauf konnte ich mich einstellen.
Ich spürte, wie er mir näher kam. Wie er meinen Körper berührte und konnte beinahe dabei zusehen, wie er sich mir näherte und versuchte mich zu küssen. Wie er seine Lippen auf meine presste und ich erstarrte. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass ich das nicht wollte, doch er versuchte es noch ein Mal.
Im nüchternen Zustand wäre ich ausgerastet. Aber ich genoss das Tanzen und das Gefühl begehrt zu werden.
Es war schon nach drei als Adrian plötzlich vor mir stand, mich am Arm packte und sagte: "Es reicht jetzt. Estás actuando como un loco." Dann führte er mich mit festem Griff zum Ausgang. Adrian war immer der coole, ruhige Bruder. Doch das sah eher Matheo ähnlich.
"Was soll das?" Fragte ich ihn, als wir auf der Straße standen. Er ließ mich los und ich geriet kurz ins Wanken.
"Das wollte ich dich auch gerade fragen." Sagte er genervt. Und irgendwie passte es mir gerade recht, dass er einen Streit anfing.
"Was ist dein Problem? Ich bin ja wohl alt genug, um zu feiern." Er nickte. "Aber du bist nicht alt genug um ein Arsch zu sein, Ella." Empört schnappte ich nach Luft. "Der arme Kerl ist in dich verknallt." Dann lachte er auf und fuhr sich durch seine dunklen Haare. "Sie beide. Und dann machst du vor dem einen mit dem anderen rum." Er lachte wieder. "Wenn es wenigstens andersherum wäre." Er schüttelte den Kopf. "Was ist passiert? Wann bist du so geworden?" Verwirrt starrte ich ihn an. "Was willst du denn von mir?" Fragte ich ihn. "Wir sind alle erwachsen. Timo weiß, dass ich seine Gefühle nicht erwidere. Und James...?" Ich schnaubte verächtlich. "Bitte, der kann sich doch irgendeine Frau da drin aussuchen." Adrian schnaubte, als wäre ich hier die dumme. Als wäre ich es, die ihn abgewiesen hätte.
"Das mag ja sein, aber so wie er aussieht, hat er sich dich ausgesucht. Und auch wenn Matheo ihn nicht mag, ich denke er ist gut für dich. Du lachst mit ihm. Und es ist nicht fair..." Mittlerweile liefen mir die Tränen. "Er will mich nicht, okay?" Rief ich und starrte Adrian an. Es zu wissen tat weh. Es aber laut zu sagen, war schlimmer.
Adrian hielt inne.
"Er, ...was?" Perplex starrte er mich an. Doch ich wollte es nicht nochmal sagen. "Hat er das gesagt?" Fragte er mich und ich sah, wie er wütend wurde.
"Er hat gesagt, wir passen nicht zusammen." Er nickte und schien zu warten, dass ich noch etwas sagte. "Ich hab mich ihm praktisch an den Hals geworfen und er hat es beendet." Er starrte mich an. Eigentlich starrten uns eine Menge Leute an, die unsere Szene verfolgten.
"Es beendet?" Ich nickte. "Es war ja nicht so, als hätte es etwas gegeben, was wir beenden könnten. Aber..." Ich wischte mir wütend über die Augen. "Ich wollte auch gar nichts anfangen." Fügte ich hinzu. "Wir sind Freunde irgendwie. Aber dann hab ich ihn geküsst und keine Ahnung... Ich hatte keinen Hintergedanken als ich ihn eingeladen habe. Ich wollte nur das er Weihnachten nicht alleine ist. Und jetzt ist es alles irgendwie... scheiße." Sagte ich und sah Adrian an. Meine Hand wanderte zu meinem Hals und ich umklammerte mit zitterten Fingern den Anhänger der Kette. Und als Adrian mich an sich zog und seine Arme um mich schloss, begann ich zu Schluchzen.

The Big Move Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt