20. Kapitel - Elba

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PoV. Matteo

Den restlichen Flug hat Samantha leise vor sich hin geweint. Eigentlich wollte ich nicht so gemein zu ihr sein, aber sie hat mich einfach so aufgeregt. Warum redet sie denn immer so gut von Collin, er ist nicht besser als ich. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, was für ein Dreckskerl er ist. Aber will ich es nicht noch übertreiben, sie regt sich sowieso schon zu viel auf.

Ich sehe ihr an, dass sie vom vielen weinen total erschöpft ist und trage sie nach der Landung auf Elba, gegen ihren Willen ins Haus.
<Bitte lass mich, ich will nach Hause.>, schluchzt sie leise. Doch ich ignoriere das und trage sie gleich hoch in mein Zimmer. Auf dem Weg begegnet uns meine Mutter: <War der Flug so anstrengend?>, fragt sie mich und deutet auf Samantha. Diese sagt augenblicklich, dass ich sie herunter lassen soll. Doch ich ignoriere beide Frauen und trage sie weiter, bis ich Samantha in mein Bett gelegt habe. <Matteo ich will nicht schlafen, ich will nach Hause!>, quängelt sie weiter, während ich die Zimmertür nun schließe.
<Leg dich jetzt endlich hin und schlaf! Du bist totmüde, du kannst auch eins meiner T-Shirts anziehen.>
<Ich will dein T-Shirt nicht!>, schreit sie mir entgegen. Meine Geduld ist solangsam am Ende, weshalb ich sie noch ein letztes mal bitte ins Bett zu gehen. <Also entweder du ziehst dich alleine um und legst dich hin. Oder ich übernehme das. Aber denk daran, der Arzt kommt gleich und es könnte etwas komisch sein, wenn du gefesselt auf meinem Bett liegst.> Mit großen ängstlich blickenden Augen schaut sie mich an. <Na gut, aber du gehst raus.>, stellt sie eine Bedingung. <Kein Problem, ich bringe in zehn Minuten den Arzt hoch, solange hast du Zeit zum Umziehen.>, damit verlasse ich mein Zimmer und lasse Samantha alleine.

Ich hoffe sie stellt in der Zeit keinen Blödsinn an.

PoV. Sam

Endlich bin ich alleine, ich muss hier unbedingt raus kommen. Dafür habe ich zehn Minuten, also los!

Humpelnd laufe ich zum Fenster, ich bin im ersten Stock, also könnte ich ja mal versuchen rauszuklettern. Zuerst öffne ich ganz leise das Fenster und setze mich auf die Fensterbank.
Gar nicht viel tiefer, vielleicht ein einhalb Meter entfernt, ist ein kleines Dach. Ich denke mal es ist eine Grillhütte oder so. Eine andere Möglichkeit als zu springen sehe ich leider nicht. Meinem Fuß geht es danach sicherlich nicht besser, aber egal. Ich muss lediglich bis zur nächsten Stadt kommen und dort zur Polizei gehen. Dann bin ich ganz schnell wieder Zuhause und Matteo im Knast!

Mit dieser Motivation springe ich schließlich runter auf das Dach und wie ich es geahnt habe tut mein Fuß nur noch mehr weh. Jede Bewegung schmerzt höllisch. Am liebsten würde ich los schreien, aber dann würde mich Matteo sofort wieder reinbringen. Also heule ich einfach so leise wie möglich vor mich hin. Mit dem einen Sprung ist es leider auch noch nicht getan, denn das Dach ist nochmal circa zwei Meter hoch. Dort setze ich mich an die Kante und versuche mich langsam nach unten zu hangeln. Doch auch das Aufkommen auf dem Boden tut so sehr weh, dass ich hinfalle. Den linken Fuß kann ich nun gar nicht mehr belasten. Weinend sitze ich am Boden und kneife in meinen Oberschenkel, um mich am Schreien zu hindern. Aber lange kann ich es mir nicht erlauben hier zu sitzen. Wenn Matteo gleich in sein Zimmer kommt, dann muss ich außer Sichweite sein. Also stehe ich auf und hüpfe einbeinig weg vom Haus, so schnell ich kann.

Bisher sehe ich auch noch keinen Zaun an dem irgendwelche Wachen stehen, wie es bei Collin der Fall war. Aber ich befürchte die böse Überraschung kommt noch. Gerade bin ich hinter ein paar Bäumen verschwunden, als ich Matteo brüllen höre: <FUCK!>
Jetzt muss ich ganz schnell weg, aber wirklich GANZ SCHNELL!

Weiter hüpfe ich mit meinem rechten Bein weg von Matteos Haus und allzu lange dauert es auch nicht, bis ich etwas sehe, dass mich sprachlos macht. Ich werde wohl nie wieder nach Hause kommen, denn Elba ist eine Insel! Eine scheiß INSEL! <KACKE!>, fluche ich.

Vor mir erstreckt sich das Meer und viel zu weit weg. Nur erahnbar in der Ferne, befindet sich vermutlich das Festland. Vielleicht aber auch nur eine andere Insel.

Wie soll ich denn jetzt bloß nach Hause kommen? Ich kann ja auch schlecht schwimmen, zum einen bin ich verletzt und zum anderen könnten ja durch aus Haie in dem Meer sein. Nicht zu vergessen, dass die Strecke viel zu weit wäre. Vielleicht hätte ich mich erstmal informieren sollen, wie ich hier wegkomme. Aber woher hätte ich denn ahnen sollen, dass Matteo auf einer verdammten Insel lebt?

Wenn mich Matteo jetzt findet, dann wird er mich eh nie mehr aus den Augen lassen.
<Samantha komm sofort wieder zurück!>, höre ich Matteo ganz in der Nähe rufen. Ich muss mich unbedingt verstecken. Auf keinen Fall will ich wieder in dieses Haus. <Signor Garcia, beruhigen Sie sich. Weg kann sie doch sowieso nicht und in ihrem Zustand kann sie auch nicht weit sein. Aber wenn Sie hier so rum schreien, dann verängstigen Sie sie nur noch mehr.>, erklärt ein Mann mit ruhiger Stimme.

Ich habe mich jetzt hinter einem Baum versteckt und beobachte die beiden. Matteo sieht außer sich vor Wut aus, sein Gesicht ist ganz rot und eine Falte schmückt seine Stirn. <Sie hätte ja nicht abhauen müssen!>, antwortet Matteo gereizt. In dem Moment treffen sich auch die Blicke von mir und dem fremden Mann. Sofort quetsche ich mich dichter an den Baum. Ich hoffe einfach er hat mich vielleicht doch nicht gesehen und drücke mich so nah wie möglich an die kratzige Rinde.
Oh bitte Baum tu dich auf, damit ich mich in dir verstecken kann.

Das Gespräch zwischen den Männern ist verstummt, weshalb ich Panik bekomme. Sie wissen sicher, dass ich hier bin. Als ich leise Schritte höre, hält mich nichts mehr und ich hüpfe so gut es geht davon. Doch schneller als ich schreien kann, werde ich gepackt und nach hinten zu Boden gezogen. Dann schaue ich direkt in die Augen des fremden Mannes, also ist es Matteo der mich von hintem umarmend festhält.
<Lass mich los! Du tust mir weh!>, schreie ich ihn an. Allerdings verbessert das seine Laune nicht: <Halt deine Klappe! Du hast hier gar nichts mehr zu melden! Was denkst du dir bloß dabei, einfach aus dem Fenster zu springen?! Hackts bei dir?!>, brüllt Matteo zurück. Er ist so wütend, dass ich nur noch mehr Angst bekomme, was wird er wohl mit mir anstellen? Augenblicklich fange ich an zu zittern, was beiden Männern auffällt. Meine Tränen laufen ja eh die ganze Zeit. <Jetzt brauchst du auch nicht auf unschuldig und ängstlich tun. Da bist du selbst schuld und die Konsequenzen wirst du spüren, versprochen!> Matteos Worte machen meine ganze Angst nur noch größer und der andere Mann scheint mir auch nicht zu helfen.

Der öffnet einfach seinen Koffer und zum Vorscheinen kommt Verbandszeug sowie alle nötigen Arztgegenstände. Ohne auf die voherige Situation einzugehen fragt er: <Wo tut es denn weh?> Erst will ich gar nichts sagen, doch Matteo drückt meine Arme einmal fest. Vermutlich um so seinen Nachdruck zu demonstrieren. Um ihn nicht weiter wütend zu machen, sage ich leise und mit zitternder Stimme, wo die Schmerzen sind. Als er meinen Fuß anfässt, um ihn aus meinem Schuh und der Socke zu befreien schreie ich schmerzhaft auf. Matteo hält mich weiter fest und drückt mein Gesicht an seine Brust nur um mir dann mit seiner anderen Hand über den Rücken zu streicheln. Vermutlich will er mich damit beruhigen, doch ich habe zu viel Angst und Schmerzen, da hilft das kein Stück. Erst recht nicht, weil er es ist.

<Alles gut, der Arzt ist gleich fertig.>, kündigt Matteo das Ende der Schmerzen an. Doch es dauert gefühlte Stunden, bis es wirklich zu Ende ist.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt