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„Hat jemand meine Hose gesehen?"
Grinsend hielt Xander das gesuchte Kleidungsstück seinem Omega vor die Nase und sagte: „Die lag oben auf dem Kühlschrank..."
‚Na... upsi... Respekt an die Buxe für ihre außergewöhnlichen Flugeigenschaften!' dachte Josh leise vor sich hin kichernd und griff danach.
Der blonde Riese nutzte die Gelegenheit und stahl sich einen Kuss.
„Ich liebe dich, mein Kleiner," murmelte er an den Lippen des Omegas und dieser schmolz überglücklich in die Arme seines Gefährten hinein. Josh kuschelte sich fest an die mächtige Brust des Alphas, der ihn hochhob und zwecks post-koitalen Schmusen zum Sofa trug.
Duncan lächelte zufrieden und verließ im sicheren Wissen, dass für ihrer aller Herz gesorgt war, mit dem Rest des Clan die Hütte, um für Sicherheit zu sorgen.
„Meinst du, dass wir hier noch in Gefahr sind?" Fragend sah Josh zu Xander hinauf und der schüttelte in ruhiger Überzeugung den Kopf.
„Nein. Das denke ich nicht... selbst wenn noch ein weiterer Tracker von Carbins Gruppe dabei gewesen ist, wird der inzwischen das Weite gesucht haben. Abgesehen von diesem saudämlichen Idioten, haben die anderen Alphas in der Regel einen ziemlich guten Selbstschutzinstinkt. Und sich gleich mit zwei Clans anzulegen, die ein Herz zu beschützen haben ist purer Selbstmord!"
Zustimmend nickte der junge Mann und kraulte gedankenverloren das volle, blonde Haar seines Kuschelbären.
Xander schnurrte liebevoll.
Der Beerenduft von Josh's Paarungspheromone wurde von Tag zu Tag stärker und der Mechaniker war zwiegespalten. Ein Teil von ihm konnte es kaum abwarten und wollte unbedingt sehen, wie sein Kleiner danach schwanger mit Duncans Baby war, der andere Teil war zutiefst besorgt, da die Hitze ihres Herzens sich gerade eine äußerst ungünstige Zeit ausgesucht hatte.
Polternd wurde die Tür aufgestoßen und David und Rafe betraten den Raum.
„Alles ruhig," grummelte der dunkelhäutige Vollstrecker und stapfte zur Couch hinüber, um dort den Omega aus den Armen Xanders zu pflücken. Schnurrend vergrub der Mann sein Gesicht in der Halsbeuge des Jungen und atmete dessen Duft ein.
Und so blieben die drei zusammengekuschelt stehen, bis kurze Zeit später auch dann Duncan und Deke zurückkehrten und denselben Bericht erstatteten.

Hinter den Fenstern ging die Sonne über den Berghängen auf und tauchte das Heidekraut in warmes rot-goldenes Licht.
‚Na, da haben wir wohl länger gevögelt, als ursprünglich geplant,' dachte Josh mit einem amüsierten Schnauben, dann richtete er sich mit einem Ruck auf und quietschte: „Gwenny! Oh, mein Gott... Los! Lasst uns gehen!"
Hektisch begann er sich gegen den starken Griff des Vollstreckers zu stemmen und gab dabei derartig niedliche Knurrlaute von sich, dass alle fünf Alphas ihn verliebt anflirteten.
Schließlich ließ Rafe den maulenden Winzling aus seinen Armen und Josh stürmte mit hochrotem Kopf los, um ein T-Shirt zu suchen.
Noch während er sich in das Zelt einwickelte, welches vergangenen Tag noch Duncans Oberkörper bedeckt hatte, sah er ungeduldig von einem Bein aufs andere hopsend zu den auf Hochtouren schnurrenden Riesen hin.
„Wird's bald!" knurrte der Omega und schließlich erbarmten seine Alphas sich und folgten ihm zum Hauptgebäude.


Schwungvoll rauschte Josh durch die Tür zur Hütte und erfasste mit einem Blick den frischen Markierungsbiß an Maximilians Schulter und strahlende Freude breitete sich in dem Jungen aus.
Na, endlich!
Seine Gwenny hatte aber auch Ausdauer bei ihrem Dickschädel bewiesen!
Als sein Zirkel hinter ihm eintrat, sah die Epsilon zu ihnen hin und maunzte vor Freude hell auf, als die ihren besten Freund sah. Rafe packte Josh am Schlafittchen, um ihn davon abzuhalten, sich auf die junge Frau zu werfen.

Denn jetzt tickte Tjorben aus.

Der blonde Eisklotz riß die Kleine so schnell in seine Arme, dass allen regelrecht schwindelig wurde und machte einen gewaltigen Satz zur nächsten Wand hin. Knurrend krümmte er sich um Gwen zusammen und Josh sah verdattert zu seinen Männern hin.
„Äh..." meinte er ratlos und Duncan lachte schallend.
„Ach, komm... Du erinnerst dich doch noch daran, wie es war, als wir dich zum ersten Mal ganz für uns alleine hatten. Frisch markiert, frisch durchgenommen nach deiner ersten Hitze mit uns... Wir haben auch alles angeknurrt, was nicht bei drei auf einem Baum war..."
„... ja, und was dann bei drei auf dem Baum war, da ist Rafe hinterher geklettert, nur die Leute dort dann noch drohend anzufauchen." kicherte David und schenkte zwei Gläser Wasser ein, mischte es mit Kirschsaft und drückte das erste seinen Schatz in die Fingerchen. Das andere stellte er in vorsichtiger Nähe zu Gwen auf den Esstisch und zog sich zu seinem Clan zurück.
Derweil redete die Epsilon mit Engelszungen auf ihren auf Krawall gebürsteten Alpha ein und endlich ging das hoch aggressive Knurren in ein unendlich zärtliches Schnurren über.
„Na, komm schon, mein Großer... Wie wär's mit einem Kompromiss? Ich sitze auf deinem Schoß, und du kannst mich die ganze Zeit über festhalten und jeden anfauchen, der sich mir nähert... Wie wäre das?"
Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens grollte der Vollstrecker schließlich sein Einverständnis und trug das Clanherz zum Esstisch zurück. Dort setzte er sich langsam nieder, warf immer wieder drohende Blicke auf den zweiten Zirkel und grummelte und fauchte ununterbrochen.
Duncan schmunzelte, hob abwehrend die Hände und machte eine auffordernde Kopfbewegung zu sein Männern, um ein wenig mehr Abstand zwischen sich und den sehr aufgebrachten Vollstrecker zu bringen.
Dann sagt er zu David: „Na, wenn das kein Blick in unsere Zukunft ist. Ich gehe jede Wette ein, dass Rafe da noch einen drauflegen wird, sollte Josh jemals schwanger werden. Vermutlich würde er unseren Kleinen in fünf Decken einwickeln, du weißt schon... als Stoßdämpfer... und unser Schatz wird nirgendwo mehr alleine hingehen!"

„Da kannst du aber mal einen drauf lassen!"
schnaubte der dunkelhäutige Mann und fixierte sein blondes Gegenstück mit einem warnenden Blick, als Josh sich neben den beiden auf einen Stuhl sinken ließ.
„Wenn unser Liebling ein Kind bekommt, wird er das Nest höchstens noch in meinen Armen verlassen! Die Welt ist viel zu gefährlich für einen schwangeren Omega... Ganz zu schweigen von einer Epsilon!"
Beim letzten Teil des Satzes erhöhte Rafe eindeutig die Lautstärke, was Torben mit einem lauten Brüllen quittierte.
Nahezu simultan schlugen sich alle mit der flachen Hand gegen die Stirn. Deke schüttelte den Kopf und sah seinen Bruder strafend an.
„Echt jetzt? Musstest du ihn noch provozieren?!"  stöhnte er genervt und Rafe grinste mit frech wackelnden Augenbrauen.
Gwen warf ihm einen wütenden Blick zu und wandte sich dann wieder an den manisch knurrenden blonden Giganten, der sie fest an sich presste.
„Oh, nein! So nicht, mein Lieber. Du wirst jetzt bloß nicht auf die glorreiche Idee kommen, mich für neun Monate in einen Raum zu sperren. Und da ist es mir so was von wummpe, mit wievielen Kuschdecken und Kissen du den ausstopfst! Ich bin schwanger und nicht am Sterben. Und das bedeutet, dass ich hin und wieder auch mal unter Menschen muss. Will heißen, ich möchte mich auf jeden Fall weiter mit Joshi treffen und... oh, natürlich auch mit meiner Tante Clarissa. Also hör gefälligst auf den Rest deiner Freunde hier im Raum anzuknurren und entspann dich. Niemand von euch will mir etwas Böses. Und du, Rafe... Hör bloß auf, ihn zu provozieren! Wenn mein Clan jetzt auf den Trichter kommt, mich wie ein rohes Ei zu behandeln, dann weiß ich ja, an wem ich meinem Frust auslassen muss!"
‚Yeah, gibt es ihm, Schwester," dachte Josh und wandte sich ebenfalls zu seinem Zirkel um. „Sie hat recht, wisst ihr? Wir sind so viel robuster, als ihr riesigen muskelprotzigen Schränke denkt!"
Okay, okay... Vielleicht er sollte auch mal aufhören, seinen Vollstrecker zu provozieren... denn sicherheitshalber waren bereits David und Duncan vorgetreten, um zur Not den ausgesprochen jähzornigen Mann von dem kleinen frechen Omega fernzuhalten.
Der Clansführer bedachte Rafe mit einem strengen Blick und sagte:
„Die beiden haben recht. Also, jetzt beruhigen wir uns alle erst mal! Mensch, Henry... Da sind dann wohl Glückwünsche angebracht. Eine Hitze und schon ist euer Kleines schwanger? Respekt!"

‚Allerdings!' dachte Josh.
Und sah stolz wie tausend Mann auf seine schwangere Freundin.
Wer hätte nach dem letzten Abend schon gedacht?
Gestern noch war sie schwer verletzt, dem Tode nah durch einen gefährlichen Rage und heute?
Größtenteils geheilt, verpartnert und schwanger.
Nicht schlecht für eine Nacht!
Jay warf sich in die Brust und prahlte hoch zufrieden: „Unser Baby wird so unglaublich niedlich werden! Und ich garantiere, dass Tjorben den kleinen Racker nicht mehr aus den Augen lassen wird!"
Maximilian verdrehte die Augen und stöhnte:
„Oh, komm schon... nicht du auch noch! Aber so ganz nebenbei... wir sind doch nicht anders gestrickt. Selbst ich muss mich gerade echt zusammenreißen und Duncan und seinen Zirkel, inklusive des kleinen männlichen Omega da nicht hochkant hier rauszuwerfen und Gwendolyn nicht postwendend in ihr Nest zurückzustopfen. Wenn wir alle jetzt schon so reagieren, wie soll es denn erst werden, wenn unser Engelchen das Baby bekommt? Über die Zeit danach will ich lieber gar nicht nachdenken, denn sonst WIRD unser Herz in der Tat das Nest nie wieder verlassen!"
Unisono nickten elf Männer und Gwen und Josh tauschen einen Blick.

Na, da würden sie doch wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden haben!

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt