36. Kapitel - Geheimnis

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PoV. Cedric

Ich kann es kaum glauben, Collin schleicht sich wirklich jede Nacht raus. Nur um mit Sam zu reden.

Ich dachte, ich würde meinen eigenen Zwilling besser kennen. Aber offensichtlich verheimlicht er mir ziemlich viel und ich kann mir mittlerweile denken was es ist. Normalerweise schert sich Collin einen Dreck, um irgendwelche Mädels. Er interessiert sich noch nichtmal stark für Sex oder so.
Dann kommt Sam an und plötzlich besorgt er ihr eine neue Identität, um sie zu schützen. Und das ist ja noch nichtmal alles, denn als ihre Deckung auffliegt, bringt er sie bei uns in Sicherheit.

Er hätte sie einfach umbringen können und das Problem “Sam” wäre gegessen. Aber offensichtlich beweist er gerade, dass er doch kein Herz aus Stein hat. Denn das spielt da nicht mit, weshalb er ihr nie etwas antun könnte.

Oh Hilfe, ein verliebter Collin macht uns das Leben zur Hölle.

PoV. Sam

Kaum ein paar Tage später spüre ich die Folgen meiner Entscheidung. Ich habe meine Tage bekommen. Meine Hose ziert mittlerweile ein Blutfleckt, den nur ein Blinder noch übersehen kann und meine Schmerzen werden immer schlimmer. Nachts kommt immer wieder Collin zu Besuch und genießt wohl wie ich vor Schmerzen zusammengekauert am Boden liege.

<Möchtest du jetzt doch eine Schmerztablette?>, fragt er provokant. <Du Wichser! Deine Mutter ist sicher nicht stolz auf dein Verhalten.>, schreie ich ihn an. Sofort wird seine Laune schlechter: <Wir hatten einen Deal Prinzessin, niemand geht auf die Mutter kapiert! Deine ist tot und meine hat sich entschieden, die meiste Zeit meines Lebens nicht bei mir zu sein.> Daraufhin muss ich schwer schlucken. Ich weiß nicht, welche unserer Familiären Situationen schlimmer ist, aber es ist auch kein Wettbewerb.
Sicher ist nur, dass wohl auch ein Mafiosi wie Collin Grenzen hat, die ihn zu Tränen rühren. Jedenfalls kullert ihm gerade eine über die rechte Wange.

Diesen schwachen Moment will ich ausnutzen. <Collin bitte gib mir eine verdammte Schmerztablette, ich kann wirklich nicht mehr!>, stöhne ich unter Schmerzen. Ich krümme mich am Boden und presse meine Lippen immer wieder fest aufeinander, um nicht jämmerlich zu schreien.

<Gerne meine Prinzessin, wenn du uns ewige Treue schwörst.>, bleibt er kalt. <Du scheiß Mafiosi!>, zische ich zwischen zwei Unterleibkrämpfen. Ich sterbe hier bald vor Schmerzen, oh Gott bitte hilf mir!
<Na dann kann der scheiß Mafiosi ja wieder gehen.> Gerade will Collin gehen, als ich merke, wie die Schmerzen noch schlimmer werden. Ich halte es nicht mehr aus, scheiße! Warum muss mich mein Leben so bestrafen?!

<Warte...! Bitte...>, flehe ich leise. Und tatsächlich kommt er die paar Schritte zurück. <Bitte, ich-ich kann nicht mehr. Bitte!> Collin öffnet meine Zelle und hockt sich zu mir: <Du weißt ich helfe dir sofort, wenn…>
Ich lasse ihn gar nicht erst aussprechen: <Fick dich doch, du bist ein gefühlskaltes Arschloch!>, warum kann er nicht einfach mal nachgeben. Er sieht doch wie ich leide, aber offensichtlich genießt er es.

<Dann kann ich ja wohl gehen. Bis morgen.>, gerade will er aufstehen. Doch alles in mir schreit, ihn aufzuhalten. <Nein! Ich mach was du willst. Aber bitte hilf mir endlich. Ich sterbe vor Schmerzen...>, gebe ich nun schlussendlich nach. Meine Kraft ist am Ende, vor meinen Augen erscheint ein schwarzer Schleier, mir ist schwindelig. Doch was ich sofort erkenne, ist ein Lächeln auf seinem Gesicht.
Er öffnet meine Handschellen: <Kannst du laufen?>, fragt er gespielt freundlich. Er weiß genau, dass ich so starke Schmerzen habe, dass ich kaum laufen kann, da bin ich mir sicher. <Na klar.>, sage ich genervt, hiefe mich auf und gehe einen Schritt nach dem anderen voran. Raus aus dieser Zelle, jedoch sind meine Schritte klein und wackelig. Verraten, dass ich unter höllischen Schmerzen und Schwindel leide. Von hinten umgreifen mich plötzlich zwei starke Arme und schneller als ich es begreifen kann, trägt Collin mich im Brautstyle aus dem Gebäude.

<Ich habe gesagt, ich kann selber laufen.>, zische ich ihn an. <Und ich wurde vom Gegenteil überzeugt. Sorry Prinzessin, ich weiß du bist ziemlich taff. Aber ich weiß, was das beste für dich ist.>

Gott, ich kotz gleich.
Was hat der denn plötzlich?
Als wäre er der Held der Geschichte.

PoV. Collin

Leise trage ich Sam in mein Badezimmer, es soll keiner mitkriegen. Denn vielleicht ist es mir nicht so recht, was sie mit mir anstellt. Ich muss mir eingestehen, dass ich für ein Mädel noch nie so gefühlt habe. Das klingt vielleicht harmlos, aber meine Güte, ich habe sie beobachtet das letzte Jahr. Jeden Schritt verfolgt, daher weiß ich auch wie sie sich während ihrer Periode fühlt und was sie braucht. Man kann mich für verrückt halten. Aber auch wenn ich nie an die Liebe geglaubt habe, denke ich es könnte Liebe sein. Ihre Art ist einfach der absolute Hammer, ständig kampfbereit und nicht auf den Mund gefallen. Etwas was mir sonst immer gefehlt hat. Sie hat keine Angst vor mir, obwohl ich auf der Seite des Teufels stehe und sie mit mir in den Untergrund ziehe. Im Badezimmer lasse ich sie wieder herunter und setze sie auf dem geschlossenen Toilettendeckel ab.

<Ich hole dir kurz eine Tablette, dann kannst du duschen.>, damit gehe ich schnell in mein Zimmer und hole die Tabletten. Es sind die selben, die die sie in ihrer Wohnung gehabt hat. Zurück im Bad reiche ich ihr die angefangene Packung, schließe die Tür von innen ab und fülle ein Glas mit Leitungswasser, welches sie dankend annimmt.

<Woher hast du die Tabletten?>, fragt sie. <Apotheke.>, antworte ich neutral. Doch sie mustert mich kritisch, ja sie ist nicht dumm. <Egal, geh jetzt einfach duschen und dann kannst du ins Bett.>, sage ich, um das Thema zu wechseln. Sie sieht mich an, als würde sie noch auf etwas warten. Entscheidet sich dann aber die Tablette erstmal zu nehmen und gibt mir das Glas mit dem restlichen Wasser zurück. Ich kippe das Wasser im Waschbecken weg und stelle das leere Glas dort ab. Dann sehe ich wieder zu Sam, die mich mit hochgezogener Augenbraue ansieht.

<Was?>, frage ich. <Ich zieh mich ganz sicher nicht vor dir aus!>, antwortet sie frech. Vor meinem inneren Auge bekomme ich voll das Dejavue, als wäre es erst gestern gewesen. <Die Situation sollte dir auch bekannt sein und ich werde wieder gewinnen.>, sage ich sicher. Wütend sieht sie mich an, aber das stört mich nicht. Eher im Gegenteil, es gefällt mir sogar echt gut. Sam steht auf und geht in die Dusche, die ich aufgrund der Wand zwischen uns nicht einsehen kann.
<Wehe du guckst.>, sagt sie bestimmend und dann wirft sie auch schon ihre Klamotten, um die Ecke. Wie gerne ich jetzt zu ihr gehen würde, aber das würde meinen Plan nicht unterstützen.
<Kannst du mir schonmal neue Klamotten besorgen und vielleicht ne Binde oder Tampon?>, fragt sie diesmal sehr vorsichtig. Sie weiß echt genau, wann welcher Ton, sie weiter bringt. Schlaue Prinzessin!
<Klar, bin gleich wieder da.>, antworte ich und gehe in mein Zimmer.
Ich habe noch die Klamotten von damals in meinem Schrank verstaut, die wir bei Zora besorgt haben.

Ich durchwühle die Sachen und suche etwas bequemes für Sam raus.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt