9. Kapitel - Mafia Boss

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PoV. Sam

Jetzt verstehe ich warum Collin mich an sich gekettet hat. Nicht nur, dass er die Aufmerksamkeit aller genießt, die uns verwirrt ansehen. Nein wir haben auch die Wohnung verlassen und gehen zu Fuß in ein großes Gebäude. Hier draußen im eiskalten Wald hätte ich gut weglaufen können, damit hat Collin gerechnet. Wenn Ivo mit mir hier her gegangen wäre, dann wäre ich jetzt bestimmt schon auf dem Weg nach Hause. Vielleicht hätte ich heute Morgen doch nicht abhauen sollen, aber wie hätte ich das denn auch ahnen können.

Wir betreten das große warme Gebäude, im Inneren ist ein riesen Empfang mit Rezeption, wie in einem edlen Hotel. Doch Collin scheint hier alle Leute zu kennen, weshalb er der Rezeptionistin nur zu winkt und sie über einen Knopf an der Rezeption, die Türen des Aufzugs öffnet. Im Aufzug tippt Collin dann auf die Taste mit der Zahl 13. Abergläubisch bin ich zwar nicht, aber ich weiß, dass die da oben nicht zu den Guten gehören. Daher schlucke ich einmal dolle, was Collin bemerkt.

<Hat da etwa jemand Schiss?> <Ja klar, Angst vor einem Mafiaboss, schon klar.>, antworte ich ironisch. Doch leider weiß ich genau, dass Collin meine Angst bemerkt, wie soll man das auch verstecken? Ich versuche unbemerkt durchzuatmen, doch auch das bemerkt er. Bevor Collin jedoch etwas sagen kann, gehen die Türen des Aufzugs auf und wir treten hinaus. Collin geht rechts weiter den Flur entlang, etliche schwarz gekleidete Männer stehen hier wie Wachen, alle 20 Meter einer. In den letzten Raum treten wir ein, es ist ein Büro.

Ein Mann sitzt dort schon hinter einem breiten Holzschreibtisch auf einem Drehstuhl und schaut uns an. Vor dem Schreibtisch steht ein Stuhl auf den mich Collin schubst, dann öffnet er seine Handschelle und schließt sie an dem Stuhl fest. Kurz dacht ich, er macht mich auch los, aber mit Vertrauen ist ab heute Morgen wohl vorbei. Collin geht weiter weg, als ich zu ihm sehe, steht er gerade an einem Regal und lehnt sich dagegen.

Dann beginnt der Mann vor mir zu sprechen: <Hallo Samantha, ich freue mich, dass wir uns kennenlernen. Mein Sohn hat mir schon viel von dir erzählt.> Ich schaue ihn nur verunsichert an, zu antworten traue ich mich gar nicht. Auf dem Namenschild auf seinem Schreibtisch steht “Moreno” , das ist auch der Name der Mafia, um die sich mein Vater gekümmert hat. Also irgendwie muss meine Entführung mit meinem Vater zusammenhängen, warum würden sie mich sonst holen? <Also erzähl doch mal was von dir.>, redet Herr Moreno weiter. Jetzt habe ich meine Stimme wieder gefunden und werde auch neugierig, was das hier alles soll. <Was wollen Sie denn von mir wissen? So wie ich Sie einschätze, müssten Sie bereits alles über mich wissen.> Herr Moreno lacht leicht, dann fährt er fort: <Da magst du Recht haben. Aber einiges würde mich doch noch interessieren. Zum Beispiel wie es gestern Abend abgelaufen ist.>

<Wie meinen Sie das? Sie haben doch meine Entführung geplant und haben ihre Leute vor unserer Haustür postiert.> Ist es etwa ein Versehen gewesen, dass ich entführt wurde? <Du bist wirklich nicht dumm, dass muss man dir lassen. Aber Samantha was sollte ich von dir wollen? Du bist eher zufällig das Ziel geworden. Als du raus kamst, hat mir mein Sohn das sofort berichtet und dann haben wir gehandelt. Aber eigentlich war der Besuch von wie hieß er noch…> <Dennis>, unterbreche ich ihn. <Genau, Dennis. Der war gar nicht eingeplant, woher kam der denn plötzlich?> Ab dem Punkt weiß ich, ich muss vorsichtig sein, mit dem was ich sage, denn er könnte alles gegen die Polizei, meinen Vater, Dennis oder mich verwenden. <Ich kenne Dennis schon lange und wir verstehen uns gut. Mein Vater und ich wollten zu ihm und einen Spieleabend veranstalten, wie wir es schon öfter gemacht haben. Sie haben im Haus nur noch geschaut, dass alle Fenster zu sind und der Herd aus ist, dann wären sie nach gekommen. Ich wollte eigentlich nur entspannt im Auto warten.>, lüge ich Herrn Moreno an. Er holt ein Messer raus und spielt damit in seinen Händen: <Samantha, ich bin bisher glaube ich etwas zu freundlich gewesen. Dass du es überhaupt wagst mir diese Märchen zu erzählen! Sag jetzt die Wahrheit oder wir werden sehen, welches Körperteil von dir deinem Vater einen Besuch abstatten darf.> Geschockt reiße ich meine Augen auf, woher will er wissen dass ich lüge? Will er mich zerstückeln? Ich versuche mich nach hinten zu drücken. Doch der Stuhl bewegt sich nicht. <Ähm ich…>, ich bekomme kaum Worte raus und eine Träne läuft mir übers Gesicht.

Aus Todesangst erzähle ich ihm die Wahrheit. Dann grinst er wieder und legt das Messer weg. <Siehst du, ist doch gar nicht so schlimm gewesen.>, bei dem Satz holt er nun seine Schusswaffe aus einer Schublade des Schreibtisches.

Plötzlich schreitet Collin mit ein: <Vater, was hast du vor?> <Ach Collin, denk doch nicht immer gleich, dass ich Leute erschießen will. Zumindest keine, die uns noch nützlich sein können.> Dann wendet sich Herr Moreno wieder an mich: <Samantha, kannst du schießen?> Ich weiß worauf er hinaus will, schaue nach unten und nicke. Er weiß einfach alles, das ist so krank. <Entschuldige, ich hör dich so schlecht!>, wird Herr Moreno laut. Sofort spreche ich die Antwort auf seine voherige Frage laut aus: <Ja, aber wozu ist das wichtig?> <Ich weiß von deinem Talent, du bist im Schießverein bei der Jugendförderung. Deine Trefferquote beträgt 97 Prozent und wenn man es auf die letzten Jahre begrenzt, dann sogar 100 Prozent. So gut wie kein Schuss ist dir bisher daneben gegangen und beinahe wärst du auch noch meinen Leuten entwischt. Du bist schlau, schnell, mutig und zielsicher, eigentlich die perfekte Bereicherung für meine Mafia. Also wenn du die Seite wechseln willst, dann heiße ich dich gerne willkommen.> <Niemals!>, antworte ich schnell.

<Zu schade, naja vielleicht überlegst du es dir ja noch anders, statt deinem Vater nachzualphan.> Zum Schluss wendet er sich an Collin: <Besorg Samantha angemessenere Klamotten, so kann sie doch nicht rumlaufen. Gibt es eigentlich schon Neuigkeiten, wer verdächtigt wird?> <Ja die gibt es, wir werden verdächtigt und sie planen auch schon eine Rettungsaktion.>, erklärt Collin, ohne auf die Klamottensache einzugehen. Bei dem Wort Rettungsaktion keimt Hoffnung in mir auf, doch schnell wird sie zu nichte gemacht. <Wie niedlich die Polizei doch ist. Na dann läuft ja alles wie geschmiert. Ihr fahrt heute Nacht los, nehme ich an.> <Ja genau um 23:00 Uhr machen wir uns auf den Weg mit den zwei Wohnmobilen. Tom, Alissa, Ivo und Aron fahren hinter Kenan und mir. Sam wird auch bei uns sein, da leider kein Verlass auf die anderen ist. Besonders Ivo scheint Schwierigkeiten zu haben, Sam nicht abhauen zu lassen.> <Alles klar mein Sohn, dann krieg deine Leute in den Griff und wir bleiben in Kontakt.>

Damit schließt Collin die Handschellen auf, kettet mich wieder an ihn fest und dann verlassen wir das Gebäude.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt