27 | face-off

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WILLOW

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WILLOW

Ich sollte irgendetwas sagen. Irgendetwas, um ihn ... Ja was? Ihn zu trösten? Ihm sagen, dass das alles wieder wird? Das wäre bloß ziemlicher Bullshit. Ohne zu wissen, was passiert ist, ist trotzdem klar, dass so etwas nie wieder gut wird.

„Das tut mir so leid, Lucas", wispere ich, während ich meine Hand um seine schließe.

Lucas richtet sich auf, bis er aufrechter an dem Baumstamm sitzt, macht sich aber nicht von mir frei. Ich bin froh, dass er sich nicht distanziert.

Er braucht einen Moment, bis er wieder spricht. Als er es tut, wirkt er abwesend, als wäre er wo ganz anders. Zurück bei dem Geschehenen.

„Wir waren eigentlich schon nicht mehr zusammen ...", beginnt er und starrt in das Feuer vor uns. „Ich hatte kurz zuvor herausgefunden, dass Kylie fremdgegangen ist und die Beziehung beendet."

Ich drücke seine Hand. Das muss schrecklich für ihn gewesen sein, aber wenn ich an den Ausgang der Geschichte denke, wird das Schlimmste noch kommen.

„Sie stand etwa zwei Wochen später vor meiner Tür. Wir haben uns fürchterlich gestritten. Sie hat geweint und mich angefleht, ihr noch eine Chance zu geben. Dass sie betrunken gewesen wäre und es nur ein Ausrutscher war. Ich war sowieso verletzt davon, was sie getan hat, aber es hat mich in diesem Moment zusätzlich so wütend gemacht, dass sie es versucht hat, zu rechtfertigen ..."

Jetzt entfernt er sich doch von mir. Er zieht seine Hand aus meiner und stützt seine Ellenbogen auf seinen Knien ab.

„Ich habe ihr gesagt, dass mich das nicht interessiert und dass wir nie wieder zusammenkommen. Sie war völlig aufgelöst, als sie gegangen ist."

Tränen stehen mir in den Augen. Mich beschleicht die böse Vorahnung, dass sie nie zuhause angekommen ist. All die Momente, in denen Lucas mir hinterhergerannt ist oder vor meiner Tür stand, nur um sicherzugehen, dass mir nichts passiert, ergeben plötzlich auf eine grausame Weise einen Sinn.

„Am nächsten Morgen kam meine Mutter in mein Zimmer und hat mir gesagt, dass es einen Unfall gab ... und dass Kylie es nicht überlebt hätte. Sie ... sie hatte die Kontrolle über ihr Auto verloren und ist gegen einen Baum gefahren."

Er reibt sich mit der Hand über sein Gesicht. In seinen Augen funkeln ebenfalls die Tränen, doch am allermeisten die Verzweiflung.

„Ich habe gesehen, wie fertig sie war. Niemals hätte ich sie in dieses Auto steigen lassen dürfen. Ich hätte sie nach Hause bringen sollen oder ihr zumindest sagen, dass sie warten soll, bis sie sich beruhigt hat. Aber ich habe nichts getan. Im Gegenteil ich war sogar froh, als sie endlich weg war."

Am liebsten würde ich ihn schütteln und ihm sagen, dass es nicht seine Schuld war. Aber ich denke, dass er das schon oft genug gehört hat. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, bin ich mir unsicher, ob ich nicht ähnlich wie er empfinden würde, wenn unsere Rollen vertauscht wären ... Auch wenn es nicht seine Schuld ist. Man macht sich automatisch Vorwürfe.

Crashing the Net (Miltan University 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt