PoV. Sam
Nachdem Collin mir die Pizza gebracht hat und ich aufessen konnte, sind wir sofort wieder los gefahren. Ich habe dabei extra langsam gegessen. Aber das fand Collin natürlich gar nicht gut und hat mich nochmal daran erinnert wo ich hier bin.
Jetzt sitze ich mit Collin und Kenan, heißt er glaube ich, in dem einen Wohnmobil. Collin fährt und Kenan sitzt auf den Beifahrersitz. Mich haben sie an der Essecke mit einer Handschelle festgekettet. Wenigsten ist die Sitzbank bequem und ich kann aus dem Fenster gucken. Eigentlich wäre das gar nicht schlecht, da mich durch das Fenster auch jemand sehen könnte, aber es ist natürlich verdunkelt. Collin hat auch absolut kein Vertrauen mehr, ich bin durchgängig an irgendwas oder ihm festgekettet. Außerdem stehe ich unter permanenter Beobachtung von ihm und Kenan. Die Fahrt ist recht ruhig, es ist auch kein Stau, weshalb wir leider zügig vorwärts kommen. Ich will nicht noch weiter von Foster City weg, das ist mein Zuhause, dort fühl ich mich wohl. Und ich vermisse meinen Paps schrecklich, ich hoffe es geht ihm gut und er macht sich nicht so große Sorgen. Ich habe einfach Angst, dass er dem ganzen nicht Stand halten kann, aber er muss es bitte, für mich.
Außer ihn habe ich doch niemanden mehr.
Ich weiß sowieso nicht mehr, wie ich nach meiner Rettung weiter leben soll. Für die Schule muss ich alles nachholen und ob ich bei dem Stress schaffe meine Noten zu halten, ist auch noch die Frage. Ich bin sehr streng mit mir selbst, was meine Noten angeht. Schließlich will ich eine Ausbildung bei der Polizei machen und diese nicht nur durchschnittlich abschließen sondern mit 100 Prozent. Ich akzeptiere keinen Prozent weniger, das ist mein Anspruch, seit ein paar Jahren!
Weil ich so in meinen Gedanken war, habe ich gar nicht gemerkt wie wir auf einen Rastplatz gefahren sind. Erst als Collin den Motor abstellt realisiere ich die Fluchtmöglichkeit, spüre dann aber die Handschelle an meinem linken Arm und verwerfe den Fluchtgedanken wieder. Wobei ich habe da noch eine Idee: <Ich müsste mal aufs Klo.>, sage ich zu den beiden Jungs. Collin lacht: <Na klar und dann läufst du weg, nicht wahr?> Schade, genau das war mein Plan. Kenan schaut Collin jedoch etwas nervös an: <Collin, was wenn sie wirklich muss?> In mir keimt Hoffnung auf, dass Collin mich dank Kenan vielleicht doch auf die Toilette lässt. <Okay, also wenn du wirklich dringend musst. Dann kommst du mit mir mit und damit meine ich, dass ich dir sogar die Hand halte beim Pinkeln.> Mein Mund klappt auf, wie bitte?! Ne, dass kann er sowasvon knicken! <So dringend ist es noch nicht, dass ich darauf eingehen würde.>, antworte ich ihm. <Schade ich hätte dich gerne mit aufs Klo genommen.>, lacht Collin und ich verstehe seine perverse Anspielung leider, weshalb ich kotzen könnte. <So ich geh uns etwas zu essen und trinken holen, will jemand irgendwas bestimmtes?>, fragt Collin, als er vor der Eingangstür steht. <Chips wären geil.>, wirft Kenan ein. Collin will gerade gehen, da sage ich noch: <Vielleicht irgendwas zur Beschäftigung, das wäre echt nett.> Daraufhin schmunzeln beide und Collin geht. Natürlich macht er die Tür wieder zu. Ich brauche einfach etwas zur Ablenkung, so nervös bin ich, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann.
Dann setzt sich Kenan seitlich von mir auf die andere Sitzbank. <Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich schon vorgestellt habe. Falls noch nicht, also ich bin Kenan.>, beginnt er das Gespräch freundlich. <Ich weiß, so nennt dich Collin schon die ganze Zeit.> Kenan nickt einsichtsvoll, daran hat er wohl nicht gedacht. Dann bleibt es erstmal still, keiner weiß was er sagen soll. Aber ich hasse die Stille und versuche das Gespräch wieder aufleben zu lassen. <Wofür bin ich eigentlich hier? Ihr könntet mich genauso gut gehen lassen, dann müsstet ihr nicht immer auf mich aufpassen.> Längere Zeit überlegt Kenan, dann entscheidet er sich offensichtlich mir doch zu antworten. <Dass es dabei um deinen Vater geht ist dir glaube ich bewusst. Aber vielmehr geht es Collins Vater darum, dass ein Abkommen entstehen soll. Also damit wir ungestört arbeiten können, nur will die Polizei darauf noch nicht eingehen. Als Druckmittel bist du jetzt hier.> Er sagt das so gleichgültig, dass sich große Wut in mir aufbaut. <Stimmt die sind sicher total dumm, dass sie auf den Deal nicht eingehen. Geht ja schließlich nur darum, dass ihr jeden umbringen könnt und eure illegalen Geschäfte durchziehen könnt. Im Gegenzug gäbe es dann eine 17-jährige zurück, voll das überzeugende Argument, da würde doch jeder zuschlagen.>, sage ich ironisch und werde dabei immer lauter. Auch Kenan bemerkt, dass ich wütend bin und scheint etwas nervös zu werden, da er ausschau nach Collin hält. Kurz überlege ich, wie ich ihm weh tun kann, ich will ihn einfach verletzen, so eine Wut spüre ich in mir. Was denken sich diese Mafiosis bloß? Da ich nichts gutes zum werfen finde, ziehe ich meinen Schuh aus und schläudere ihn auf Kenan der den Schuh allerdings gut abwehren kann, den zweiten Schuh werfe ich hinterher. Da sich im gleichen Moment die Eingangstür vom Wohnmobil öffnet schaut Kenan zu Collin der eintritt, daher fliegt mein Schuh voll in sein Gesicht. Im ersten Moment genieße ich es, dass mein Plan funktioniert hat. Dann realisiere ich aber Collins Wut und das ist gar nicht gut. Schneller als ich ausweichen kann, hat er mir eine geklatscht, meine rechte Wange brennt fürchterlich und weil das alles so viel auf einmal ist, heule ich nun auch. Genau davor habe ich Angst gehabt, dass ich heule, denn es zeigt meine Schwäche und sie dürfen nicht wissen wie zerbrechlich ich doch bin. Wenn einmal die Mauer gebrochen wurde und ich weine, dann weine ich ab jetzt bei allem. Ich kann es dann einfach nicht mehr zurück halten. Somit ziehe ich meine Beine an meinen Körper und stelle meine Füße auf die Sitzbank, dabei drehe ich mich leicht nach links zum Fenster, damit die beiden nicht sehen, dass ich weine. Doch das wissen sie wahrscheinlich eh schon. Mit meinem rechten Arm halte ich mir meine schmerzende Wange. Kenan will wohl gerade Collin die Situation erklären, jedoch höre ich ein weiteres Klatschen. Hat er Kenan etwa auch geschlagen? Daraufhin beginnt Collin seine Wut hinaus zuschreien: <Geht's dir noch gut Kenan? Ich dachte ich habe dir klar und deutlich gesagt, dass du aufpassen sollst, damit sie nichts anstellt! Und meines Wissens nach habe ich dir auch erklärt, dass du nicht mit ihr reden sollst! Und was machst du? Du lässt dich von der Göre mit Schuhen bewerfen! Was soll denn das?!> Kenan sagt nichts mehr, ich höre noch wie meine Schuhe weggestellt werden, anscheinend in irgendeinen Schrank, hätte ich hingeschaut wüsste ich auch wo sie sind. Aber ich trau mich nicht eventuell in Collins Augen zu sehen. <Prinzessin das wird Konsequenzen haben, versprochen!>, damit beendet Collin sein Geschrei und startet den Motor.
Ich habe große Angst vor ihm, warum bin ich bloß alleine zu Dennis Auto gegangen, das ist so dumm gewesen. Ich bin so dumm.
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Im Auge der Mafia
Teen Fiction~Abgeschlossene Geschichte~ 》Im Auge der Mafia《 •Erst beobachten sie dich und dann bist du plötzlich selbst mitten drin, im Auge dieser Verbrecherorganisation. Was könnte das Leben der 17-jährigen Sam wohl mehr auf den Kopf stellen? Gleich dreimal e...