40. Kapitel - Kein Schuss

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PoV. Sam

Das Essen verlief recht ruhig, die anderen drei haben sich immer wieder Blicke zugeworfen. Aber vor mir sprechen wollen sie offensichtlich nicht darüber.

Nun hat Herr Holt uns wieder eingesammelt und ist mit uns in die Raumschießanlage gegangen. Er erklärt zunächst die Schusswaffe und zeigt dann ein paar Mal wie wir den Schuss ausführen sollen und worauf wir achten müssen. Nacheinander sind erst die beiden Jungs dran und dann wir Mädels. Wobei ich mich nicht vor bewege.

<Sam kommst du, wir wollen starten.>, fordert mich Herr Holt auf. <Nein, ich schieße nicht.>, antworte ich bloß und bleibe hinter der Scheibe sitzen. Herr Holt kommt nun zu mir: <Komm jetzt, für den Kindergarten habe ich keine Zeit!>
<Nein, ich schieße nicht.>, wiederhole ich mich und bleibe mit überkreuzten Armen sitzen.
<Komm du brauchst keine Angst haben. Ich erkläre es euch ganz langsam und dann klappt das schon.>, versucht er es nun netter. Doch das kann er sich sparen.
<Nein, ich werde nicht schießen.>, sage ich erneut.
<Du blammierst dich schon nicht, Amelie hat doch auch kaum Erfahrung. Das ist völlig normal. Komm jetzt.>
<Nein Herr Holt, ich schieße nicht.>, sage ich wieder. <Wenn du heute nicht schießen willst, können wir auch erst mit dem Zielen starten. Du brauchst wirklich keine Angst haben.>, versucht es Herr Holt weiter, ist aber deurlich genervt von meiner Sturheit.
<Wie oft denn noch, ich schieße nicht.>, antworte ich nun auch genervt. <Das funktioniert hier aber nicht so.>, erklärt Herr Holt sauer. <Super, kann ich dann gehen?>, frage ich nach. Ich bin mir der Provokation durchaus bewusst, das hat er davon, wenn er mein "Nein" nicht akzeptiert.

<Ich rufe jetzt erstmal Collin an und dann schauen wir mal was er dazu sagt, dass seine kleine Freundin sich weigert zu schießen.> Ich schlucke einmal hart nach Herrn Holts Worten. Collin ist sicherlich nicht erfreut das zu hören.

Ich lausche dem Telefonat von Herrn Holt und Collin. Herrn Holts Miene verzieht sich irgendwann zu einer wütenden Grimasse. Komisch gerade ist er noch so erfreut gewesen, mich bei Collin zu verpetzen.

Als er auflegt sagt er bloß genervt: <Du bleibst hier, Cedric kommt gleich.>, damit stampft er wütend davon zu dem anderen Mädel, was offensichtlich Amelie heißt.

PoV. Cedric

Ich bin gerade mitten im Lauf auf dem Laufband im Fitnessstudio, da ruft mein Bruder an. Was der jetzt wohl will?
<Jo was gibt’s?>, beginne ich das Gespräch, während ich das Laufband auf eine langsamere Stufe stelle, bis ich entspannt gehen kann.

<Du musst Sam abholen.>, sagt Collin etwas genervt. Ich bin verwirrt es ist noch gar nicht um drei. <Wieso denn jetzt schon, ich dachte…>, doch bevor ich ausreden kann unterbricht er mich. <Sam weigert sich zu schießen.> <Was?!>, frage ich perplex.

Warum sollte sie nicht schießen wollen? Sie ist doch perfekt darin.

<Ich denke sie ist eingeschüchtert. Es gab heute Mittag eine Auseinandersetzung, lange Geschichte. Hol sie einfach ab und versuch rauszufinden woran es liegt.>, damit legt er auf.

Der netteste Anrufer ist er nicht gerade, aber gut er wirkt auch sehr genervt von Sams Verhalten.
Doch seine Vermutung macht keinen Sinn. Ich glaube kaum, dass sie etwas einschüchtern kann. Die hat doch sicherlich einen Plan im Hinterkopf. Trotzdessen, dass ich nicht glauben kann was Collin mir eben erzählt hat, verlasse ich das Studio und springe kurz unter die Dusche. Komplett verschwitzt will ich sie auch nicht abholen und es hat ja keine Eile.

Dann gehe ich entspannt zum Ausbildungszentrum und suche die Raumschießanlage auf. Dort sitzen im Vorraum die zwei Jungs und Sam. Das andere Mädel schießt unter Anleitung von John.
Als Sam mich sieht, steht sie direkt auf und will den Raum mit mir verlassen. Doch ich halte sie auf: <Wieso ruft Collin mich an und sagt du weigerst dich zu schießen?> Genervt sieht sie mich an, doch ich bin mindestens genauso genervt. <Weil es genauso ist, ich werde nicht schießen. Kann ich jetzt endlich gehen?>, fragt sie auch noch völlig dreist. <Hör zu, das ist hier kein Pillepalle. Collin ist sehr sauer, du solltest es dir nicht auch noch mit mir verscherzen. Wir gehen jetzt und du erklärst mir auf dem Weg gefälligt den Grund.>, damit schicke ich sie mit einer Geste aus dem Raum, sehe noch einmal zu den anderen Jungs, die etwas eingeschüchtert sind und folge Sam.

Zu meiner Unzufriedenheit, scheint meine Ansprache ihr selbst gar nichts auszumachen. Von wegen eingeschüchtert, ich wusste doch das passt nicht. Während wir beide über das Gelände des Hauptquartiers zu unserer WG gehen, frage ich sie erneut: <Also warum wolltest du nicht schießen?> <Ich werde einfach nicht schießen, was ist so schlimm daran?>, wirft sie patzig zurück. Ich atme einmal tief durch. Sie kann froh sein, dass ich mit ihr rede. Wäre Collin hier, würde dieses Gespräch ganz anders aussehen. Ich versuche mir meine schlechte Laune nicht weiter anmerken zu lassen und frage ganz freundlich, was es mit dieser Auseinandersetzung heute Mittag auf sich hat.

<Ach das war doch nichts, dieser widerliche Kerl hat mich angefasst und ich habe mich gewehrt.>, erklärt sie kurz. <Und hat das vielleicht etwas mit deiner Einstellung zum Schießen zu tun? Willst du vielleicht nicht mehr schießen, weil du dir erhoffst, dann weg zu können und dich nicht wieder mit solchen Typen auseinandersetzen zu müssen?>, hinterfrage ich weiter.
Denn das macht nun plötzlich doch Sinn für mich. Ich weiß nicht wie unerfahren Sam ist und daher kann ich auch nicht einschätzen in wie weit sie die Situation noch belastet. Dazu sollte ich unbedingt mal Collin sprechen.

<Nein, das hat rein gar nichts damit zu tun!>, bestreitet Sam. Ich bezweifle das zwar, aber gehe lieber nochmal tiefer auf die zweite Frage ein: <Ok und erhoffst du dir hier weg zu kommen, wenn du nicht mehr schießt?> Sie bleibt mit einem Mal stehen und wir sehen uns beide intensiv in die Augen. Ich bemerke, wie sie versucht mich zu lesen. Sie versucht herauszufinden, was ich von ihr will. Doch genau das, ist Antwort genug für mich. Denn ich bin der Antwort näher gekommen, wie ihre Reaktion auf meine letzte Frage zeigt.

<Ich kenne dich wirklich noch viel zu wenig. Aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass du nicht dumm bist. Du hast einen Plan und ich vermute zu wissen welchen. Wenn es das ist was ich denke, dann lass es. Es wird niemals klappen, du bist einen Deal mit dem Teufel eingegangen. Da kann man sich nicht plötzlich umentscheiden.>, erkläre ich ihr und gehe weiter.
Auch sie folgt mir nach kurzer Zeit und wir legen schweigend die letzten Meter in unsere WG zurück.

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