Willkommen in meinem Leben

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Ein typischer Morgen beginnt, ich bin vor einer halben Stunde aufgestanden und bereite mir gerade mein Frühstück zu. Ich habe mir einfach Cornflakes mit Schokofüllung in eine Plastikschüssel gefüllt und Milch darüber gegossen. Jetzt sitze ich an unserem kleinen Küchentisch und esse. <Guten Morgen meine Kleine, hast du gut geschlafen?>, fragt mein Paps sobald er die Küche betritt. Ich nicke ihm mit vollem Mund zu. Er trägt seine Polizeidienstuniform und strahlt wie jeden Morgen mit der Sonne um die Wette. Ich liebe es ihn so glücklich zu sehen. Gleichzeitig weiß ich, dass er nie wunschlos glücklich sein wird, aber das werde ich ja auch nicht. Oft denke ich darüber nach, was wohl anders wäre, wenn meine Mutter nicht so früh gestorben wäre. Ich kenne sie kaum, bei ihrem Tod bin ich erst drei Jahre alt gewesen. In dem Alter habe ich noch gedacht, es ist selbstverständlich Mama und Papa zu haben. Aber das Leben hat mich eines besseren belehrt. Seit dem gibt es nur noch meinen Vater und mich. Was keines Wegs schlecht klingen soll, ich liebe meinen Paps und unser Zuhause. Es ist ein kleines Haus in einer etwas ärmeren Gegend außerhalb der Stadt. Die Grundstücke und Mietpreise sind hier sehr teuer und mit nur einem Gehalt, blieb uns nichts anderes übrig. Wobei ich auch nirgends anders wohnen wollen würde. Ich mag allgemein keine Veränderungen, das habe ich der Frau mit der Paps vor zwei Jahren aufgetaucht ist, auch mehr als nur klar gemacht. Seither bringt er zum Glück niemanden mehr zu uns nach Hause. Es hat immer nur uns beide gegeben und daran wird sich auch nichts ändern. Nie und nimmer!

<Sam, musst du nicht langsam los?>, fragt er mich, während ich in Gedanken bin. Sofort sehe ich auf mein Handy, es ist 7:12 Uhr. Einen Aufgenblick später realisiere ich, dass ich zwei Minuten hinter meinem Zeitplan liege. Eigentlich halte ich mich sehr genau an diesen Plan, aber Abweichungen wie heute Morgen sind dennoch keine Seltenheit. Ich bin einfach nicht perfekt organisiert, aber ich versuche es.

Sofort springe ich erschrocken auf und will zur Haustür laufen, ich muss schnell zur Schule! Dann fällt mir ein, dass ich mein Frühstück nicht weggeräumt habe, gerade will ich umdrehen, da reagiert mein Paps schon: <Ich mach schon, jetzt auf mit dir in die Schule.>, lacht er. <Danke Paps!>, rufe ich. Dann schlüpfe ich in meine Winterschuhe und Winterjacke, um mit meinem Rucksack hinaus in die Kälte zu rennen. Auf dem Weg zu meinem Fahrrad angel ich noch schnell meine Handschuhe aus der rechten Jackentasche und ziehe sie an. Daraufhin schwinge mich auf den Sattel meines lila Fahrrads und trete in die Pedale. Für den Weg brauche ich 15 Minuten, das heißt ich bin 7:27 Uhr da. Um 7:30 Uhr beginnt zwar erst der Unterricht. Aber zwei Minuten machen im Schulflur einen enormen Unterschied. Um 7:25 Uhr ist auf dem Flur meistens alles leer und ich kann ganz in Ruhe in meine Klasse gehen. Danach ist es ein einziges Gewusel und purer Stress. Ich hasse Stress am Morgen, deshalb halte ich mich auch so sehr an meinen Zeitplan, zumindest versuche ich das.

Mit meinem Fahrrad erreiche ich die Schule nach sogar nur 14 Minuten, sofort schließe ich es an dem Fahrradständer an und laufe in das Schulgebäude. Wie erwartet ist es bereits proppen voll und ich muss mich durch den Flur an den anderen Schülern vorbeischlängeln. Währenddessen öffne ich bereits meine Jacke und stecke meine Handschuhe wieder zurück in die Jackentasche, denn in der Schule ist es ziemlich warm, wenn man gerade noch draußen dem kalten Januar-Wind ausgesetzt war.

Nachdem ich das geschafft habe atme ich an meinem Sitzplatz im Klassenraum erleichtert aus. In der Klasse quatschen die meisten über ihr Wochenende, wie jeden Montagmorgen. <Hey Sam, warst du am Wochenende wieder schießen?>, fragt mich einer meiner Mitschüler. Ich bejahe seine Frage, natürlich war ich mit Paps gemeinsam beim Schießtraining. Das machen wir schon ewig gemeinsam. Und meine Mitschüler sind genau wie ich mega stolz auf meinen Vater, denn er ist einer der besten Polizisten hier in Foster City. Gerade ist er an einer echt großen Sache dran. Er und seine Kollegen haben eine große Mafia hier in der Nähe ausfindig machen können und wollen sie überführen. Die ganze Stadt fiebert mit, denn keiner fühlt sich hier sicher, wenn es dunkel ist. Dass es die Mafia gibt, ist allen bekannt und auch, dass sie uns näher sind als wir uns das vorstellen können. Deshalb ist das für viele eine Erleichterung. Auch ich bin froh, wenn der Fall abgeschlossen ist, dann kann ich mit meinem Paps wieder öfter zum Schießverein gehen. Da er aktuell natürlich viel beschäftigt ist, unteranderem mit Überstunden.

Ich interessiere mich schon seit ich vier Jahre alt bin für Schusswaffen und jeder der mich schießen gesehen hat, sagt ich wäre ein Naturtalent. Umso besser, denn ich will nächstes Jahr mit 18 Polizistin werden, wer wäre dazu denn auch besser geeignet als ich? Natürlich keiner, nein das ist Spaß. Aber ich habe definitiv die besten Vorraussetzungen dafür.

<Gibt es schon irgendwas neues über die Mafia?>, werde ich wieder von meinen Mitschülern gefragt. <Ihr wisst doch, dass mein Vater selbst mir nichts von seinem Job erzählen darf. Ich weiß genauso viel wie ihr.>, gebe ich zu. Wobei ich am liebsten immer alles über Paps Fälle wissen wollen würde, aber es ist ja auch zu meinem Schutz. Dennoch stört es mich ab und zu, besonders bei so interessanten Fällen mit der Mafia. Aber er lässt sich auch nicht wirklich austricksen, sondern passt immer ganz genau auf, was er sagt, wenn ich Zuhause bin. Er will einfach nicht, dass mir was passiert, denn die Mafia ist höchst gefährlich. Wir reden hier nicht von ein paar kleinen Drogendealern. Nein sie haben unteranderem auch gemordet, zumindest wird ihnen das vorgeworfen. Aber die sind natürlich nicht blöd und wissen wie man Beweise vernichtet.

Die Schule geht tatsächlich ziemlich schnell rum, weshalb ich mich wieder mit meinem Fahrrad auf dem Rückweg befinde. Zuhause beginne ich das Wohnzimmer zu saugen und die Blumen zu gießen. Dann gehe ich mit einem Stoffbeutel und 25 Euro aus unserer Haushaltskasse zum Supermarkt zwei Straßen weiter. Ich kann zwar schon Auto fahren, aber da ich noch keine 18 Jahre alt bin darf ich nur mit Paps begleitend fahren. Von daher muss es leider trotz der Kälte zu Fuß gehen, auch wenn ich lieber Auto fahren wollen würde.

Ich kaufe ein paar Lebensmittel ein und gehe dann wieder zurück. Paps hat heute um 18:00 Uhr Feierabend, bis dahin werde ich das Abendessen fertig gekocht haben. Ich unterstütze ihn viel im Haushalt, mit seiner Schichtarbeit kommt er sonst kaum hinterher. Heute zum Beispiel koche ich Nudeln mit Tomatensoße, das kann ich ganz gut. Von daher wird es ein entspannter und leckerer Abend. Ich freue mich darauf und hoffe er kann neues von seiner Arbeit berichten.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt