14. Kapitel - Überraschung

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PoV. Collin

Nachdem Sam fertig gewesen ist mir ihre familiäre Situation zu erklären, bin ich einfach in den Schlafbereich gegangen. Ich weiß nicht, was ich hätte sagen sollen. Es tut mir leid, dass sie ihre Mutter verloren hat und ich sie auch noch daran erinnert habe. Zugleich macht es mich neugierig, ich will mehr über sie wissen. Eigentlich können Mädchen nichts, sie sind schwach und dumm. Alissa akzeptiere ich mittlerweile, aber ein helles Köpfchen ist sie auch nicht. Sam hingegen ist anders, ich will sie besser kennenlernen, verstehen wie dieses taffe Mädchen tickt.

Ich gehe aus dem Schlafbereich wieder zurück zu Sam. Sie hat bereits aufgegessen und sitzt still auf ihrem Platz, unfixiert wohlbemerkt. Es ist bereits spät, weshalb ich schlafen will, allerdings befürchte ich, dass das noch eine Disskusion auslösen wird. <Wir müssen jetzt schlafen, es wird morgen nochmal genauso anstrengend.>, erkläre ich ihr monoton. Sam nickt nur und geht selbstverständlich an mir vorbei in den Schlafbereich, der befindet sich direkt neben dem Bad. Sofort klettert sie auf das Bett und setzt sich auf die Matratze. Ich schließe noch die Wohnmobiltür von innen wieder auf, damit Kenan nachher auch reinkommen kann. Und klettere dann ebenfalls zu ihr hin, um ihre Handschelle an der hinteren Seite vom Bett zu befestigen.
Erst schaut sie etwas überrascht, aber sie hat wohl schnell begriffen, dass ich ihr trotz unseres Gespräches nicht vertraue.

Einen weiteren Aufstand macht sie dann erst, als ich mich auf die vordere Seite des Bettes lege. <Ähm, was wird das?>, fragt Sam perplex. <Wonach sieht es denn aus? Ich will auch schlafen, schließlich muss ich morgen wieder fahren.>, erkläre ich ihr. Eigentlich wollte ich dabei ganz ruhig bleiben, aber einen leicht gereizten Unterton kann ich nicht verhindern. Das provoziert sie anscheinend etwas. <Das kannst du auch gerne woanders tun, aber ich schlaf doch nicht mit einem Mafiosi im Bett! Das kannst du ja mal sowasvon vergessen!> <Sam du bist hier nicht in der Position mir zu sagen, wo ich zu schlafen habe! Ich kann dich immernoch irgendwie loswerden, du hast keinen besonderen Wert.>, stelle ich die Situation klar.
<Wenn du mich umbringst, dann wird mein Vater aber niemals auf den Deal eingehen, von dem mir Kenan erzählt hat.>, gibt Sam recht emotionslos zurück. Deshalb ist die Situation also vorhin so eskaliert, Kenan hat ihr den Plan erzählt. Scheiße! Davon sollte sie nichts mitbekommen.
<Also erstmal wird dein Vater gar nicht wissen, ob du tot bist oder nicht und außerdem wird er schon tun was wir wollen, spätestens wenn wir ihm Post von dir schicken. Also halt jetzt deine Klappe, schlaf und sei froh, dass du noch keine Schmerzen erleiden musstest!> Überraschenderweise schlägt meine Ansage bei Sam wirklich an, weshalb sie sich wegdreht und mit der Bettdecke zudeckt.

Darüber bin ich auch echt froh, denn wenn sie mich weiterhin so doof angemacht hätte, dann kann es sein, dass ich ihr nochmal eine knalle. Umbringen darf ich sie zwar nicht, aber das soll sie nicht wissen. Mein Vater will sie unbedingt bei der Mafia haben, dabei kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Auch ihr angebliches Talent kauf ich ihr nicht ab, die trifft beim Schießen sicherlich nichtmal aus drei Meter Entfernung. Bei der Mafia wäre sie so oder so ganz falsch, denn ihr Vater ist nunmal Polizist, das ist eine emotionale Gefahrenquelle. Vielleicht verrät sie ihm im Vertrauen etwas oder er bringt sie dazu. Das wäre viel zu riskant. Eine andere Frage ist auch, wie wir sie dann wieder frei lassen, wenn unsere Forderungen tatsächlich erfüllt werden. Das geht natürlich erst, wenn ihr Vater auf den Deal eingegangen ist, aber trotzdem hat sie viele Informationen und auch eine räumliche Vorstellung von wichtigen Bereichen unseres Hauptstützpunktes. Aber darum werde ich mir Gedanken machen, wenn es soweit ist. Wobei ich mir vorstellen kann, dass mein Vater sie zur Sicherheit lieber weiterhin festhalten will. Auch wenn ihr Talent wirklich existieren sollte, wäre so die Gefahr ihr bei einer Schießerei gegenüber zu stehen vermindert, weil wir sie gesichert einsperren würden. Neben mir höre ich das ruhige gleichmäßiges Atmen von Sam, wie als sie betäubt in unserem Gästezimmer gelegen hat. Ich habe ihr länger dabei zugesehen und auch die Wunden beobachtet. Sam hat diese aber nicht wieder angesprochen, weshalb ich davon ausgehe, dass sie keine Schmerzen hat.
Jetzt schläft sie friedlich, worüber ich sehr froh bin. Schlafend ist sie immernoch am liebsten und total süß, weshalb ich mich zu ihr drehe und ihr beim Schlafen zu sehe. Ihre lockigen braunen Haare liegen unordentlich auf dem Kissen und die Bettdecke hat sie bis unter die Achsel hoch gezogen. Sie liegt so eingekuschelt neben mir, dass ich sie automatisch in den Arm nehmen will, um mich an sie zu kuscheln. Kurz bevor ich sie jedoch berühre, begreife ich wieder die Lage, ich habe sie entführt, wir sind kein Paar, wir können uns ja nichtmal leiden. Doch irgendwie hat es sich so richtig angefühlt sie zu umarmen.

...

Ich schrecke plötzlich aus meinem Schlaf hoch, das Klingeln meines Handys hat mich geweckt. Ich stelle das Licht an und stelle fest, dass auch Sam aus dem Schlaf gerissen wurde, doch ohne ihr weitere Beachtung zu schenken nehme ich den Anruf meines Vaters entgegen. <Vater, was gibtˋs?>, frage ich sofort. <Collin ihr müsst da sofort verschwinden. Garcia hat seine Leute geschickt. Sie wollen das Mädchen!> Matteo Garcia, hat letztes Jahr die Garcia Mafia von seinem Vater übernommen. Grund dafür ist der Tod seines Vaters, durch unsere Leute. Wobei ich den letzten Schuss gesetzt habe. <Wie viele?>, frage ich als nächstes. <Es sind drei Geländewagen, sie müssen in 20 Minuten bei euch eintreffen. Schnapp dir Sam und lauf zu den Koordinaten die ich dir gleich schicke. Da wartet ein alter Freund von mir, er verkauft Autos in der Gegend, kugelsichere Autos. Ich will dass du und Sam in eins seiner Autos steigen und so schnell wie möglich untertaucht! Die anderen sollen sie mit den Wohnmobilen ablenken und jetzt mach hinne!> Dann legt er auf. Drei Autos, also circa 15 Personen, das ist eine ganz schöne Menge um ein Mädchen zu entführen. Naja Garcia übertreibt ja gerne.

<Sam aufstehen, zieh deine Schuhe an, wir müssen los!>, währrend ich das sage, löse ich ihre Handschellen. Ich hole ihre Schuhe aus dem Schrank, dann ziehen wir gleichzeitig unsere Schuhe an. Ich sehe wie sie fragen will, was los ist, doch ich unterbreche das: <Nicht jetzt!> Ich starte mit meinem Handy einen Gruppenanruf und erkläre der Truppe den Plan, während Sam und ich den Parkplatz zu Fuß verlassen. Dann öffne ich die Nachricht meines Vaters und renne mit Sam an der Hand durch den anliegenden Wald. Hinter mir höre ich Motoren starten, die Wohnmobile setzen sich in Bewegung. Sehr gut, jetzt haben wir etwas mehr Zeit.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt