Als Josh erwachte war das Erste, was er vernahm, das Geräusch von tropfendem Wasser.
Mühsam, mit schrecklichen Kopfschmerzen, richtete sich der junge Mann halb auf und begann vor Angst zu zittern. Das Letzte woran er sich erinnern konnte, war dieser verschissene Mistsack von Königsclan Alpha, wie dieser ihn würgte und dann mit einer Ohrfeige in eine Wand befördert hatte.
Und das, was ihn als Nächstes beunruhigte war, dass er trotz geöffneter Augen nichts als Dunkelheit sah... war da nur Schwärze!
Es war einfach zappenduster!
Oh, Gott... war er blind?
Hatte der Schlag des Dreckskerls seinen Kopf gebrochen und den Sehnerv verletzt? Nur mit Mühe bezwang der Omega die Angstschreie, die unbedingt aus seiner Kehle hervorbrechen wollten.„Hallo? Ist hier jemand?"
Seine Stimme klang kläglich, heiser vor Furcht und vergebens räusperte Josh sich, um den Frosch in der Kehle loszuwerden.
„Bitte, irgendjemand? Gwenny?"
Jetzt mischten sich Tränen in das Gekrächze, was seine zugeschwollene Kehle verließ.
Oh, Gott! Was war mit Gwendolyn passiert? Verzweifelt tastete sich der junge Mann krabbelnd über den Boden und suchte... irgendwas... irgendwen...
Er konnte doch nicht allein gelassen worden sein?!
„GWEEEEN?" Josh schrie nach seiner Freundin, schluchzend und röchelnd aufgrund der mangelnden Sauerstoffzufuhr durch die gequetschte Luftröhre.
Okay... Rufen, Schreien und Weinen war keine gute Idee, denn jetzt wurde ihm auch noch schwindelig...Als Josh das zweite Mal wieder zu sich kam, war es immer noch stockdunkel.
Und wieder überwältigte rasende Angst den jungen Mann und er schlug um sich. Mit einem dumpfen „Schack" traf seine linke Hand seitlich auf Beton...
Scheiße, das tat vielleicht weh!
Wimmernd krümmte er sich um das pochende Handgelenk zusammen und winselte: „Halloooo? Hilfe... bitte..."
Während er da hockte, verblasste die Panik allmählich und der Omega konnte sich langsam wieder auf seine Umgebung konzentrieren.
Nicht nur, dass es schwarz wie eine Mond- und sternlose Nacht war, nein... es war bitterkalt, feucht und ... still ...Es war - abgesehen von seinen hektischen Atemzügen und dem tropfenden Wasser - vollkommen still!
Keinerlei Geräusche von anderen Menschen... nichts...
Und die Panik schlug erneut zu! Er war allein! Wie konnte das nur sein?
Gwendolyn... was war mit Gwenny passiert?
Hatte dieses widerliche Stück Alphamist ihr noch mehr angetan?
Lebte sie überhaupt noch?
Nur mit äußerster Mühe riss Josh sich zusammen und tastete sich erneut vorwärts. Er musste zu Gwen... und dazu musste er zunächst einmal hier raus - wo auch immer hier war!
Seine vorgestreckten Finger trafen auf die Betonwand von gerade eben und er schob sich langsam daran entlang, bis er mit den Händen auf schweres, eiskaltes Metall traf.
Eine Tür?! Was zum...?!
Er konnte sich nicht erinnern, schon mal eine Tür aus Metall gesehen zu haben. Der Rohstoff war einfach zu kostbar und selten, um ihn für etwas so Profanes wie eine Tür zu vergeuden.
Ein wenig später wusste Josh, dass er in einem winzigen Raum von vielleicht zehn Quadratmetern eingesperrt war und ja, er war völlig allein hier.Wieder traten ihm Tränen in die Augen und er umarmte sich selbst, schlotternd vor Kälte und Furcht.
Dieses ständige Wechselbad der Emotionen erschöpfte ihn immer mehr...
Der junge Mann hatte es aber wenigstens mittlerweile geschafft, sich davon zu überzeugen, nicht erblindet zu sein. Er war einfach „nur" in einem lichtlosen Raum gefangen... und sobald er hier wieder rauskam... falls... er hier rauskam...
Gott, was war, wenn er einfach hier drin vergessen werden würde? Ein erstickter Aufschrei entrang sich seiner wunden Kehle und Josh sank in die Hocke, wiegte sich vor und zurück und versuchte seinem gerade äußerst pessimistischen Gehirn klarzumachen, dass seine Familie es niemals zulassen würde, dass er sang- und klanglos von der Bildfläche verschwand!
Und wenn seine Großmutter erstmal Alarm schlug, würde ihr Clan hier kein Stein mehr auf dem anderen lassen, bis sie ihn fanden!
Und dann würde er Gwenny suchen! Wahrscheinlich war sie hier auch irgendwo eingesperrt, alles nur wegen des aufgeblasenen Riesenego dieser widerlichen Alphas!!
Bewusst steigerte sich Josh in seine Wut hinein.. alles war besser als die rasende Panik, die glühende Feuerwellen durch seinen Körper schickten...
„Scheiß Alphas! SCHEIẞ ALPHAS!!! VERRECKT ALLE IN DER HÖLLE! IHR SCHEIẞBRUTALEN SCHLÄGER!" brüllte der Omega in die stille Finsternis seiner Zelle und krümmte sich kurz darauf aufjaulend zusammen. Flüssiges Feuer breitete sich in seinem Körper aus... Krämpfe zogen seinen Unterleib zusammen, und er spürte Feuchtigkeit zwischen seinen Beinen hervor sickern.
Nein! Das konnte... nein... das DURFTE einfach nicht sein!
Er konnte jetzt nicht in Hitze gehen! Er hatte doch noch Zeit...
Klar, er hatte von Omegas gelesen, deren Körper aufgrund von übermäßigem Stress oder vermehrter Panikattacken vorzeitig den Eisprung einleiteten.
Aber das durfte ihm doch JETZT nicht passieren!
Doch die Nässe, die sich in seiner Hose ausbreitete und den Duft von Waldbeeren und Honig mit sich brachte, sagte bedauerlicherweise etwas anderes...Männliche Omegas waren praktisch Zwitterwesen. Sie hatten die primären männlichen Geschlechtsorgane, aber auch eine Vaginalöffnung hinter den Hoden gelegen, die selbstverständlich vollkommen weiblich war. Inklusive der Gleitfilmdrüse, Eierstöcken und Gebärmutter. Und genau wie Epsilons war der Gebärmutterhals mit den zweiten Jungfernhäutchen gedeckelt, um zu gewährleisten, dass während der ersten Hitze die ausgestoßene Eizelle nur von dem ausgewählten Alpha befruchtet wurde.
Der nächste Krampf packte sein inneres und Josh jaulte vor Qual wie ein geprügelter Wolf. Tränen strömten über seine Wangen und er versuchte sich auf die Atemtechniken zu konzentrieren, die Grammy ihm bei seiner ersten Hitze beigebracht hatte.
Warum hatte er nur nicht zwei Supress heute Morgen genommen?
Schon klar, seine Zeit war eigentlich noch nicht gekommen - erst vier Tage vor Beginn steigerte er für gewöhnlich die Zufuhr des Medikaments von einer auf fünf Tabletten täglich. Eine sehr viel höhere Dosis, als Weibchen zu sich nahmen. Diese konnten aber die grauenvollen Kämpfe und der ganzen restlichen Unbill, der mit der Hitze einherging auf ihre monatliche Periode, die normale Menstruation schieben.
Josh konnte das nicht, daher verhinderte die stark erhöhte Dosis Supress die schlimmsten Auswirkungen, sodass der Omega vergleichsweise gelassen auftreten konnte.
Er hatte die Hitze noch nie mit mangelnder Medikation durchstehen müssen... und er wollte es mit Sicherheit auch nicht noch einmal tun müssen!Bei allen Göttern...
Jetzt kam das Übel so richtig in Fahrt und schickte Welle um Welle aus Feuer und alles zerfetzender Qual durch seinen Unterleib.
Da half alles Atmen nicht mehr! Josh sackte zur Seite und krallte seine Hände in den unteren Bauch, als wolle er sich die kontraktierende Gebärmutter heraus graben.
Wie ein gefangenes Tier heulte er, schrie und bettelte um Erlösung in der Dunkelheit seines Gefängnisses.
Irgendwann versagte seine Stimme und alles, was Josh jetzt machen konnte, war schluchzend zu ertragen... und sich den Tod zu wünschen...
„Gweeeen... Grammy... Hilfe..." weinte er verzweifelt und völlig am Ende. Die eisige Kälte des nassen Betonbodens kroch langsam durch seine Glieder, doch der junge Mann spürte sie nicht. Die Fieberschübe der Hitze brannte ihre glühende Spur durch seine Adern und hinterließ nichts als Schmerz, gleißend und grell wie das Feuer selbst...
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Brennende Himmel
FantasyJosh ist ein begabter junger und sehr fleißiger Mann, dessen Herzenswunsch es ist, Kinderarzt werden will. An für sich ist das ja kein utopischer Wunsch... das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass er ein genetischer Volltreffer ist. Ein geschle...