5. Kapitel - Ivo

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PoV. Sam

Immernoch lehnt der Boss an der Zimmertür und sieht mich wütend an. Ich bin mir nicht sicher, was der Grund für seine Wut ist. Dennoch habe ich zwei Ideen, erstens weil ich ihn mitten in der Nacht geweckt habe oder zweitens weil ich ihm wiedersprochen habe. Wenn ich genauer darüber nachdenke, könnte der Grund auch die Kombination aus beidem sein.

<Weil ich so nett bin, werde ich jetzt nochmal beginnen, dir alles zu erklären. Solltest du mich unterbrechen, findet das hier kein gutes Ende!> Was für ein Bluffer, er hat bestimmt keine Ahnung was er dann tun wird, sonst würde er es doch genau beschreiben. Aber ein bisschen Angst macht mir seine Tonlage schon, weshalb ich mich doch erstmal dazu entscheide den Mund zu halten. <Geht doch, du willst mit Sicherheit wissen warum du hier bist. Tja da muss ich dich enttäuschen, denn das sage ich dir nicht.> Will der mich komplett verarschen?
<Was ich dir aber sage ist folgendes. Du hast dich hier ruhig zu verhalten und verlässt nicht dein Zimmer, hast du das verstanden? Wenn du auf die Idee kommen solltest abzuhauen, dann verwerf die gleich wieder. Denn du bist in unserem Revier, hier kommt keiner unbemerkt rein oder raus.>, damit beendet er seine Rede. Ich bin sprachlos, weil ich mit einer Erklärung gerechnet habe weshalb ich hier bin und was sie mit mir vorhaben. Aber das wird er mir wohl nicht verraten. Es ist still im Zimmer, keiner sagt was. Er, weil es wohl nichts mehr zu sagen gibt und ich weil ich nicht weiß, ob ich etwas sagen darf.

In dem Moment wird die Klinke der Zimmertür runter gedrückt, weshalb der Boss von der Tür wegtreten muss. Ivo tritt ein und schaut zwischen uns hin und her. <Ähm entschuldigung, ich wollte nicht stören.>, fängt er an und wartet auf ein Nicken von seinem Boss. Als er tatsächlich nickt, fährt Ivo fort: <Samantha…> Doch er wird sofort von seinem Boss unterbrochen, bevor ich überhaupt reagieren konnte: <Unsere Prinzessin will so nicht genannt werden.> Ivo sieht verwirrt aus und scheint die Stimmung zwischen seinem Boss und mir nicht zu verstehen. Verlegen kratzt er sich am Kopf. <Ich leg mich wieder hin, leg ihr die Handschellen an, bevor sie nochmal abhaut. Und du Prinzessin benimm dich, morgen wird ein anstrengender Tag, also spar deine Kräfte.> Er wendet sich nochmal kurz an Ivo: <Desinfizier ihr noch die Wunden, Kenan hat noch anderes zu tun.> Dann verschwindet er durch die Tür und schließt sie hinter sich. Seine Worte machen mir etwas Angst, was passiert denn morgen? Ivo kommt auf mich zu und kettet mich mit meiner linken Hand ans Bett. Ich wehre mich nicht, es hätte ja sowieso nichts gebracht. Dann stellt er das Tablett mit dem Milchreis auf meinen Schoß und reicht mir einen Löffel, den ich mit rechts entgegen nehme. Eigentlich will ich nichts essen, wer weiß was da drinn ist, aber ich habe riesen Hunger. <Ähm, wie willst du denn jetzt eigentlich genannt werden?>, fragt Ivo vorsichtig.
<Sag einfach Sam.>, antworte ich emotionslos. Ivo nickt bestätigend: <Okay Sam, magst du keinen Milchreis? Oder warum isst du ihn nicht?> <Ich mag Milchreis.>, antworte ich schlicht. Ivo schaut mich abwartend an, weshalb ich weiter spreche: <Damit könntet ihr mich genauso gut vergiften. Woher soll ich wissen, ob das nur gewöhnlicher Milchreis ist.> Ivo muss etwas schmunzeln. <Gut das ist eine akzeptable Antwort. Aber ich kann dir versichern, dass keiner dich umbringen will. Und darüber solltest du dich freuen, denn so oft kommt das hier nicht vor.> Yippie, jetzt bin ich aber glücklich, NICHT! Was sollen die ganzen Scherze? Also ich finde das nicht lustig. <Ich meine es ernst, der ist nicht vergiftet oder so. Falls es dir nicht aufgefallen ist, du bist nicht das Opfer bei dieser Mission gewesen. Sonst wärst du auch nicht hier bei uns, sondern in einer Kellerzelle. Wir wollen dir absolut nichts böses, solang du den Plan nicht gefärdest, indem du abhaust oder sonst was.>

Ich bin mir unsicher ob ich Ivo glauben kann, wobei ich eigentlich gar keine andere Wahl habe. Daher beginne ich langsam den schon kalten Milchreis zu essen. Und der ist so unglaublich lecker, wenn Ivo nicht bei der Mafia wäre, hätte ich ihm vorgeschlagen Koch zu werden. Aber vermutlich hat das nicht geklappt, weshalb er wie auch immer hier gelandet ist. Ich frage mich wie man bei der Mafia landen kann, nie im Leben würde es mir einfallen hier freiwillig hinzugehen. Das sage ich Ivo auch so, denn er wirkt sehr viel redseliger und offener für meine Sichtweise, als sein Boss. Ivo antwortet: <Weißt du Sam, das ist nicht schwerer als Milchreis kochen. Man muss es nur wollen.>

Während ich meinen Milchreis weiter esse, sage ich dazu bloß ganz leise, eher an mich gerichtet:
<Ich wüsste echt nicht, warum man zur Mafia gehören wollen würde. Es gibt definitiv nettere Leute mit denen man sich abgeben kann.> Eigentlich war das gar nicht für Ivos Ohren bestimmt, aber er hat es natürlich gehört. Doch der nimmt das zum Glück definitiv besser auf, als es sein Boss getan hätte. <Ach also meinst du ich bin nicht nett?>, fragt er scherzhaft. <Nein, deswegen verstehe ich ja nicht weshalb du mit der Mafia zu tun hast.>, stelle ich klar. Ivo lacht etwas, dann wird er ernster. Aber auch nur so ernst wie es ein Ivo werden kann, sein Lächeln verliert er dabei nicht: <Sam, wir sind die Mafia. Wir haben nicht nur etwas mit ihnen zu tun, wir sind sie. Und glaub mir, es gibt auch nette Mafiosis, der Beweis sitzt vor dir. Und Aron, Kenan und Alissa wirst du sicher auch mögen. Und wenn du mit Tom warmgeworden bist, ist der auch einer der liebsten, aber er gehört zu Alissa also Finger weg!>

Wir müssen jetzt beide lachen, irgendwie absurt. Ich sitze mit einem meiner Entführer mitten im Mafiarevier und werde daran erinnert, dass ich mich nicht an einen Kerl namens Tom ranmachen soll. Das wäre mir so oder so nie eingefallen. <Den von eben fand ich aber ganz und gar nicht nett.>, gebe ich lachend von mir. Ivo hat sich schlagartig beruhigt schaut kurz zur Tür und spricht dann leise weiter: <Mit Collin solltest du dir es auch nicht verscherzen. Sein Vater ist der oberste Boss der Mafia, also wenn Collin etwas will, dann kriegt er es auch. Und wenn er will das dein Kopf von der Decke hängt,dann wird er
es!>
Daraufhin muss ich stark schlucken.

Danach ist es still zwischen uns, ich esse den Milchreis auf und Ivo versorgt meine Knie und als ich mit essen fertig bin auch meine Hände. Es brennt zwar etwas, aber ich bin froh, dass sie sich überhaupt um mich kümmern. Und Ivo meint, dass ich schon Morgen vermutlich kaum noch Schmerzen haben werde.
Aber ich weiß nicht, ob ich ihm das bei meinen blauen Knien so glauben kann.

☆☆☆
Wie ist eure Meinung zu Collin und Ivo?

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt