7. Kapitel - Aron

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PoV. Collin

Am Frühstückstisch angekommen, setze ich mich und blicke in drei verschlafene Gesichter. Wie immer sind Alissa und Tom länger aufgeblieben und Aron ist einfach immer müde egal wie lang er schläft. Ivo hingegen zaubert hochmotiviert unser Frühstück. Der Tisch ist schon reichlich gedeckt, bloß die Brötchen fehlen noch. Und wenn man davon spricht, kommt auch schon Kenan durch die Eingangstür und stellt zwei Brötchentüten auf den Tisch, bevor er in sein Bad verschwindet, dass er sich mit Ivo und Aron teilt. Er ist gerade wie jeden Morgen joggen gewesen, deshalb duscht er jetzt erst bevor er sich zu uns setzt. Auch gut so, der Schweißgeruch ist sonst nicht zu ertragen.

Jeder greift nach einem Brötchen und dann fangen wir ohne Kenan und Sam an zu frühstücken. Es ist still, bis auf das Schmatzen, kauen und schlucken, ist nichts zu hören. Erst als sich Kenan zu uns setzt beginne ich mit dem Tagesplan. So muss ich es nicht doppelt erzählen. <Also heute steht viel an. Mein Vater will mit Sam sprechen.> Sofort unterbricht mich Aron: <Wer ist Sam?> <Die die dir in deine Eier getreten hat.>, erklärt Ivo lachend. Dann erzähle ich weiter: <Ivo du bringst ihr gleich etwas zu Essen auf ihr Zimmer und lass dich nicht wieder austricksen. Sam brauch für den Termin noch etwas zum Anziehen, das ist deine Aufgabe Alissa. Sie braucht eine Hose und ein vernünftiges Oberteil. Also nicht so viel Ausschnitt, vielleicht wäre neue Unterwäsche auch gut, dann kann sie nochmal duschen.> <Alles klar, dann stell ich auch mein Shampoo zur Verfügung.>, bestätigt Alissa und ich nicke ihr dankend zu. <Kenan und Tom, ihr beide erkundigt euch über den aktuellen Zustand bei ihr Zuhause. Wie gehts ihrem Vater, was für Suchmaßnahmen werden gestartet, gibt es Hinweise die auf uns deuten und so weiter. Wenn es keine Hinweise gibt dann meldet euch bei Ivo, der erstellt dann ein Fakebeweisbild und lässt es anonym an die Polizei spielen.> Ivo, Tom und Kenan nicken. Ich bin fertig mit meiner Ansprache, weshalb ich weiter esse.

Doch Aron hat noch etwas zu sagen, der kleine ist gerade mal 16 Jahre alt und daher erst kurze Zeit bei uns. Auch wenn es immer schwer ist neue in eine Gruppe einzugliedern, konnte keiner etwas gegen Aron sagen. Eigentlich passt er gar nicht zur Mafia, weil er jedem sofort ans Herz wächst. <Und was soll ich machen?> Ich überlege kurz, aber mir fällt nichts ein, drei Jungs in Sams Heimatstadt könnten Aufsehen erregen und Alissa kriegt das mit den Klamotten alleine hin. Außerdem ist das ein Mädchending. <Du begleitest Ivo.> Aron isst stillschweigend weiter, es ist deutlich erkennbar, dass er damit ziemlich unzufrieden ist. Aber ich habe ihn eingeteilt und er weiß genau, dass mein Wort nicht in Frage gestellt wird.

PoV. Sam

Nachdem Collin mich wieder in dem Zimmer eingeschlossen hat, bleibe ich an der Zimmertür stehen und lausche. Leise kann ich sie sprechen hören, aber verstehen tuh ich leider nichts. Also gebe ich es auf und gehe durch das Zimmer, in welchem ich wahrscheinlich noch viel Zeit verbringen werde. Es ist zum kotzen, ich bin einfach keine Person, die man die ganze Zeit einsperren kann. Ich will Aktion, etwas erleben, schließlich bin ich jung. Aber wer weiß schon ob ich das jemals wieder kann. Wenn Paps mich nicht finden sollte, dann schafft das eh keiner und dann bin ich verloren. Die Mafiosis lassen mich dann sicherlich auch nicht mehr lange am Leben, ich bin dann bloß noch eine Last, die ihnen eventuell zum Verhängnis werden könnte. Ich setzte mich auf die kleine Heizung vor dem bodentiefen Fenster. Draußen kann ich viele Bäume sehen, ab und zu fahren Autos durch den Wald oder Mafiosis laufen dort lang. So gerne würde ich die Luft um mich herum spüren, aber die Fenster sind logischerweise abgeschlossen, weshalb ich in dieser stickigen Luft sitze. Ich könnte durchdrehen, doch wenn ich das tuhe, dann bin ich gleich tot. Da bin ich mir ziemlich sicher. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Ivo mit einem anderen Jungen rein. Der Junge wirkt etwas ängstlich und zurückhaltend, ich kann nicht einschätzen, wie er reagieren würde, wenn ich abhaue. Klar ist, ich werde es nochmal versuchen und bei Ivo war das am leichtesten.
<Guten Morgen Sam, wir haben dir Frühstück gemacht. Aron dürftest du noch von gestern Abend kennen, du hattest ihm in die Eier getreten.>, erklärt Ivo und muss bei dem letzten Teil schmunzeln. Auch ich kann ein stolzes Lächeln nicht zurück halten und füge noch hinzu: <Tut mir echt nicht leid, zu Mafiosis bin ich nicht sehr nett.>

Ich stehe auf und setze mich auf das Bett, Ivo nimmt wie gewohnt auf dem Stuhl platz und Aron steht mitten im Raum rum. Um zu flüchten muss er da weg. Ich beginne etwas zu essen, was Ivo zuvor aufs Bett gestellt hat. Dann sage ich ganz beiläufig:
<Aron du kannst dich ruhig setzen, die Heizung ist echt bequem.>
<Aber Collin meint, wir sollen aufpassen, dass du nicht abhaust.>, erwidert dieser.

Na toll Collin, vielen Dank auch. Jetzt brauch ich eine Ausrede. <Okay du hast natürlich Recht, ich hab schon einmal versucht abzuhauen. Aber glaubst du ich bin scharf darauf, dass euer Boss wieder zu mir kommt? Nein, garantiert nicht. Da verbring ich lieber die Zeit mit euch. Es ist hier doch sowieso so still, so langsam wird es langweilig, wenn keiner mit mir redet.> Aron schaut verunsichert zu Ivo, dieser nickt zur Heizung, worauf Aron sofort zur Heizung geht und sich setzt. Ivo ist echt einfach zu manipulieren, also als Mafiosi ist er echt ungeeignet.

<Was steht heute eigentlich so an
Ivo?>, frage ich. <Also Alissa bringt dir gleich Klamotten und Duschzeug, damit du dich frisch machen kannst und dann gehst du mit Collin zu seinem Vater.>

<Was will sein Vater von mir?>, frage ich Ivo weiter. <Das weiß ich nicht, du wirst es dann sehen.> Ich nicke nur verstehend. So langsam muss ich mal wissen, wer gerade so hier ist. <Und was machen die anderen?> <Kenan und Tom gehen zu dir nach Hause und checken die Lage, weil dein Vater eine Vermisstenanzeige aufgegeben hat. Wir müssen wissen, wer verdächtigt wird.>, erklärt Ivo wieder. Also von dem erfährt man ja wirklich alles, einfacher geht es kaum. Jetzt kann ich glaube ich langsam den Fluchtversuch starten. Schritte bleiben vor meiner Zimmertür stehen, als würde sie gleich aufgehen, meine Chance. <Aron, wärst du so lieb ein Fenster zu öffnen, es reicht auch auf Kipp, ihr seid doch da, dann kann ich eh nicht abhauen. Aber hier ist es so stickig, das ist kaum zu ertragen.>

Ohne darüber nachzudenken öffnet Aron das Fenster. Im selben Moment geht die Zimmertür auf und ein Mädchen mit kupferbraunen Haaren betritt das Zimmer. In den Händen hat sie einen Stapel mit Klamotten, sobald ich etwas pinkes darunter sehe, weiß ich es wird ein längerer Tag als vermutet. Oder vielleicht auch nicht, denn ich renne plötzlich an Alissa vorbei durch die Tür, hinter mir höre ich noch alle drei fluchen und dann ihre Schritte. Ich muss es diesmal schaffen, ich muss hier raus kommen! Ich laufe rechts lang an der Küche vorbei, die ich bereits von meinem ersten Fluchtversuch kenne. Ich renne weiter durch die offene Tür und sehe zwei graue Dreiersofas, also das Wohnzimmer, doch dann ganz plötzlich sehe ich sie, die dunkelbraunen Haare von Collin. Er springt vom Sofa auf und steht jetzt vor mir, ich habe derweil auch begriffen, dass ich jetzt stoppen muss, da ich ansonsten voll in ihn rein laufe. Doch mir gelingt die Bremsung eher schlecht als recht, auf dem glatten Laminat, weshalb ich volle Kanne in ihn rein rutsche. Gemeinsam landen wir auf dem Boden und sehen uns für einen Moment in die Augen, seine braunen Augen zeugen nur so von Wut, oh scheiße!

Sofort dreht er uns, so dass ich unter ihm auf dem Laminat liege. Meine Hände drückt er neben meinem Kopf auf den Boden, was ziemlich dolle weh tut. Dann steht er auf und zieht mich mit, den Weg zurück. Er bringt mich sicherlich wieder in das Zimmer, ich werde da nie wieder raus kommen. Collin zieht mich auf die Beine und schubst mich weiter voran, nun sehe ich auch Ivo, Aron und Alissa wieder. In ihren Gesichtern erkenne ich Furcht und Schuld, dabei bin ich doch schuld. Jetzt fühl ich mich auch noch schlecht, weil ich abhauen wollte, so kann das doch auch nicht richtig sein.

Ivo will das Wort ergreifen, aber Collin stoppt ihn: <Seid einfach still, wir reden gleich!>. Es ist nicht zu überhören, wie sauer Collin ist. Ich will bloß eins, so weit weg wie möglich. Denn mein Kopf soll nicht der nächste sein, der von der Decke hängt. Collin schubst mich weiter rechts herum zu seinem Zimmer, doch kurz vorher stoppt er und gibt mir einen dollen Schubser ins Bad. Ich stolpere hinein und drehe mich geschockt um. Er steht draußen vor der Tür und sagt: <Ich hätte es dir angenehmer machen können, aber die Konsequenzen musst du jetzt tragen!>, dann knallt er die Badezimmertür zu und schließt von außen ab.

Ich höre ihn nur noch die anderen anschreien.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt