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Unter dem warmen Wasser konnte Josh sich dann endlich entspannen.
Xander trug maßgeblich dazu bei, ihn dem er ihn mit einem weichen Schwamm und seidigem Badeschaum so lange streichelte, bis sich seine Anspannung in einem süßen, fast endlosen Orgasmus entlud.
Der Alpha setzte sich mit ihm auf die warmen Schieferfliesen am Boden und zog dem Omega auf seinen Schoß. Während das angenehm temperierte Wasser aus der Regendusche auf sie herabströmte, knutschten sie wild und hemmungslos herum - ganz so als wären sie Teenager, die zum ersten Mal das andere Geschlecht für sich entdeckten.
Schließlich schien das warme Naß jedoch verbraucht zu sein und Xander erhob sich mit einem bedauernden Seufzer.
„Legen wir uns mal trocken, Schatz. Bis zum Abendessen können wir ja noch etwas weiter kuscheln, wenn du magst..."
Na, und ob er mochte!
Lachend trocknete der Alpha sich ab und reichte dann dem Jungen mit einem Zwinkern ein Handtuch.
„Du kannst das ja selbst, oder?"
Josh kicherte leise und drückte liebevoll einen Kuss auf die linke Brust des Mannes, genau über seinem starken, ruhig schlagenden Herzen.
Zärtlich fuhr Xan ihm durch die feuchten Haare und ging ins Schlafzimmer zurück.
Der Omega sah ihm versonnen hinterher und bewunderte den knackigen Hintern des blonden Riesen.
Hmmm... lecker!
Unwirsch schüttelte er die lüsternen Gedanken ab und rubbelte sich rasch das Wasser vom Körper.
Der Mechaniker hatte gleich zwei Zauberworte genannt... Kuscheln und Abendessen... das versprach doch nur Gutes, oder?
Nackelig tapste Josh nun zurück zu seinem Nest und zog sich rasch die Hose und das Shirt an. Xander lehnte bereits an der Rückwand der Deckenfestung und winkte ihn mit dem Zeigefinger zu sich. Der Junge krabbelte zu ihm und zog gleichzeitig eine flauschige Decke über sie beide.
Der Alpha schlang seine Arme um ihn und schmiegte Josh fest an seine Brust.
Glücklich schloss er die Augen und atmete den Duft nach Schmieröl und Schokolade ein. Anscheinend hatte Xander so viel Zeit mit seinen Maschinen verbracht, dass deren Geruch in jeder Zelle seines starken Körpers eingedrungen war.
„Wie hat sich dieser Clan eigentlich zusammengefunden?" fragte der Junge neugierig und schob seine Hand unter Xanders Shirt in dem unbewussten Wunsch, die nackte Haut seines Gefährten zu berühren.
„Hmm... lass mal sehen... Duncan und Rafe sind zusammen, seid sie etwa fünfzehn Jahre alt sind. Sie haben die Trainingscamps gemeinsam durchlaufen und dort hat man dann ihr Potential für die Königsklasse entdeckt. Ihre Sinne waren schärfer, ihre Reflexe besser und ihre Schlagkraft, nun... sagen wir, es gibt nahezu keine Tür, die sie nicht einfach mit einem Tritt oder Schlag aufbrechen können. Der Vollstrecker Tjorben... er hatte ebenfalls dieses Potential für die Königsklasse. Doch der Kronprinz hat ihn von Kindesbeinen an für sich gefordert, daher unterlief er eine andere Ausbildung. Dann kam David... er tat sich mit Rafe und Duncan während eines Auftrages für König Ludwig zusammen und die Chemie passte einfach. Dann haben sie Deke ins Boot geholt, war irgendwie logisch... Brüder gehen zumeist gemeinsam einen Bund ein. Nun ja, dann bleibt da wohl noch ich... ich trat dem Clan bei, nachdem ich für sie aus Schrot einen Segler zusammengeschraubt habe. Die vier waren regelrechte Draufgänger und ich eher immer schon ein ruhiger Typ. Der Zirkel brauchte eine Ruhepol und ich Gesellschaft... das war vor siebzig Jahren..."

Nachdenklich summte Josh vor sich hin... eine so starke Gemeinschaft, wie die Clans sie bildeten waren demnach fast unmöglich zu zerstören. Die Männer waren durch gnadenlose Ausbildung, die lebensbedrohlichen Einsätze und eine tiefe Freundschaft mit unendlichem Vertrauen zusammengewachsen. Kein Wunder, dass Zirkel wie der von Duncan oder der des Kronprinzen zur Herrscherkaste gehörten.
Xander kraulte liebevoll den Nacken des Jungen. Der riesige Alpha freute sich über seine Neugier. Die wenigsten interessierten sich für die Hintergründe der Clans... sie sahen nur das gute Aussehen der Alphas, ihre Langlebigkeit und den Reichtum und vergaßen, dass es trotz allen immer noch Menschen mit Gefühlen waren, die dahinter steckten.
„Na, ihr beiden... genug geschmust... ich würde sagen, dass es jetzt Zeit zum Aufstehen ist. Das Abendessen ist fertig!"
Finster linste Josh auf den Störenfried... ok... die Störenfriede, denn alle vier Alphas seines Zirkels standen grinsend um die Deckenfestung des Nestes herum und betrachteten verliebt die Szene, bis das laute Klopfen an der Tür die Idylle durchbrach.
Rafe verdrehte die Augen und murmelte: „Schon gut, schon gut... ich geh ja..."
Sprachs und verließ mit schnellen Schritten den Raum.
„Stell dir doch einmal vor, kleine Naschkatze.. die Lieferung aus der Konditorei ist eingetroffen! So viel Schokolade hast du noch nie auf einem Haufen gesehen,"
Mit diesen Worten versuchte Duncan den Omega aus seinem Nest zu locken, doch Josh war jetzt gerade mehr nach Kuscheln als nach Naschen, daher schmiegte er sich enger an Xander, der zärtlich zu schnurren begann.
Schwere Schritte erklangen und dann kam Rafe zurück, sein Blick umwölkt und tiefe Sorge schimmerte in den dunklen Iriden.
Hinter ihm betrat Alpha Kai aus dem königlichen Clan das Zimmer.

„Alpha Duncan... ich muss mit dem Omega sprechen... Bitte..." sagte er leise.
Beunruhigt löste Josh sich dann doch aus den Armen des Mechanikers und spähte vorsichtig über den Rand des Nestes.
Der Geruch seiner Furcht schwängerte die Luft und veranlasste die Männer seines Clans sich enger um das Bett zusammenzuziehen, um ihr Herz vor etwaigen Gefahren zu beschützen.
„Was ist passiert," schaffte der Junge nach mehrmaligem Räuspern zu wispern.
Der fremde Tracker ging langsam vor ihm in die Hocke und sah ihn mit einem Ausdruck so tiefen Schmerzes an, dass Josh's Herz schwer wurde.
„Es tut mir so unendlich leid, Kleiner... Aber deine Freundin Gwen ist vor etwa einer Stunde im Hospital gestorben."
Schlagartig fühlte Josh wie eine bleierne Schwere und Eiseskälte durch seinen Körper waberte... alles schien sich in Zeitlupe abzuspielen... seine Gedanken kreisten... Nein... das konnte einfach nicht sein... Seine Gwenny?
Nein... auf keinen Fall!

„Das kann nicht sein! Sie hatte eine Gehirnerschütterung, aber das war vor etwa zwei Wochen! Wie kann sie daran gestorben sein?"
Kai senkte den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen durch die langen schwarzen Haaren.
„Es tut mir so leid... Ich... weiß nicht, wie ich es dir sagen soll... Aber sie hatte nicht nur eine Gehirnerschütterung. Mein Clan... Er hat sich mit ihrem Cousinen vergnügt... die ganze Nacht hindurch und das recht lautstark... und die Kleine hat sich morgens bei dieser Sabina über den Lärm beschwert. Und als Tjorben sich eingemischt hat, hat sie ihn angeschrien und ihm gesagt, dass es eine Familienangelegenheit sei und er dabei nichts zu melden hätte... Also hat mein Prinz entschieden, dass ihre Verwandtschaft ihr eine Lektion in Sachen Respekt gegenüber Alphas beibringen sollte. Und so haben sie Gwendolyn zusammengeschlagen. Als wir dann später zurückkam, haben uns ihre Pheromone gezeigt, dass sie aufgrund des Stresses und der Anwesenheit viele Alphas - also ähnlich wie bei dir - in Hitze gegangen ist... Sie ist fortgelaufen und als ich sie gefunden habe, war sie bereits stark geschwächt. Wir haben sie so schnell wie möglich in ein Hospital gebracht, aber die Verletzungen in Kombination mit der Hitze waren einfach zu viel für ihren Kreislauf. Ihr Herz hat versagt..."

Also war es wahr!
Seine süße, kleine, geliebte Gwenny war tatsächlich gestorben? Und das alles nur, weil diese verschissen, brutalen....

„NEEEEEIN! GWEEEEN! Wieso? Warum müsst ihr Scheiß Alphas solche bösartigen Hurensöhne sein? Wieso konntet ihr sie nicht einfach in Ruhe lassen? WIESO? GWEN!!!"
Schreiend brach der Omega zusammen. Er vergrub das Gesicht in den Armen und schrie sich die Seele aus dem Leib. Schmerz und unendliche Trauer strahlten in Wellen von ihm ab. Sein Schluchzen, das Winseln und Wimmern brach den riesigen Männern, welche mit ihm verbunden waren schier das Herz. Duncan kletterte ins Nest und zog den vor Kummer halb wahnsinnigen Jungen an seine Brust. Das Schnurren der fünf Clansbrüder durchtränkte den Raum, erreichte den Omega jedoch nicht. Der Schmerz über den Verlust seines Lieblingsmenschen zerriss Josh förmlich und nichts drang zu ihm durch den Panzer, den der Verlust Gwendolyns um sein Herz und seine Seele schloss.
„Du gehst jetzt besser," sagte Deke heiser in Richtung des königlichen Trackers, während ihm eine Träne über die Wange lief.
„Danke, dass du es uns gesagt hast," fügte sein Bruder leise hinzu und mit einem letzten kummervollen Blick auf den weinenden Jungen überließ Kai es Duncan und dessen Zirkel, den völlig verzweifelt schluchzenden Josh zu trösten.

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Letzter Teil der Lesenacht...

Brennende HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt