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Die Zeit wollte einfach nicht vergehen...
Minuten zogen sich in endlose Länge und mit jeder vergangenen Sekunde wurde Josh's Herz schwerer und schwerer.
Er lag auf der Brust seines Alphas und starrte aus brennenden Augen zur Tür.
Eine seltsame Gewissheit hatte von dem kleinen Omega Besitz ergriffen... irgendwie wusste er, dass die Männer ohne Gwendolyn zurückkehren würden.
Und je weiter die Zeit verstrich, desto ruhiger wurde er. Bis schließlich eine eiskalte Ruhe sich in seiner Seele ausbreitete und sein brennendes Blut abkühlte.
Er war bereit...
Stimmen wurden draußen laut und dann platzen die zehn Alphas in die Hütte hinein.
Josh brauchte nur einen Blick in das Gesicht des Alphaprinzen zu werfen um zu wissen, dass seine Vermutung sich bewahrheitet hatte.
Und er musste revidieren... er war sowas von nicht bereit!
Denn die Erkenntnis, dass Gwenny sich nun in den Hände dieses widerlichen Bockmist eines Trackers befand, zerschmetterte die eisige Ruhe, die sich während der Wartezeit in ihm ausgebreitet hatte.
Er kämpfte sich aus Dekes Armen heraus und stapfte auf Prinz Henry zu. Mit blitzenden Augen blieb er schwer atmend vor dem Riesen stehen und begann zu schimpfen...
...Wie ein Rohrspatz.
Und seine Ausdrucksweise war derart blumig, dass Alpha Jays Kinnlade bis auf den Boden hinunter klappte. Der jüngste des königlichen Clans verbarg seine Überraschung jedoch schnell und machte sich gedankliche Notizen.
Einiges von dem, was der Kleine da von sich gab war doch durchaus noch wiederzuverwenden!

Da alle Männer verstanden, dass die Schimpftirade lediglich Josh's Art war gerade mit dem immensen Stress umzugehen, ließen sie den Omega schimpfen.
Keiner zuckte zusammen, als Josh den König als Schokolade hassenden Querulantenkacker mit dem IQ einer gerösteten Mandel bezeichnete, dessen einzige intelligenten Ausdrücke täglich aus seinem Hintern ins königliche Klosett gedrückt wurden.
Tatsächlich mussten sich die Alphas nun ein recht unangemessenes Lachen verbeißen, als Josh auch noch anfing sich die Haare raufte, bis diese aussahen, als hätte er gegen die Batterie eines Solarseglers gepinkelt und wäre danach in einem Luftkanal gestrandet.
Duncan trat just in dem Moment vor, als der Winzling anfing - um seine Worte zu untermauern - mit einem spitzen Zeigefinger gegen die breite Brust des Prinzen zu pieksen.
„Ah, ah, ah... nicht doch, Baby. Gwens Clan steht bereits auf Messers Schneide und du wirst hier auf keinen Fall einen gereizten Bären ärgern!"
Jays Augen weiteten sich amüsiert und er murmelte in Jareds Richtung: „Hat Duncan den nächsten König etwa gerade als einen Bären bezeichnet?"
Josh's Kopf ruckte zu ihm herum und er holte tief Atem für die nächste Fuhre an fantasiereichen Beschimpfungen, die sein oberster Alpha schnell mit einem festen Kuss auf die bebenden Lippen unterband.
Noch während die Zunge des Geliebten in seinen Mund glitt, fluchte Josh weiter, was allerdings nun nur noch als gedämpftes „hnmpaahggh!" rauskam.
„Also das sollte er jetzt wirklich zurücknehmen," gluckste David, wurde jedoch schnell wieder ernst, als er sah, wie der blonde Eisklotz des Königsclans losstapfte und Schrank um Schrank aufriss und verschiedenste Waffen herauskrammte.
Josh's Augen leuchteten begehrlich auf und er begann - trotz des heftigen Rumgeknutsches mit seinem obersten Alpha - heftigst mit einem wirklich fies gezahnten Jagdmesser zu flirten. Duncan beendete den leidenschaftlichen Kuss und stippte ihn auf die Nasenspitze.
„Denk nicht mal dran! Du wirst nicht mal in die Nähe einer solchen Klinge kommen, mein Schatz. Da hilft auch alles Knurren jetzt nicht!"
Beleidigt grummelte der Omega und stakste mit steifen Beinen zu Xander hinüber. Dieser hob ihn sofort auf seine Arme und presste schnurrend den Kopf in die Halsbeuge des Clanherzens. Schnaufend versuchte Josh sich zu beruhigen, doch zum ersten Mal verfehlte das zärtliche Alphaschnurren seine Valium gleiche Wirkung...
Immer wieder glitt der Blick aus den schokoladenbraunen Augen zu dem Messer hinüber. Josh war sich sicher, dass die scharfe Klinge seinen Namen flüsterte... ihm erzählte, wie unfassbar gut die gezahnte Schneide im Bauch des Königs aussehen würde... der Junge grinste diabolisch bei dem Tagtraum daran und rutschte mit einer engelsgleichen Unschuldsmiene aus Xanders Armen, die absolut niemanden in seinem Clan mehr täuschen konnte.
Beinahe unisono wanderte bei seinen fünf Männern eine Augenbraue in die Höhe, doch ein kurzes Kopfschütteln Duncans genügte und die Alphas lehnten sich wieder zurück.
Wenn ihr Kleiner ein paar Klapse auf den Hintern benötigte, um mit dem wachsenden Druck umzugehen, dann war es eben so.

„Wir müssen sofort aufbrechen!" Tjorben schlug mit den flachen Händen auf den Tisch und ließ die Waffen einige Zentimeter in die Höhe hüpfen.
Prinz Henry sah zu seinen Freund und schüttelte mit einen tiefen Grollen den Kopf.
„So sehr ich es gerade auch hasse, die Stimme der Vernunft zu sein, aber die Nacht ist bereits zu nah..."
„GENAU! Der verfluchte Luftsegler kann nachts nicht fliegen! Anders als die Solarsegler hat er keine Batterien, die ihn vorantreiben können. Also muss dieser Hurensohn Carbin das Ding für die nächsten zehn Stunden ankern. Wir können ihn einholen!"
David seufzte leise und sagte: „Ich bin ja wirklich ungern der Sand im Getriebe, aber daraus wird nichts. Der Solarsegler stand zwei Tage ohne Bewegung da... die Energiezelle ist leer. Damit kommen wir höchsten zwei Kilometer weit. Und bei Nacht ohne Ziel durch die Wälder irren, ist für eure Epsilon auch nicht wirklich hilfreich."
Tjorben wirbelte mit der Gelassenheit eines wütenden Nashornbullen auf Steroiden zu ihm herum und zischte: „Und was schlägst du vor, hm? Sollen wir hier sitzen bleiben, während unsere Kleine in Gefahr ist? ERWARTEST DU DAS ETWA?"
Prinz Henry hob abwehrend eine Hand und sagte: „Tjorben... bleib ruhig! David hat recht... überstürzte Aktionen werden uns nicht helfen Gwen zurückzubekommen! Alles was wir nicht sorgfältig durchdenken, wird nur meinen Vater in die Hände spielen.."
„Dieser machtgierige, ranzige Abstrich eines Skrotums! Der soll nur versuchen meiner Gwenny zu nahe zu kommen! Dann werde ich solange auf seinen schrumpeligen Würstchen herumhüpfen, bis man damit Frisbee spielen kann!"
Relativ unbemerkt hatte sich Josh an den Waffentisch herangeschlichen, schnappte sich das Objekt seiner Begierde und trieb die scharfe Spitze bei jedem Wort mit einem wütenden Stoß ins Holz hinein.
Xander seufzte leise und warf einen kurzen Blick zu seinem Clansführer. Dann klaubte er dem aufgebrachten Omega das Messer aus den kleinen gierigen Fingern, hob ihn wieder auf seinen Schoß und setzte sich mit dem bockigen Winzling zurück auf das Sofa.
Duncan stellte ein Glas mit Wasser vor dem Jungen ab und sagte zärtlich: „Trink, Baby... Du bist heute erst bei zwei Litern und es reicht nun echt, dass wir uns um einen Clanherz Sorgen machen müssen."
Seufzend gab der Junge nach und kippte das Glas mit kühlem, klarem Wasser durstig hinunter.
Zufrieden nickte der Mechaniker und küsste ihn liebevoll auf den Nacken.
Auch Duncan musterte noch einmal stolz seinen kleinen Sturkopf und wandte sich dann an den Alphaprinzen.
„Macht euch keine Gedanken. Wir wissen doch genau, wo Carbin eure Süße hinbringt. Wir werden sie finden... rechtzeitig! Für heute sollten wir uns aber ausruhen, damit wir morgen in aller Frühe aufbrechen können."
Jared seufzte unglücklich und ballte voller Hilflosigkeit seine Hände zu Fäusten.
David klopfte ihm auf die Schulter und wiederholte die Worte seines Clanführers: „Wir werden sie rechtzeitig finden! Gib das Mädchen nicht auf. Der Scheißkerl von einem Tracker mag vielleicht einen Vorsprung haben und mit Sicherheit auch die nicht außer Acht zu lassenden Vorteile des Luftseglers, aber das ändert nichts daran, dass wir eure kleine Epsilon finden und retten werden!"
Rafe nickte nachdrücklich und knurrte: „David hat recht! Und für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass wir zu spät kommen und der König ihr bereits ein Paarband aufgezwungen hat... Nun, das lässt sich brechen! Henry muss dafür nur jeden Alpha des Clans seines alten Herrn töten und den Markierungsbiß bei Gwen ausbrennen."
Josh verdrehte die Augen... und damit war er nicht allein!
Duncan rieb sich die Schläfen.
In einem Kampf gab es keinen Alpha den er lieber an seiner Seite hatte als Rafe, aber Diplomatie war nicht unbedingt dessen Stärke.
Die Aggression im Raum nahm immer mehr zu und der blonde Tjorben senkte bereits den Kopf, um seine eigene Wut, dem Frust und der Angst eine Stimme zu geben, in dem er seinen Vollstrecker-Bruder in die nächste Wand knüppelte, als auf einmal Kai aufsprang und eine Warnung brüllte.
Doch so schnell die elf Männer auch reagieren... Carbin war schneller.
Die Tür flog aus den Angeln und der Tracker des Königshofes trat mit angelegter Waffe in das Innere der Hütte.

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt