12. Kapitel - Verständnis

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PoV. Collin

Wir sind nun seit einigen Stunden unterwegs und ich bin immernoch so unfassbar enttäuscht von Kenan. Er hat meine Anweisungen überhaupt nicht befolgt und dadurch den Respekt von Sam verloren. Wenn sie keinen Respekt vor uns hat, dann ist die Gefahr groß, dass sie abhaut. Und wenn sie abhaut, dann krieg ich riesen großen Ärger von meinem Vater, darauf würde ich gerne verzichten. Sam hat mittlerweile wieder aufgehört zu heulen, aber selbst schuld, die Backpfeife hat sie einfach verdient gehabt.

<Collin? Es tut mir leid, dass ich mich nicht an deine Regeln gehalten habe. Das sollte alles nicht so ausarten, ich wollte bloß etwas Smalltalk führen, aber das ist in die falsche Richtung gegangen.>, erklärt mir mein bester Freund nun die Situation. Ich versuche einfach ihm zu verzeihen und meine Wut runterzuschlucken, ansonsten kann ich vielleicht bald für nichts mehr garantieren. <Ist gut Kenan, ich will davon nichts mehr hören. Halte dich in Zukunft einfach an meine Anweisung und sprich kein Wort mehr mit ihr. Die einzigen mit denen sie sprechen darf sind mein Vater und ich.> Damit beende ich das Thema und mache Kenan auf das Essen was ich mitgebracht habe aufmerksam. Er bedankt sich und beißt in sein Brötchen, die Chips hat er sich sofort gebunkert. Eigentlich habe ich auch ein Brötchen für Sam mitgebracht, aber ob die sich das wirklich verdient hat? Ich weiß ja nicht recht. Während der nächsten zwei Stunden schaue ich immer wieder zu ihr in den Rückspiegel, sie hat sich mittlerweile beruhigt, aber sie krümmt ihren Bauch. Wir sind schon ziemlich lange unterwegs und ich befürchte sie hat Bauchschmerzen, vielleicht muss sie etwas essen oder auf Klo. <Sam was ist los, muss du auf Klo?>, frage ich sie. Doch anstatt mir zu antworten dreht sie sich weg und schweigt. Sie leidet anscheinend lieber im Stillen, als mit mir zu reden, aber das werde ich nicht akzeptieren. Sie hat mir zu antworten! Ich sage Kenan er soll mir Tom ans Telefon holen, daraufhin ruft er Tom an, der vor uns fährt. <Tom, wo ist unser erster Schlafplatz?>, frage ich ihn sofort, ohne um den heißen Brei zu reden. <In zehn Kilometern sind wir da.>, kommt es von Tom neutral. <Gut, lass uns da so schnell wie möglich hin. Ich muss hier noch ein bisschen was klären, wenn wir da sind. Kenan kommt dann zu euch rüber, Ivo soll sich etwas zum Abendessen einfallen lassen und gib mir mal Aron.> <Alles klar. Gebe ich weiter. Aron, Collin will dich sprechen.>, antwortet mir Tom. <Ja Collin, was ist?>, fragt Aron aufgeregt. Dabei muss ich schon etwas schmunzeln, er ist noch so nervös, wenn ich etwas von ihm will. <Aron kümmer dich nach unser Ankunft bitte mit Alissa und Kenan zusammen um den Wasser und Stromanschluss. Du hast die Verantwortung, aber geh bedacht damit um. Ich verlass mich auf dich.> <Natürlich Collin.>, antwortet mir Aron und ich höre die Freude in seiner Stimme. Dann lege ich auf und beende so das Gespräch. Der Zweck von dieser Aufgabe soll sein, dass Aron lernt auch das Kommando zu übernehmen, ohne sich mit der Verantwortung aufzuspielen. Er soll dadurch nicht arrogant werden und alle herum kommandieren, sondern bestimmt und bedacht mit seinem Team agieren.

PoV. Sam

Als wir gerade auf den Campingplatz fahren, steigt meine Nervosität. Denn auch wenn Collin nicht ausgesprochen hat, was er hier klären muss, weiß ich es geht dabei um mich und davor habe ich Angst. Ich will nicht, dass er mir etwas tut, ich habe sogar große Angst davor, zu was er alles in der Lage ist. Ein paar Eindrücke habe ich ja schon gesammelt und die waren bisher alles andere als beruhigend. Collin parkt das Wohnmobil gekonnt auf einem Parkplatz ein, direkt neben meinem Fenster steht das Wohnmobil von den anderen, weshalb ich nicht mehr wirklich rausschauen kann.

Sobald der Motor abgestellt ist, schnallen sich Collin und Kenan ab. Kenan verlässt das Wohnmobil sehr schnell, so wie Collin es vorhin am Telefon erklärt hat. Während Kenan raus geht, sehe ich wie er mir einen mitleidigen Blick zuwirft. Er weiß anscheinend genau wie ich, dass Collin nicht nur ein Kaffeekränzchen halten will. Auch wenn Kenan nicht eingreifen würde, falls Collin mir weh tut, hätte ich ihn trotzdem gerne hier. Alles ist besser als alleine mit Collin in einem Raum oder Wohnmobil zu sein. Kenan schließt die Tür, er ist weg, jetzt sind Collin und ich wirklich alleine. Scheiße!

Sofort steht Collin vom Fahrersitz auf, er geht wie Kenan zur Tür und schließt sie von innen ab. Dadurch bekomme ich noch mehr Angst, mein Körper beginnt unkontrolliert zu zittern, aber ich darf mir das bloß nicht anmerken lassen. Collin kommt zurück und setzt sich auf die Bank, wo sich vorhin Kenan hingesetzt hat. Dann atmet er einmal durch, ich würde auch gerne tief Luft holen, aber ich kriege leider kaum welche. <Also Sam, ich weiß nicht, wie deine Mutter dich erzogen hat. Aber offensichtlich hat sie vieles Falsch gemacht.> <NEIN! Hör auf!>, schreie ich und versuche mir meine Ohren zu zuhalten. Ich will sowas nicht hören, meine Mutter trifft absolut keine Schuld. Er soll sie gefälligst daraus halten. Etwas geschockt hält Collin inne, aber redet nach einer kurzen Pause weiter: <In Zukunft antwortest du mir! Außerdem unterlässt du jegliche Art von Gewalt gegenüber meiner Gruppe. Und ich will auch keine Widerworte mehr von dir hören.> Ich weine nun schon wieder, nicht weil er mir irgendwelche Vorschriften macht. Einfach, weil ich das Thema mit meiner Mutter ganz hinten im Kopf vergraben habe um nicht mehr daran erinnert zu werden. Doch jetzt ist es wieder so präsent, dass ich glaube es will mich auffressen. Und leider weiß ich auch, dass es das kann. Ich bin normalerweise recht taff, aber auch ich habe meine schwache Seite und die hat Collin leider hervorgeholt. Ich hoffe er macht sich das nicht zu nutzen, aber ich befürchte er weiß, dass er so alle Macht hat und mich außer Gefecht setzen kann. Hätte ich mich besser benommen, dann wäre ich jetzt nicht in dieser beschissenen Lage, aber daran bin ich nunmal selbst Schuld. Wie habe ich auch denken können, mich gegen die Mafia auflehnen zu können. Das ist ein riesiges illegales und vorallem kriminelles Regime. Damit hat die Polizei schon schwer zu kämpfen, ein 17-jähriges Mädchen kann da wohl kaum etwas bewirken. Ich bin einfach so dumm, meine Eltern sind sicher enttäuscht von mir.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt