34. Kapitel - Plan B

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PoV. Sam

Ich bin dann tatsächlich etwas eingenickt stelle ich fest, als ich von einem Ruckeln wach werde. Wir fahren gerade einen Waldweg entlang. Für den sportlichen Lamborghini sicher nicht die beste Strecke, aber ich sehe schon ein Tor auf das wir zu fahren.

Es ist zwar schon über ein Jahr her, doch ich weiß sofort wo ich bin. <Warum bringst du mich hierher? Eine neue Identität wird mir wohl kaum nochmal helfen.>, sage ich zu Cedric. <Sam, wir sind die Mafia und nicht dumm. Collin wird dir sein Vorgehen sicher erklären.> <Pff... als ob man aus dem was rauskriegen würde.>, gebe ich sauer von mir, worauf Cedric versucht sein lautes Lachen zu unterdrücken. Es gelingt ihm jedoch nicht ganz, weshalb ich es mitbekomme. Er parkt sein Auto neben eines, was haargenau so aussieht. Vermutlich Collin seins. Beim Aussteigen schaue ich auf die Nummernschilder, doch zu meinem Entsetzen sind sie identisch. Aber das geht doch gar nicht. Cedric bemerkt wohl meinen Blick, scheint jedoch nicht erklären zu wollen wie das möglich ist, denn er sagt nur: <Na Polizeimädel genug Beweise gesammelt?>

Damit geht er weiter in das Wohngebäude und ich folge ihm. Mit dem Aufzug fahren wir in den vierten Stock zu Collins WG. Da Cedric wohl einen Schlüssel hat, schließt er die Wohnungstür auf und nach mir wieder zu. <Ansage von Collin?>, frage ich. Eigentlich als Scherz gemeint. <An dir ist eine wirklich gute Polizistin verloren gegangen.>, antwortet Cedric daraufhin grinsend. Er gibt mir bei meiner Vermutung also Recht. Was hat Collin bloß vor?

Im Wohnzimmer angekommen, sitzen auch schon alle. Und jeder lächelt mich an, sogar Collin, was mir Angst macht. Irgendwas ist hier nicht richtig. Ich stelle mich mit dem Rücken zur Wand, um alle im Blick zu haben. Nicht, dass Cedric auf die Idee kommt, mich von hinten zu packen. Die Situation macht mich nervös, ich weiß nicht was hier vor sich geht. Aber es fühlt sich nicht gut an.

Ich hätte niemals in sein Auto einsteigen dürfen.

<Was wird das?>, frage ich, als mir die Stille zu viel wird. <Dein Empfangskomitee, willkommen in der Moreno Mafia!>, sagt Collin immer noch fies grinsend. Er weiß genau, dass ich da ganz und gar nicht mit glücklich bin. <Was?>, geben Kenan, Cedric und ich gleichzeitig lautstark von uns. Der Rest sitzt nur geschockt weiter auf dem Sofa und sieht Collin an. Ja, wir alle sehen Collin an. <Nein, das kannst du nicht machen.>, sagt Kenan. <Collin sie ist nicht auf unserer Seite.>, widerspricht Cedric. Und ich stimme den beiden einfach zu: <Genau, außerdem will ich gar nicht hier sein!> Collin erhebt sich und tritt zu mir nach vorne. <Erstens steht die Entscheidung bereits fest, unser Vater ist eingeweiht. Zweitens habe ich mit dieser Reaktion schon gerechnet. Wir haben uns auch Gedanken gemacht, was passieren sollte wenn du nicht kooperierst Sam. Und ich muss dich enttäuschen, es ist nichts was du verkraften kannst.> Collins fieses Grinsen lässt mir einen kalten Schauer den Rücken runterlaufen. Was soll das bloß? Es macht doch gar keinen Sinn. Schließlich stelle ich eine Gefahr für die ganze Mafia dar. <Du kennst mich doch gar nicht.>, werfe ich ihm abfällig vor und recke dabei mein Kinn in die Höhe. Ich werde sicher nicht einfach kleinbei geben, da habe ich schon schlimmeres hinter mir, als diesen Kindergarten. <Oh Sam, ich kenne dich besser als du glaubst. Also es liegt jetzt allein an dir. Ob du dein Leben lang in unseren Kerkern, bei den wirklichen Verbrechern verbringst.> Ein Zischen ist zu hören, es hat wohl nicht nur mich geschockt, den Plan B zu hören. Immernoch sehe ich Collin verständnislos an. Ist das sein Ernst gewesen? Wollen sie mich wirklich mein Leben lang einsperren? <Dann hättest du mich doch gar nicht herholen müssen. Jede andere Mafia hätte mich dann ja auch entführen können.>, sage ich aufgebracht. Ich bin enttäuscht, weil ich echt gedacht habe sie helfen mir. Das ist echt dumm von mir gewesen, es ist immer noch die Mafia. Als ob die sich für mich interessieren würden und mir helfen wollen würden.

<Sam sei nicht albern, wir wissen beide wofür du dich entscheiden wirst. Und du weißt auch genau, dass es dumm wäre einer anderen Mafia die Chance zu geben an dein Talent zu gelangen.>, erklärt Collin. Und ich sehe in den Gesichtern der anderen Verständnis aufleuchten. Das macht mich nur noch wütender, ich will keiner Mafia helfen. Auch bei einer anderen Mafia würde ich nicht mitarbeiten. Ich will doch bloß in Ruhe leben. <Ich werde ganz sicher nicht auf deinen Plan eingehen. Lieber verrotte ich in eurem Kerker, als die zu unterstützen, die mein Leben zerstört haben!>, brülle ich ihn an. Das Gesicht der anderen nimmt ängstlichere Züge an. Doch Collin grinst nur noch mehr, jedoch nicht mehr so fies, es wirkt wie ein Auslachen. Schneller als ich reagieren kann hat er eine Handschelle an meinem Arm und die andere an seinem befestigt. Wo auch immer er die jetzt so plötzlich her hat. Ängstlich schlucke ich, ich habe Angst vor dem was auf mich zukommt. Ich muss hier irgendwie abhauen, aber Collin hat bisher nie einen Fehler gemacht und mich ungesichert irgendwo gelassen. Wie soll ich bloß jemals wieder hier weg kommen? Noch nichtmal die Polizei sucht mehr nach mir, ich bin ja seit über einem Jahr tot.

Oh Gott, wie dumm bin ich gewesen zu glauben, es könnte alles wieder gut werden. Das alles und noch viel mehr geht mir durch den Kopf, während Collin mich hinter sich her zieht. Raus aus dem Wohngebäude über das Gelände des Hauptquartiers, vermutlich zu den Kerkern.

Nach ein paar Minuten gehen wir in ein kleines dunkles Gebäude. Es stinkt fürchterlich und nur wenige Lampen beleuchten den Gang. Ich sehe Gittertüren, mit ekelhaften, dreckigen, dürren und alten Männern drin. Die mich ansehen, als wäre ich das erste weibliche Wesen hier unten. <Eine hübsche junge Dame!>, sagen sie erst erstaunt. Doch dann wird es schlimmer: <Sie gehört mir!> <Nein ich bin am längsten hier, ich darf sie zuerst durchnehmen!> <Nein, die Hure will ordentlich Spaß haben, den hat sie nur mit mir!> Sind nur einige der Sätze, die ich wahrnehme. <RUHE!>, beendet Collin das Geschrei. Wofür ich ihm wirklich dankbar bin. Diese Männer sind so ekelhaft, dass ich am liebsten direkt wieder rausstürmen will. Doch ich kann nicht, Collin zieht mich weiter mit sich. Bei einer leeren Zelle bleibt er stehen, er löst seine Handschelle und macht sie von innen am Gitter fest. Ich stehe mittlerweile auch in der Zelle. Sie ist dunkel, kalt und feucht. Ich berühre die Mauer und habe das Gefühl meine Hand ist davon nass. Collin verlässt ohne ein Wort die Zelle und kommt dann mit einer alten kleinen Matratze wieder. Dass sie mal weiß war, kann man nur erahnen, denn davon ist nichts mehr zu sehen. Ich vermute es bloß, da die meisten Matratzen weiß sind. Er schiebt sie mir in die vordere Ecke, wo er meine Handfessel auch befestigt hat.

Dann drückt er mich zu Boden, weshalb ich auf die Matratze falle. Wütend sehe ich ihn an, wie kann er mir sowas hier antun? <Ich verspreche dir Sam, ich behalte Recht.>, das sind seine letzten Worte bevor er geht und die Zelle abschließt. <Du bist so ein Wichser!>, schreie ich hinterher. Mehr fällt mir in dem Moment einfach nicht ein. Zu geschockt bin ich von seinem Handeln.

Als seine Schritte verstummen, wird auch das wenige Licht gelöscht. Jetzt ist es stockdunkel, ich fürchte mich zwar nicht im dunkeln, aber es ist unheimlich hier. Die alten Männer höre ich reden, sie versuchen mit mir zu sprechen. Aber ich versuche wegzuhören. Ihre Beleidigungen kränken mich. Ich bin keine Hure für irgendwelche sexuellen Zwecke. Ich bin Sam, ein mittlerweile bald 19 jähriges Mädchen, das vor ein paar Jahren noch Polizistin werden wollte. Und jetzt sitze ich hier und habe keine Idee, wie ich jemals wieder ein normales Leben führen kann. Hätte ich nicht so ein Talent, dann wäre es gar nicht erst so weit gekommen.

Ich will nie wieder eine Waffe in der Hand halten!

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt