-5-

1.2K 56 2
                                    

Hitze...

Qual...

Krämpfe...

Angst...

Dunkelheit...

Und dann wiederholte sich der Kreislauf... und wiederholte sich... und wiederholte sich...

Josh hatte jedes Zeitgefühl verloren und konnte nicht mehr sagen, ob er seit Minuten, Stunden oder Tagen auf dem eisigen Betonboden lag und schrie.
Wobei das, was da aus seiner zerschundenen Kehle kam, nicht mehr viel mit menschlichen Schreien zu tun hatte.
Er war so heiser, dass nur noch röchelndes Schluchzen in der Finsternis seiner Gefängniszelle zu hören war.
Die Hitze fraß sich derweil glühend weiter durch seine Adern. In rhythmischen Abständen von etwa ein bis zwei Minuten krampfte die Gebärmutter, als würde sie von außen mit einer gnadenloser, grausamen Faust brutal zusammengepresst.

Josh wälzte sich auf die andere Seite, sodass sein Rücken zu dem Stahlkoloss von Tür zeigte.
Er hätte nie gedacht, dass er die Qualen der Hitze jemals auf diese Art hätte durchleben müssen... allein, in eisiger Dunkelheit... ohne die tröstliche Umarmung eines geliebten Menschen - oder wenigstens ohne in eine kuschelige Flauschdecke gehüllt zu sein.
Der Omega war so vertieft in Schmerz und Angst und zugegebenermaßen Selbstmitleid, dass er die Stimmen nicht hörte, die vor seinem Gefängnis laut wurden.
Ein erneuter Kreislauf aus Krämpfen und einer sich aufbauenden Panikattacke kündigte sich an und Josh schrie heiser und verzweifelt nach seiner Grammy.
Seine Hände waren zu Krallen geformt und hatten sich in den Unterleib gegraben um auf irgendeine Art und Weise einen Gegenschmerz zu erzeugen, damit...
...ja, was eigentlich?
Schmerz war doch Schmerz, oder etwa nicht?
Doch nun feuerte sein Hirn die Abwärtsspirale so richtig an, indem es ihm vorhielt, dass dies sein lebenslanges Schicksal war.
Nein! So wollte er nicht leben!
Alle paar Monate durch eine unausweichliche Qual an seiner eigenen Existenz zweifeln...

Das Ächzen und Kreischen brechender Scharniere hallte durch die Finsternis und die ersten feinen Lichtstrahlen brachen in Josh's Zelle und bewiesen ihm, das er tatsächlich nicht erblindet war.
Ein ausgesprochen schwacher Trost...
Dann wurde die Tür vollständig aus den Angeln gerissen und zur Seite geschleudert.
Ein lautes, mehrstimmiges Knurren drang zu ihm durch und der lichtdurchflutete Eingang verdunkelte sich, als eine riesige Gestalt in den winzigen Raum trat.
Große, warme Hände drehten den Jungen behutsam um, dann wurde er hochgehoben und an eine massige, muskelbepackte Brust gedrückt.
Der potente Duft von Moschus, frisch umgegrabener Erde und Thymian füllte Josh's Sinne und ein tiefes, rumpelndes Schnurren ließ seinen Körper erbeben.
Dann drehte sich der gewaltige Alpha um, duckte sich unter der Türöffnung hindurch und trat auf den Gang raus.
Dort in diesem kalten, feuchten Schlauch von Flur befanden sich vier weitere Männer - alle ähnlich groß und massig - die sich nun augenblicklich um Josh drängelten.

„Scheiße, Duncan... willst du mir echt sagen, dass dieser niedliche Kleine in diesem winzigen Etwas von Raum allein in seiner Hitze gelassen wurde? Ohne Trost, ohne ein Nest?"
Der Mann, der den Omega nach wie vor an sich presste, knurrte aggressiv und zischte: „Sieht leider so aus, Xander! Ich gehe allerdings jede Wette ein, dass der Wichser, der den Kleinen eingesperrt hat nicht wusste, dass er ein Omega ist!"

Und jetzt endlich dämmerte es Josh...

Ein Alphazirkel hatte ihn gefunden... gefunden, als er am verwundbarsten war, als er seinen Status nicht mehr verstecken konnte und dann sickerte auch noch die Erkenntnis durch, dass seine Freiheit und das Leben, welches er bis dato gekannt und gelebt hatte nun vorüber waren.
Die Verzweiflung schlug über ihn zusammen und der Junge brach in Tränen aus...

„Schsch... es wird alles gut, mein Schatz. Hab keine Angst... Dir wird nichts mehr geschehen!"
Die warme, dunkle Stimme des Alphas, der von seinem Zirkel als Duncan angesprochen worden war, floss wie dunkler Honig in das Bewusstsein des Omegas und dann reichte der Riese ihn an einen seiner Clansbrüder weiter.
„Nimm ihn mal kurz, Rafe..", murmelte er und strich im Loslassen zärtlich mit den Fingerspitzen über Josh's Wange. Durch den Tränenschleier blinzelte der junge Mann zu den zweiten Alpha hinauf und sah in das strenge Gesicht eines dunkelhäutigen Giganten, dessen schwarze Augen mit unerwarteter Zärtlichkeit auf den Omega herabsahen.
„Ruhig, Kleiner! Wir werden dir helfen.." schnurrte der Mann und neigte den Kopf, sodass seine Lippen hauchzart über Josh's Stirn strichen.
„DUNCAN!"
Augenblicklich versteiften sich den anderen Alphas des Clans.
Der zweite dunkelhäutige Mann deutete in Richtung der entfernt liegenden Treppe.
„Anscheinend haben jetzt auch die anderen Vollidioten geschnallt, dass der Kleine hier ein Schatz ist und wollen sich ein Stück sichern!"
Ein wütendes Knurren drang an die Ohren des Jungen und Duncan sagte kalt: „Niemals! Sie sperren den Omega allein in die Dunkelheit, allein in die Kälte und jetzt raffen sie, welch entsetzlichen Fehler sie gemacht haben? Zu spät! Der Kleine gehört zu uns!"

„Sollen wir uns durchkämpfen?" knurrte der blonde Xander und rollte zur Lockerung der mächtigen Muskeln mit den Schultern.
„Lieber nicht. So unglaublich gut, wie der Junge riecht, werden wir ihn höchst unwahrscheinlich heile durch diese rasend geile Meute von Volldeppen bringen, die da gerade auf dem Weg ist."
Ein Mann mit kurzen, dunklen Haaren und hellen Augen sah besorgt auf den immer noch weinenden Omega in Rafe's Armen.
Xander schnaubte: „Was schlägst du vor, David? Sollen wir uns mit den Kleinen in diese Zelle quetschen und auf das Ende seiner Hitze warten? Ich bin da ehrlich, dass werde ich nicht schaffen! Ich bin ja jetzt bereits nah am Abgrund... dieser... Beerenduft macht mich stahlhart!"
Duncan trat wieder an Josh heran und drehte behutsam dessen Gesicht zu ihm.
„So wollte ich das eigentlich nicht machen.. Du solltest in dem schönsten und weichsten Nest liegen, dass du dir nur vorstellen kannst und deine Augen sollten nicht mit Tränen, sondern mit Lust verschleiert sein... aber wir können dich nicht verlieren, Liebling... ich hoffe, du wirst es uns irgendwann verzeihen."

Dann bewegte er Josh's Kopf so zur Seite, dass sein Hals frei lag und biss zu. Duncan setzte einen Paarungsbiss, der den Omega für immer an seinen Clan band.
Der ihre Gerüche mischte, um anderen Alphas mitzuteilen, dass dieser spezielle fruchtbare Part vergeben war.... Ein Biss, der nun sechs Seelen miteinander verflochten hatte und Josh an der Langlebigkeit der Herrscherkaste teilhaben ließ.
Wie eine rote Träne rann ein Blutstropfen von der Markierung und versickerte in dem schweiß getränkten Shirt des Jungen.
Und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen... die Krämpfe flachten ab und verloren ihre messergleiche Schärfe... die Kälte verlor ihren Biss... nur die dunkelbraunen Augen Duncans, die mit goldenen und grünen Funken durchzogen waren, waren in diesem Augenblick von Bedeutung.
Noch nie hatte jemand mit soviel Liebe auf Josh herabgeschaut... mit soviel Hingabe und Zärtlichkeit...

Und dann machte die Wirklichkeit einen brutalen Ruck und alles stürmte wieder auf den jungen Mann ein.
Schmerz, Angst, Kummer...
... und dröhnende Schritte vieler weiterer Alphas, die brüllend auf der Suche nach dem fruchtbaren Omega die Treppe runterjagten...

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt