Wäre da nicht die Mauer aus Muskeln und eiserner Entschlossenheit gewesen, hätte Josh vermutlich einen Sprint zum nächstbesten Fenster, mit anschließendem Sprung aus demselbigen gestartet.
Duncan spürte die wachsende Anspannung und zog in enger an seine Brust. Sanft schnurrte er und begann Josh behutsam die vollkommen verkrampften Muskeln im Nacken zu massieren.
„Alles gut, Kleiner... Schön durchatmen." murmelte er ihm leise ins Ohr und streichelte zärtlich über die Markierung.
Als der königliche Zirkel sich näherte, begann Rafe drohend zu knurren. Er ging leicht in die Hocke und drehte den Oberkörper nach rechts, um für ein Angriff gewappnet zu sein.
Der Prinz hob abwehrend seine Hände, eine Geste die sein Clan spiegelte, und sagte:
„Bitte, hab keine Sorge. Wir werden eurem Omega nicht zu nah kommen. Wir möchten uns nur ein wenig mit ihm unterhalten."
Duncan räusperte sich und antwortete:
„Schon okay, Rafe... Xander? Tretet zur Seite. Hier eher wir das hier erledigt haben, desto eher können wir unseren Kleinen in sein Nest zurückbringen."
„Aber vorher zum Konditor! Du schuldest mir danach ein paar Tonnen Schokolade," flüsterte der Junge in seinen Armen und brachte den dunkelhaarigen Mann zum Lachen.
Xander war der erste, der einen Schritt zur Seite machte, doch er ballte drohend die Fäuste und fletschte die Zähne. David kniff seine Augen warnend zusammen und fixierte den Alpha, der hinter dem Prinzen stand. Ein dunkelhaariger Riese mit einem sorgfältig gestützten Bart und tief schwarzen Augen. Maximilian war der Leibwächter der königlichen Familie und obwohl alle den Vollstrecker Tjorben als gefährlichsten des Clans ansahen, so wusste David sehr genau, dass dem nicht so war.
Henry bewegte sich betont langsam, um den sichtlich nervös hin und her blickenden Josh nicht weiter aus der Fassung zu bringen.
Mit ruhigen Bewegungen zog er einen Stuhl heran und ließ sich ihnen gegenüber darauf nieder.
Der Omega begann zu zittern, vor allem nachdem sein Blick auf den blonden Riesen gefallen war, welcher ihn vor noch gar nicht allzu langer Zeit in die Bewusstlosigkeit geprügelt und gewürgt hätte.
„Mach dir keine Sorgen, Josh... Ich lass nicht zu, dass dich noch einmal einer von ihnen verletzt!" flüsterte Duncan an seinem Ohr und strich sanft mit der Nase über seinen Hals.„Er hat recht. Weder ich noch einer meiner Männer werden dir etwas antun. Wir wollen nur wissen, wie du dich verstecken konntest. Und warum du dich überhaupt erst verborgen hast. Und... ob du noch vielleicht von anderen Omegas weißt."
Also doch!
Sie waren hinter Gwendolyn her!
Oh, nein...
Nicht mit ihm!
Er würde mit Sicherheit nicht derjenige sein, der seine beste Freundin in die Knechtschaft verdammte.
Da half nur lügen, dass sich die Balken bogen...
Mühsam riss der Junge sich zusammen und schlang seine Hände um die wesentlich größere Pranke des Anführer seines Clans.
Unruhig spielte er mit dessen kräftigen Fingern und überlegte rasend schnell, was er offenbaren konnte und was nicht.
Er durfte auf keinen Fall sagen, wo er das Supress her hatte. Das könnte seinen Großvater Nicolas in Schwierigkeiten bringen. Dann selbstverständlich was illegal, einem Omega oder gar einer Epsilon mit diesem Medikament zu versorgen. Schließlich seufzte Josh und richtete sich auf.
„Also, dann... Ich hab mich mit Hilfe von Supress verstecken können. Ich wollte einfach nicht Teil eines Clans sein... Dass ich nur noch in einem Nest liegen soll, um Nachwuchs zu produzieren, geht mir nach wie vor gegen den Strich! Omegas sind mehr wert als lediglich auf eine Gebärmutter reduziert zu werden. Deshalb habe ich mich versteckt! Und für die beiden jährlichen Hitzezyklen habe ich mich einfach zusammengerissen. Ich hab mich durch die Krämpfe und das Verlangen hindurch gekämpft, schlicht und ergreifend weil die Alternative für mich nie infrage kam. Vor allem, wenn man bedenkt, dass meine persönlichen Erfahrungen mit Alphas nicht unbedingt positiv waren... Und nein! Ich weiß von keinem anderen Omega! Was ist das dann? Können wir bitte gehen, Duncan?"Von einem anderen Omega wusste er ja wirklich nicht und da Gwen eine Epsilon war, hatte er technisch gesehen auch nicht gelogen.
Wütend richtete sich der blonde Vollstrecker des Königsclans auf und knurrte:
„Moment, wir sind hier noch nicht fertig!"
Doch Duncan erhob sich bereits und Josh klammerte sich bebend an seine muskulöse Gestalt.
Augenblicklich schlossen die Alphas seines Clans wieder die Abwehrmauer vor ihm und Rafe grollte:
„Doch, sind wir! Du hast unseren Kleinen gewürgt und geschlagen! Davon, dass du ihn hast einsperren lassen, wollen wir gar nicht erst reden. Wärst du nicht ein Mitglied des Königsclans, hätte ich dir bereits jetzt die Eingeweide rausgerissen. Mit anderen Worten: wir werden jetzt gehen!"
Tjorben schnellte vorwärts, wurde jedoch mit einer kraftvollen Bewegung von dem dunkelhaarigen Leibwächter zurückgerissen.
Prinz Henry neigte den Kopf und Duncan verließ mit schnellen Schritten das Restaurant.
Erst als sie wieder im Sonnenlicht waren, konnte Josh aufatmen.
David streichelte sanft über seinen Rücken und fragte leise:
„Geht es dir gut, mein Schatz? Du hast sie doch nicht etwa angelogen, oder? Kennst du noch einen Omega?"
Wahrheitsgemäß schüttelte der Junge den Kopf. Und noch kannte er seinen Clan nicht gut genug, um sie über das Geheimnis seiner besten Freundin aufzuklären.
Außerdem kam dazu, dass Josh fand, da dieses Geheimnis das Gwendolyns war, lag es auch bei ihr zu entscheiden, wen sie einweihen wollte.
Einige Herzschläge lang betrachtete der Headhunter das Herz seines Zirkels und dann nickte er langsam.
„Braver Junge! Nun dann... Da hat sich jetzt jemand eine Belohnung verdient"
Augenblicklich hellte sich Josh's Stimmung auf!
Schokolade!
Oh, er würde sich so viel davon aussuchen, dass selbst die fünf Alphas Schwierigkeiten bekommen würden, alles nach Hause zu tragen.
Man sollte nun wirklich keinen naschsüchtigen Omega in einer Konditorei loslassen, mit den Worten: ‚Such aus, was du haben willst'!
Er wünschte sich nur, dass er diesen Berg an Schmackofatz mit Gwenny würde teilen können.
Kurz wurde er nostalgisch...
Gott, was vermisste er seine Freundin!
Er hatte ihr so viel zu erzählen. Hoffentlich war sie in Sicherheit... Außer ihrer Tante hatte sie niemanden, der sie beschützte. Zumindest nicht in diesem mäßigen Zuhause mit den bösartigen Cousinen und der Höllenbrut von Onkel! Wie oft hatte er sich schon gewünscht, dass Gwendolyn einfach bei ihm und seiner Oma einziehen könnte.
Dann hätte sie ein weiches, gemütliches Bett, randvoll mit Kissen und Decken, in denen sie sich einkuscheln konnte. Sie hätte so viel trinken können, wie sie wollte und brauchte. Und Grammy hätte sie vermutlich längst kugelrund gemästet!
Nur mit äußerster Mühe schüttelte er die Traurigkeit ab, die ihm bei den Gedanken an seine Freundin befiel... im Moment konnte er aber einfach nichts tun, um ihr zu helfen.
Es war nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, seinem Clan erneut davonzurennen. Darüber hinaus hat er nun wirklich keine Lust, den königlichen Zirkel erneut über den Weg zu laufen.
Und nur für den Fall, dass sie misstrauisch Gwendolyn gegenüber waren, wollte er sie nicht unbedingt mit der Nase drauf stoßen, dass seine Freundin etwas besonderes war.
Ganz in Gedanken versunken hatte der Junge gar nicht mitbekommen, wie Duncan ihn über die Schwelle der Konditorei trug. Erst als die köstlichen Düfte nach Zimt, Zucker und gebrannten Mandeln seine Sinne erreichten, richtete sich sein ganzes Denkvermögen nur noch auf eine Sache.
Süßigkeiten! Schokolade!
... Zeit, seinen Clan arm zu machen!
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Brennende Himmel
FantasyJosh ist ein begabter junger und sehr fleißiger Mann, dessen Herzenswunsch es ist, Kinderarzt werden will. An für sich ist das ja kein utopischer Wunsch... das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass er ein genetischer Volltreffer ist. Ein geschle...