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‚Jetzt hasse ich diesen Tag wirklich!' dachte Josh genervt, als er den Blick vom Speiseplan der Mensa nahm und Gwen ansah. „Mist... Schon wieder Spaghetti mit Gemüsesauce," stöhnte der Omega leise und seine beste Freundin murmelte trocken: „Ach, ist schon okay... Ich hab sowieso keinen großen Hunger!"
Der junge Mann schüttelte den Kopf, während er zusah, wie sie mal wieder nach einem Salat griff. Am liebsten wäre er in die Küche marschiert und hätte die Köche dort angebrüllt, dass sie ihre Scheiß Nudeln selbst futtern und den Studenten mal etwas Anständiges zwischen die Beißer geben sollten.
Josh hasste Salat... Und er wusste, dass Gwen das Zeug ebenfalls nicht ausstehen konnte. Aber das Grünfutter war allemal besser, als sich mit den verdammten Nudeln zu vergiften. Wobei es ja nicht wirklich die Nudeln selbst waren...
Seine Großmutter machte fanatische Pasta aus Roggenmehl.
Aber das konnte er hier ja unmöglich anfragen... Roggen war schließlich das Getreide, welches von Omegas bevorzugt wurde, da Weizengenuß in der Regel tödlich endete.
Der Omega erinnerte sich nur zu gut an Gwendolyns ersten und letzten Keks, der aus dem toxischen Getreide gebacken war. Sie war sechs gewesen und hatte das Gebäck von Sabina geklaut. Die Kleine war es leid gewesen, dass ihre Cousinen immer von dem blöden Onkel die leckeren Naschereien zugesteckt bekamen und diese dann mit Genuss vor Gwens sehnsüchtigen Blicken verspachtelten. Als Josh sie fand, war die Epsilon bereits dabei, das Bewusstsein zu verlieren und wand sich in Krämpfen und mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden. Da der Junge nur ein paar Monate zuvor selbst aus Versehen einen „bösen" Muffin gegessen hatte, erkannte er die Anzeichen sofort. Dank Grammy - die ihm nach der Vergiftung getröstet und ihn im Anschluss aufgeklärt hatte - wusste Josh, was er tun musste. Er stopfte sich die Hibiskusblüten selbst in den Mund und kaute rasch. Da die Kiefermuskeln der Epsilon völlig verkrampft waren, schaffte er es kaum ihr den Brei in den Rachen zu stopfen. Nachdem der Wirkstoff aber seine volle Wirkung entfaltet hatte und Gwendolyn wieder ansprechbar war, hatte er die Kleine mit zu Grammy genommen, wo sie sich die Angst von der Seele geweint hatte und dann hatte Lalany ihr denselben Vortrag gehalten hatte wie Josh nur wenige Wochen zuvor...und von dem Augenblick an waren der Omega und die Epsilon die besten Freunde.

Besorgt musterte er seine Besti und stellte kurz entschlossen zwei Flaschen Wasser und zwei Flaschen Cranberriesaft zu seinem Kaninchenfutter. Als er sich zu Gwen setzte, sah diese unruhig über die Schulter und wisperte panisch: „Josh... das ist zu viel! Das könnte auffallen!!" Der Omega schnaubte verärgert und antwortete: „Du brauchst dringend Flüssigkeit! Und in dem Cranberrysaft sind Elektrolyte, die du ebenfalls benötigst. Jetzt keine Widerrede mehr, Gwen und trink endlich. Lass dir einfach Zeit damit, schütte nicht alles auf einmal runter und dann fällt es auch nicht auf."
Nicht zum ersten Mal dachte der junge Mann, wie gut er es im Vergleich zu seiner Freundin hatte.
Da seine Großmutter selbst eine Omega war und seine Familie um seinen genetischen Status wusste, kannte Josh so etwas wie Zurückhaltung beim Trinken nicht. In jedem Raum bei ihm zu Hause standen Wasserflaschen und mit Saft gefüllte Karaffen, damit die Omegas stets genügend Flüssigkeit zu sich nehmen konnten. Nur hier in der Schule riss er sich halt zusammen. Skeptisch betrachtete Josh seinen Salat. Nicht nur, dass er Grünfutter nicht ausstehen konnte, nein... Da waren auch noch Endivien und Chicorée drin.
Ouch, ekelhaft!
Bitterstoffe waren einfach nur zum Kotzen! Was würde er nicht für ein Stück Schokolade geben...
Vielleicht konnte er Grammy davon überzeugen, ihre köstlichen Mandel-Schokoladen Brownies zu backen. Ohne Weizenmehl versteht sich...
Die konnte er dann seiner kleinen Gwenny mitbringen. Sie brauchte dringend etwas auf die Rippen... Diese monatliche Hitze zerrte zu sehr an ihren Kraftreserven und sie bekam einfach nicht genug Nährstoffe, um diese wieder aufzufüllen.
Während er sich seiner Freundin anschloss und mit Todesverachtung den widerlichen Salat herunterwürgte, maulte er: „Das reicht! Morgen bringe ich was von Oma mit. Mit diesem Blattfutter kommst du ja nie wieder auf die Beine!"
Dankbar lächelte seine Freundin ihn an, wollte etwas erwidern, als Josh aus den Augenwinkeln sah, wie Sabina und Bianca angehängt an die mächtigen Bizepse der Alphas aus der Abschlussklasse in die Mensa schwebten.
„Och, nö... Achtung, Gwenny... Oberzickenalarm!" flüsterte Josh, und die Epsilon verdrehte beim Anblick ihrer Cousinen angewidert die Augen.
„Na, toll... Jetzt hab ich gar kein Hunger mehr," seufzte sie und trank ihre Saftflasche leer.
Sie erhob sich, nahm ihr Tablett und die leere Flasche, um beides zur Spülküche zu bringen. Dann sagte sie: „Komm schon, lass uns gehen, bevor sie uns bemerken. Es reicht mir, wenn wir gleich Sport mit dem Abschluss Jahr haben!"
Genau wie seine Besti, schauderte Josh und stöhnte unisono mit ihr: „Alphas!

Ja, als Omega - beziehungsweise Epsilon sollte man dieser Kaste definitiv aus dem Weg gehen! Nicht nur, weil sie hochgradig arrogant, eingebildet und machohaft waren, nein... Sie waren auch noch dominanter als alles, was man sich vorstellen konnte, ließen nur ihre eigene Meinung gelten und prügelten alle, deren Anblick ihnen nicht passte, in Grund und Boden... und das buchstäblich!
Der Omega hakte sich bei Gwen unter und gemeinsam schlenderten sie ins Sonnenlicht hinaus. Still genossen sie, wie ihre Haut das Vitamin B aufnahm und trabten dann langsam in Richtung Sportplatz los.
Josh trat gegen einen Stein und zuckte leicht zusammen, als Gwen fragte: „Wann bist du eigentlich wieder fällig?"
Bittere Furcht strömte durch seine Adern und er flüsterte bebend: „Nächsten Monat! Ich stehe jetzt schon kurz vor einer Panikattacke! Manchmal glaube ich, das ist es alles nicht wert... Und dass es vielleicht doch besser wäre, mir einen Clan zu suchen."
Und nicht alle Alpha Clans waren schlecht. Er musste da nur an seine Großväter denken, die einen unglaublich glücklichen Zirkel rund um Grammy gebildet hatten. Vielleicht gab es ja doch einen Gott, der ihm gnädig war und schickte ihm die passenden Alphas, welche nicht darauf bestanden, dass er nur noch Kinder in die Welt setzte, sein Nest nie wieder verließ und nicht seinem Traum nachging, einmal Arzt zu werden.
Gwendolyn erstarrte, drehte sich zu Josh um und packte ihn an den Händen.
„Das darfst du nicht sagen! Hörst du, Joshi... Gib ja nicht auf! Es sind doch nur noch zwei Jahre und dann können wir abhauen!"

„Ja, es sind nur noch zwei Jahre... Zumindest hier in der Schule. Verdammt, Gwen... Wir haben ein ganzes Leben vor uns. Ein ganzes Leben, das nur aus Schmerz besteht. Wir wären zwar frei, aber durch unsere verschissenen Genetik trotzdem Gefangene und ganz ehrlich? Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ich bin nicht so stark wie du..."
In Gwendolyns wunderschönen blauen Augen sammelten sich Tränen. Und wo sie gerade noch hoffnungsvollen Mut ausgestrahlt hatte, spiegelt ihre gesamte Haltung nun Resignation und Hoffnungslosigkeit wider. Genau wie die von Josh...
Warum war die Welt nur so verflixt unfair? Der Omega konnte sehen, dass Gwenny kurz davor war, die Wasserfälle anzuschalten, also drückte er ihr rasch die zweite Saftflasche in die Hand. Und just in dieser Sekunde fiel ein Schatten auf sie.
Als die beiden sich umdrehten, sickerte kalte Angst in ihre Seelen und rasch senkten sie den Kopf um ihre Ehrerbietung, ihren Respekt kundzutun.
Als hätten diese nervigen Alphas ein Radar dafür, ungebeten und äußerst ungünstig im Timing aufzutauchen!
„Direktor Konrad," sagte Josh leise und schluckte mühsam, als er den zweiten Riesen kurz in Augenschein nahm.
So ein mistiger Doppelmist! Ein Königsclan-Alpha!!
Das kann ja nicht gut gehen!

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt