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Mit wiegenden Schritten erklomm Xander die lange Treppe, Josh fest an seine nackte Brust gedrückt und schnurrte die gesamte Zeit über. Die anderen vier Alphas sahen sich immer wieder um, lächelten zufrieden und dann stieß Rafe die dicke Eichentür auf, die nach draußen führte. Frische Luft strömte auf sie ein und der kleine Omega blinzelte in die untergehende Sonne hinein.
Ihr flammendes Rot ließ den Himmel brennen... es war seine Lieblingstageszeit... erst vor einer Woche hatten er, Grammy und Gwendolyn den Ausflug zum See gemacht, um dort den Sonnenuntergang anzusehen. Es war ein unfassbar schöner Abend gewesen...
Oh, Gott...  seine Grammy musste vor Angst ja halb wahnsinnig sein, weil er verschwunden war!
Und Gwen erstmal!
So wie Josh seine beste Freundin kannte, würde diese sich zudem entsetzliche Vorwürfe machen, dass Josh ihretwegen in Schwierigkeiten geraten war.
Unruhig begann er sich im Griff des attraktiven blonden Hünen hin und her zu winden, so dass Xander schließlich ein leises, warnendes Grollen ausstieß.
„Was ist los, Kleiner? Hör auf rumzuzappeln, sonst könnte es passieren, dass ich dich aus Versehen fallen lasse."
„Hey, Xan?! Was ist? Macht dir unser Herz etwa zu schaffen?" lachte Duncan und die anderen Alphas stimmten fröhlich ein.
Josh fauchte in ihre Richtung und verschränkte sauer die Arme vor der Brust.
Er. Wollte. Weg.
Er wollte nach Hause!
Mit Grammy kuscheln und irgendwie dem mehrtägigen Sexmarathon entgehen, der aufgrund von Hitze und Beanspruchung ihm fröhlich aus sehr naher Zukunft zuwinkte.
Es war ja jetzt nicht so, als wäre er prüde! Er hatte nichts gegen Sex... zumindest in der Theorie. Wie jeder unbeanspruchte Omega war auch Josh noch unberührt. Es war einfach zu gefährlich... eine zufällige Entdeckung der körperlichen Merkmale seiner Natur hätte verheerende Konsequenzen gehabt. Mit viel Pech wäre er von den jungen Alphas des Abschlussjahres beansprucht worden. Und von denen hatte keinen auch nur den Ansatz eines Schimmers, wie er mit einem Omega umgehen musste!

Josh war so vollkommen verstrickt in seine Gedanken, dass er gar nicht mitbekommen hatte, wie die Zeit verstrich und dann trat Xander auch schon über die Schwelle eines großen Hauses.
Er blieb in einem Saalartigem Wohnzimmer stehen und als der Junge den Kopf reckte, standen die anderen vier Alphas in einen lockeren Halbkreis vor ihm.
„Ich denke, wir sollten uns vorstellen. Ich bin Duncan, Vollstrecker der Königsklasse, 143 Jahre alt und der erste Alpha dieses Clans."
Duncan schmunzelte angesichts der bemühten Gleichgültigkeit in Josh's Gesicht und machte eine auffordernde Geste zu Rafe.
Der dunkelhäutige Mann ruckte kurz mit dem Kinn nach oben und brummte dann mit seiner tiefen Stimme:
„Rafe, 129 Jahre, ebenfalls Vollstrecker der Königsklasse und der große Bruder von dem da.." Er deutete mit dem Daumen auf den Alpha zu seiner Rechten. Dieser schnaubte und verdrehte die Augen.
„‚Der da' heißt Deke, ist 125 Jahre alt und der Tracker des Clans. Und hör nicht auf meinen sogenannten großen Bruder... Er bildet sich viel zu viel auf diese vier Jahre ein!" Deke grinste Josh an und zwinkerte ihm zu.
„Kindsköpfe," murmelte der Mann mit den kurzen dunklen Haaren und den verblüffenden hell blau-grünen Augen. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Omega und sagte:
„Mein Name ist David. Ich bin 102 Jahre, Stellvertreter unseres furchtlosen Anführers und oberste Headhunter des Königshauses. Freut mich.."
Josh's Lippen formten vor Überraschung ein stummes ‚O'.
Headhunters waren selten... genauso selten wie die Vollstrecker der Königsklasse und ihre Instinkte waren fast noch ausgereifter als die der Tracker. Sie hatten einen gnadenlosen, analytischen Verstand wenn es um Verfolgung Abtrünniger ging und ihre Trefferquote lag immer bei einhundert Prozent.
David schmunzelte und lehnte sich lässig gegen das Sofa hinter sich.
„Xander... bin 167 Jahre und Mechaniker. Kann alles reparieren und fahren/fliegen, was es gibt." rumpelte die tiefe Stimme des Alphas, der Josh nach wie vor an seine Brust gedrückt hielt.
Deke musterte den Jungen kurz intensiv und wandte sich ab, er ging in die Küche und kam kurz darauf mit einer Flasche Wasser zurück. Josh leckte sich über die trockenen Lippen und streckte durstig, mit einem flehenden Ausdruck im Gesicht seine Hände nach dem kostbaren Naß aus.
Xander stellte den Omega vorsichtig auf wieder auf die eigenen Füße und der Junge riss die Flasche regelrecht aus Dekes Händen.
Gierig begann er zu trinken und er wusste schon nach dem ersten Schluck, dass der Inhalt nicht ausreichen würde, um seinen Durst zu stillen.
Er hatte die Flasche noch nicht einmal zur Hälfte geleert, als Duncan sie ihm mit einer ruhigen und bestimmten Bewegung wieder abnahm.
„Ah, Ah... stop, Kleiner... nicht zu schnell und zu viel auf einmal. Sonst wird dir schlecht und es kommt alles wieder raus!"
Josh knurrte. Der Stress der letzten Tage, die Angst... Kummer... Wut... all das schwappte an die Oberfläche und wischte jeden Funken Vernunft einfach beiseite.

„Ich. Brauche. Mehr! Wer bist du? Der Wasserrationierer vom Dienst! Gibt mir die Flasche zurück! Und dann will ich nach Hause! ICH WILL NACH HAUSE! LASST MICH GEHEN! Ich will zu meiner Grammy..."
Beim letzten Wort überschlug Josh's Stimme und er begann wieder zu weinen.
Er hatte solche Angst...
Und er wollte doch nur in sein Bett liegen, begraben im Kuschelflausch seines Nestes, in Grammys Armen und nie wieder einen Fuß in die brutale, böse Welt setzen!
„Rafe, mach bitte ein Bad für den Kleinen fertig. David? Im Schlafzimmer alles vorbereitet?" Während David nickte und Rafe in Richtung einer weiteren Tür verschwand, ging Duncan in die Hocke und schaufelte Josh in seine Arme.
Mit langsamen, gemächlichen Schritten folgte der Clansführer Rafe zum Badezimmer und sah dabei auf den schluchzenden Omega hinab.
„Hör zu, Josh. Uns ist klar, dass du ein anderes Schicksal gewählt hättest als das, welches dir nun gegeben wurde. Und wir wissen auch, dass du Angst hast... Angst vor uns, der Beanspruchung, vielleicht sogar Angst vor dem Sex. Und das darfst du auch... nichts davon ist fair dir gegenüber, aber wir können und werden dich nicht gehen lassen. Du weißt selbst, dass es viel zu wenig Omegas gibt. Was meinst du, warum deine Schulkameraden das Risiko in Kauf nehmen wollten, sich mit mir UND Rafe anzulegen... unser Clan ist seit über siebzig Jahren auf der Suche nach dir, und jetzt da wir dich endlich gefunden haben, werden wir dich nicht wieder gehen lassen."
Die restlichen Alphas folgten ihnen zum Badezimmer und sie hatten es just betreten, als David sagte: „Du wirst mit Sicherheit einen oder mehrere Fluchtversuche in Erwägung ziehen, Kleiner... du solltest aber zwei Dinge dabei beachten. Zum einen ist das Jagen und Einfangen des fruchtbaren Parts eines Zirkels Teil der Paarungszeremonie, zum anderen werden wir dir nach dem Einfangen deinen niedlichen, kleinen Knackpopo versohlen... und, Josh... glaube mir...wir WERDEN dich einfangen!"
Der Omega starrte fassungslos den hübschen Alpha an, der ihn mit einem frechen Zwinkern durch die strubbeligen Haare fuhr.
Inzwischen hatte Duncan ihn vor einem Monster von Badewanne - welche die Ausmaße eines kleinen Pools hatte und definitiv für einen kompletten Alphazirkel gedacht war - abgesetzt und begann, ihm die durchgeweichten Klamotten vom Körper zu pulen. Als der braunhaarige Riese bei seiner Unterwäsche ankam, quiekte Josh und machte einen Riesenhüpfer nach hinten.
Rafe lachte leise und sagte: „Schatz... wir werden noch sehr viel mehr von dir sehen.. und du wirst noch sehr viel mehr von uns sehen. Und spätestens wenn deine Hitze wieder zuschlägt, wird es dir völlig egal sein, wer deinen nackten Körper betrachtet oder berührt. Aber ok... Jungs, dreht euch um. Geben wir unserem Kleinen etwas Privatsphäre."
Schmunzelnd gehorchten seine Clansbrüder und Josh beeilte sich, seine Unterhose auszuziehen und dann mit einem regelrechten Kopfsprung in die Wanne zu tauchen.
Anders als Gwen war er eine Wasserratte und plantschte für einige Minuten glücklich in dem warmen Naß... vergaß dabei völlig, dass fünf riesige Alphas mit einem liebevollen Lächeln zusahen und nun ebenfalls begannen, sich zu entkleiden...

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt