PoV. Sam
Ich stelle das Wasser in der Dusche an und reguliere es auf eine angenehme Temperatur. Ich genieße das warme prasselnde Wasser auf meinem Körper.
Die Tage im Kerker konnte ich mich nicht wirklich reinigen. Manchmal durfte ich auf die Toilette, ansonsten nichts. Daher ist das gerade so schön, dass ich am liebsten Stunden so duschen würde. Das ganze Blut wäscht sich endlich ab, ich fühle mich wieder etwas sauberer. Da kein Frauenduschgel oder Shampoo da ist, benutze ich einfach dieses drei in eins Herrenshampoo. Ich vermute mal es ist von Collin, es riecht zumindest auch genauso markant herb wie er.
<Man Collin, musst du echt mitten in der Nacht duschen? Ich wollte schlafen.>, höre ich Cedric plötzlich sagen und erschrecke mich sogleich. Oh Gott, was macht der plötzlich hier im Bad. Kacke, was antworte ich jetzt bloß? Nicht, dass er auf die Idee kommt in die Dusche zu schauen, wenn keiner antwortet. Ich habe kein Handtuch, um mich zu bedecken!
<Bist du besoffen?>, fragt er nun. Doch bevor ich antworten kann, höre ich Collin: <Warum sollte ich?> Dann herscht kurz Stille, nur das laufende Wasser der Dusche hört man. Ich traue mich nicht zu bewegen. Irgendwie will ich nicht, dass Cedric weiß, dass ich hier gerade am duschen bin. Es wirkt falsch, als wäre da was zwischen Collin und mir. Was er ja eh schon denkt.
<Weil du das Wasser laufen lässt mitten in der Nacht. Ich dachte du duschst.>, erklärt Cedric.
<Ich bin doch nicht bekloppt, warum sollte ich jetzt duschen?>, fragt Collin völlig perplex. <Und warum läuft das Wasser dann und warum hast du Klamotten in der Hand?>, hakt Cedric nach. Oh bitte Collin, erwähn mich nicht, das ist mir so unangenehm.Nach einer gefühlt ewiglangen Pause, antwortet er seinem Bruder endlich. <Äh ach so, ja ich wollte jetzt duschen gehen.>, schiebt Collin schnell ein. Vielen Dank, ich atme erleichtert aus. <Und da lässt man das Wasser schon vorher laufen?>, fragt Cedric hörbar skeptisch. <Vielleicht hatte ich doch einen Kurzen zu viel. Sorry, bin gleich fertig.>, räumt Collin ein und klingt gerade wirklich betrunken.
<Alles klar, ich leg mich wieder hin. Aber lass das nicht zur Gewohnheit werden. Und bitte versprich mir, dass du Sam da unten nicht verrotten lässt. Ich weiß, sie ist dir wichtig und auch wenn ich sie noch nicht so gut kenne, verstehe ich wieso.>
Dann verlassen Schritte das Badezimmer und ich höre die Tür zu gehen.Ich stelle das Wasser aus und frage ganz leise: <Collin?> Schritte kommen näher und er hält mir kommentarlos ein Handtuch um die Ecke. Dankend nehme ich es an und trockne mich ab. Darauf bedacht keine Blutflecken auf dem hellblauen Stoff zu hinterlassen. <Ich lege dir die Klamotten hier hin und bin in fünf Minuten wieder da. Sei dann bitte fertig.>, kommt es neutral von ihn. Ich merke, dass es ihm nicht passt was ich eben mitgehört habe. Mir jedoch gibt das Sicherheit. Ich weiß nun, dass die Zwillinge wohl beide nichts böses mit mir im Sinn haben. Das beruhigt mich ungemein. Ich höre wie Collin das Badezimmer verlässt und die Tür wieder schließt. Schnell gehe ich zu der Toilette, wo er die Klamotten abgelegt hat. Erstmal den Schlüpfer an und Tampon rein. Dann schnell das T-Shirt überziehen, so ist zumindest schon alles wichtige bedeckt. Zum Schluss dann noch die Jogginghose und Socken an. Einen BH hat Collin auch dazu gelegt, aber nach 3 Tagen durchgängig BH tragen, ziehe ich den ganz sicherlich nicht an. Zum Schlafen ist das sowieso unbequem. Beim Waschbecken entdecke ich eine verpackte Zahnbürste. Sofort packe ich sie aus und nehme mir eine der beiden Zahnpastatuben, um Zahnpasta aufzutragen. Dann putze ich mir in aller Ruhe die Zähne.
Meine Zahnbürste lege ich nach dem Zähneputzen auf dem Waschbecken ab, dann ist Collin auch schon wieder da.
Ich nehme den BH in die Hand und gehe an ihm vorbei raus aus dem Badezimmer und dann nach links. Schnell hält er mich fest und zieht mich mit sich nach rechts in sein Zimmer. Erst als er seine Zimmertür geschlossen hat, schauen wir uns beide geschockt an: <Was sollte das?>, frage ich völlig entsetzt. <Das würde ich auch gerne von dir wissen. Wohin wolltest du?>, fragt Collin aufgebracht. Was ist bloß sein Problem? <Ich wollte in “mein” Zimmer.>, erkläre ich während ich Anführungszeichen in die Luft male. Natürlich ist es nie mein richtiges Zimmer gewesen, aber irgendwie habe ich erwartet es wieder nutzen zu können. <Ok, also wir müssen bezügliche “deines” Zimmers reden.>, dabei kopiert Collin meine Anführungszeichen.
Er wirkt sehr gestresst gerade, hat er in dem Raum etwas verändert? Ungeduldig sehe ich ihn an, woraufhin er auch endlich mit der Sprache rausrückt: <Also in dem Zimmer, wo du… naja das ist jetzt Cedrics Zimmer. Er ist wieder fest hier eingezogen und deshalb kannst du da nicht rein.> Immernoch geschockt sehe ich Collin an, ich bin ihm zwar sehr dankbar, dass er mich nicht in Cedrics Zimmer reinplatzen lassen hat. Aber wo soll ich denn jetzt schlafen? Die restlichen Zimmer sind doch auch belegt, oder nicht? Zumindest war Cedrics Zimmer damals das einzig freie und ich glaube nicht, dass irgendwer seit dem ausgezogen ist. <Ok und wo soll ich dann schlafen?>, frage ich. <Du schläfst bei mir.>, kommt es von ihm, in einem völlig selbstverständlichen Ton.
Schöne Erinnerung weckt das in mir nicht, genau so fing doch die ganze Scheiße mal an. <Ne, ganz sicher nicht. Ich schlafe im Wohnzimmer.> <Das denke ich eher nicht.>, schreitet Collin ein, bevor ich an ihm vorbei und aus dem Zimmer laufen kann. <Wieso denn nicht?> Ich verstehe einfach das Problem nicht, das Sofa ist doch groß genug, warum sollte ich da nicht schlafen können?
<Weil Cedric und die anderen schon früh am Morgen wach sind, um zu trainieren. Er würde dich sehen und dann wissen, dass du heute geduscht hast. Und das willst du sicher nicht.> Mit meinem Blick versuche ich ihn mal wieder zu erdolchen, warum kennt er mich so gut. Ich hasse es wenn Collin Recht hat.
<Warum sollte das denn schlimm sein?>, frage ich dennoch, um mir nichts anmerken zu lassen. Collin kommt mir näher, bis kaum noch Platz zwischen uns ist. Er macht mir etwas Angst, aber ich will keine Schwäche zeigen und bleibe standhaft. <Warum hast du nicht, geantwortet, als er dachte ich dusche?>, fragt er zurück und sieht mir tief in die Augen. Meine Augen verschmälern sich, ich bin wütend, dass er mich so durchschaut. Mit einem selbstgefälligem Grinsen geht er zu seinem Bett, zieht Hose und T-Shirt aus und legt sich unter die riesige Decke. Zum Glück hat er noch seine Unterhose an, denn ich konnte nicht mehr von seinem Sixpack wegsehen. Boah wie peinlich mir das ist und er hat es auch noch gemerkt. Jetzt stehe ich hier wie ein Vollpfosten mitten in seinem Zimmer. <Und warum hast du für mich gelogen? Wir hatten wohl den selben Gedanken.>, sage ich noch abschließend. Dann gehe ich ebenfalls zu Collins Bett, nur auf die andere Seite, als er. Auf den Boden davor lege ich den BH ab, den ich immernoch in meiner Hand halte und schiebe die Bettdecke beiseite. Ich teile mir doch keine Bettdecke mit Collin, er hat ja auch kaum was an. Daher lege ich mich ganz an den Rand vom Bett. So weit entfernt wie möglich von ihm.<Ernsthaft jetzt? Komm her.>, sagt er und zieht mich an meiner Hüfte zu sich unter die Decke. Mein Hintern berührt genau die Stelle, die ich nicht berühren sollte. Doch Collin scheint das nicht zu stören. Er irgnoriert mein Zappeln, mit dem ich versuche mich aus seinem Arm zu befreien und scheint es zu genießen, wie nah wir uns sind. An Cedrics Worten von vorhin scheint also was wahres dran zu sein.
Ich bin Collin wichtig.
Warum ist mir das nicht schon vorher klar geworden? Und was meint Cedric damit, dass er versteht wieso ich ihm wichtig bin? Weiß er von irgendeinem Plan wofür sie mich brauchen?
<Denk nicht so viel, schlaf jetzt einfach.>, erschreckt mich Collin ungewollt. Ich glaube, dass ist die einzig gute Idee, die er bisher wirklich hatte. Es bringt nichts mir noch mehr Gedanken darum zu machen.
Ich werde es eh erst erfahren, wenn Collin und Cedric wollen, dass ich es weiß.
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Im Auge der Mafia
Teen Fiction~Abgeschlossene Geschichte~ 》Im Auge der Mafia《 •Erst beobachten sie dich und dann bist du plötzlich selbst mitten drin, im Auge dieser Verbrecherorganisation. Was könnte das Leben der 17-jährigen Sam wohl mehr auf den Kopf stellen? Gleich dreimal e...