42. Kapitel - Zehn

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PoV. Sam

Schnell ziehe ich meine Sportschuhe an und begebe mich zum Ausbildungszentrum. Amelie und die beiden Jungen stehen bereits da und warten auch auf Herrn Holt

<Na Schisser, hättest auch Zuhause bleiben können. Da bist du vielleicht besser aufgehoben.>, meint Amelie hochnäsig. <Du hast sicher Angst zu sterben!>, lacht der linke Junge und der Rest stimmt mit ein.

Wie erwachsen von ihnen mich mobben zu wollen. <Ich bin schon tot. Kann also nur besser werden, wenn mich eine Kugel trifft.>, sage ich und meine es komplett ehrlich. Ja den Tod fürchte ich tatsächlich nicht, wobei ich auch nicht glaube, dass dieser mich bald erwartet. Zumindest solange ich bei Collin und Cedric bin.

Bald ist auch Herr Holt da und wir machen das gleiche Programm wie gestern. Erst laufen, werfen, Liegestütze, abrollen, Mittagessen und dann schießen.

Beim Schießen beginnen heute die Jungs. Währenddesse sitzen Amelie und ich im Vorraum. <Was meintest du vorhin mit "du bist tot"?>, fragt sie aus der Stille heraus und setzt meine Worte bildlich in Häkchen.
<Wenns dich so interessiert, dann recherchiere es doch selbst.>, schlage ich ihr patzig vor. Erst mich mobben und ausschließen wollen und dann plötzlich auf nett tun. Ne danke, sowas brauch ich nicht.
<Ok sorry, aber du brauchst dich nicht besser fühlen nur weil du Collins Schlampe bist. Ich habe was dafür getan aufgenommen zu werden, du fickst dich nur hoch. Das ist schon sehr armselig.>, behauptet sie und klingt dabei völlig überzeugt.

<Wie bitte? Was soll ich tun oder getan haben? Wer erzählt denn so einen Müll?>, frage ich nach, weil ich nicht glauben kann, was ich da höre. Amelie zuckt nur mit den Schultern: <Naja alle, schließlich ist es nicht zu übersehen. Seine Gruppe war komplett voll, keiner wurde mehr angenommen und plötzlich aus dem Nichts warst du da. Bist du vielleicht schwanger?>, haut sie einfach so raus. <NEIN! Ich bin nicht schwanger! Mein Gott, wer hat sich das ausgedacht?!>, frage ich erneut. <Naja der Typ von gestern aus der Kantine hat es zumindest seinen Freunden erzählt. Sie sind heute morgen an uns vorbei gegangen, als wir auf Herrn Holt gewartet haben. Da warst du noch nicht da. Wir haben es gehört und es klang irgendwie logisch.>, erklärt sich Amelie.

Ich schlage mir meine Handfläche gegen die Stirn. Das darf doch alles nicht wahr sein...

<Also stimmt es nicht?>, will sie wohl nochmal sicher gehen. <Absolut nicht, das ist der größte Mist den ich je gehört habe! Deshalb haben mich beim Mittag heute auch alle so komisch angesehen.> Amelie bestätigt meine Vermutung nickend.

Unser Gespräch wird durch Herrn Holt unterbrochen, der mit den Jungs zurück in den Vorraum kommt. <So Mädels ihr seid dran. Jungs ihr könnt gehen.> <Dürfen wir auch zusehen? Dann können wir Sam anfeuern, vielleicht traut sie sich dann.>, sticheln die beiden rum. Doch Herr Holt hat wohl nichts dagegen.

Neben mir geht die Tür auf und Collin tritt hinein. Ohne das er etwas sagen muss stehe ich auf und stelle meine Bedingung: <Ist ja gut, ich schieße und mache bei diesem ganzen Mafiazeug mit. Aber du musst mir zwei Gefallen tun.>, stelle ich direkt die Forderung an Collin.
Dieser ist völlig perplex, geht jedoch drauf ein: <Welche?> <Ich muss wissen, wo ich den Typen von gestern finden kann und brauche eine Waffe.>, sage ich.

<Wow wow wow, du kannst noch nichtmal schießen. Collin du kannst ihr keine Waffe geben, das ist lebensgefährlich.>, versucht Herr Holt auf ihn einzureden. Collin nimmt es wahr, scheint jedoch nicht der gleichen Meinung zu sein. <Deal, vorrausgesetzt du schießt zehn Mal auf die Zehn.>, sagt er und hält mir die Hand hin um einzuschlagen. Was ich natürlich sofort tue.

Nichts ist für mich leichter, als die Mitte der Zielscheibe zu treffen.

<Das schafft sie eh nicht.>, sagt Herr Holt und die Jungs stimmen lachend zu. Amelie ist still, ich glaube unser Gespräch hat sie etwas zum Nachdenken angeregt, was wohl der wahre Grund für meinen Einzug bei Collin ist. Wir gehen in die Raumschießanlage. Collin und die Jungs bleibem im Vorraum und Amelie und ich folgen Herrn Holt. An der Wand am anderen Ende des Raumes, die bereits mit etlichen Löchern versehen ist, lässt Herr Holt zwei Zielscheiben projizieren. Ich stelle mich auf Höhe der linken, Amelie steht weiter rechts, auf Höhe der anderen Zielscheibe. Vor uns auf dem Tisch liegt jeweils eine Schusswaffe und ein Hörschutz. Herr Holt erklärt erst etwas übers schießen und artet in einen viel zu langen Vortrag aus, was alles zu beachten ist, bis Collin endlich reinruft.

<John, sie kann schießen. Die lacht dich innerlich gerade komplett aus. Lass Sam einfach machen.>, dann schließt er die Tür zum Vorraum wieder und schaut mit den Jungs durch die Scheibe. <Na gut, Sam setz deinen Hörschutz auf. Amelie und ich tun das gleiche und dann schieß bitte auf deine Zielscheibe. Ziel ist immer die 10 in der Mitte, aber versuch einfach erstmal die Scheibe irgendwie zu treffen.>, beendet Herr Holt dann endlich seinen Vortrag.

Als wir alle den Gehörschutz aufhaben, nehme ich die Schusswaffe in beide Hände. Prüfe ob Monition drin ist und entsichere sie dann. Dann führer ich sie mit beiden Armen hoch in die Horizontale und ziele auf die Mitte. Wie Collin meinte, ich soll zehn mal in die zehn schießen. Das werde ich auch. Ich drücke zum ersten Mal den Abzug, dann zum zweiten und wieder und wieder. Nach dem zehnten Mal sichere ich die Waffe und lege sie wieder ab. Dann nehme ich den Gehörschutz runter und lege auch diesen wieder auf den Tisch.

<Wie hast du? Was? Das ist ja verrückt!>, höre ich Herrn Holt bloß staunen. Als ich zu Amelie sehe, die ebenfalls ihren Gehörschutz abgenommen hat, sagt sie:
<Jetzt verstehe ich warum du bei Collin bist.> Ich bestätige bloß nickend und gehe zu Collin, der strahlend durch das Fenster zum Vorraum blickt. Im Vorraum erwarten mich dann noch die überraschten Gesichter der Jungs.

Collin hingegen wirkt sehr zufrieden und auch ein bisschen stolz. Er hält mir seine Schusswaffe hin: <Erschieß ihn nicht, er ist am Sportplatz und heißt Arlo.> Ich nehme seine Waffe entgegen und sage: <Danke!> Dann will ich zur Tür raus, doch Collin sagt nochmal lauter: <Erschieß ihn nicht!> <Ich gebe mein Bestes.>, antworte ich grinsend und gehe dann schnellen Schrittes zum Sportplatz.

An dem sind wir schon öfter vorbeigelaufen, weshalb ich den Weg genau kenne.

Arlo du kannst was erleben, das schwör ich dir!

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt