1. Kapitel - Merkwürdiger Abend

1.2K 30 1
                                    

PoV. Sam

<Und Paps wie war die Arbeit?>, frage ich ihn. Während wir die Nudeln mit Tomatensoße, an unserem kleinen Küchentisch essen. Er sieht ziemlich bedrückt aus und schaut immer wieder nervös aus dem Fenster. Draußen ist es dunkel, weshalb ich nicht verstehe, was er da meint zu sehen. Vorallem was soll schon um kurz vor halb sieben in Foster City passieren. Es ist Januar, dunkel und bitterkalt, da verlässt doch keiner mehr das Haus. <Gut-gut, ziemlich anstrengend.>, sagt er immernoch nervös. Irgendwie ist er komisch. Sonst ist er immer ganz locker drauf und antwortet nicht so kurz angebunden. Es wirkt fast so, als wolle er nicht über seine Arbeit sprechen und mich abwimmeln.<Paps, wirklich alles gut? Du wirkst so angespannt.>, hake ich unüblicherweise nochmal nach. Irgendwas liegt da doch im Argen. <Es ist nichts meine Kleine.>, winkt er ab und steht vom Tisch auf. Nachdem er die Küche verlassen hat geht er sofort zur Haustür und schließt diese von innen ab. Daraufhin kontrolliert er erst alle Fenster im Erdgeschoss, bevor er die Treppe nach oben geht. Den Geräuschen zufolge schließt er im ersten Stock noch zwei offene Fenster, als wäre er paranoid oder so. Wir schließen nie, wirklich nie die Haustür ab. Und wer soll bitte im ersten Stock durch die Fenster klettern? In diesem ärmlicheren Viertel gibt es eigentlich wenig Kriminalität, zumindest was Einbrüche betrifft. Am meisten kommt es vor, dass etwas aus dem Vorgarten geklaut wird, wenn sich die besoffenen Jugendlichen einen Spaß erlauben. Aber das ist ja nun wirklich halb so wild, dagegen sagt hier auch keiner was.

Nachdem ich aufgegessen habe räume ich den Tisch ab und spüle das Geschirr sauber. Normalerweise hilft Paps mir dabei, doch heute ist er ja sowieso komisch drauf. Ich verstehe noch immer nicht wieso. Es ist ein Tag wie immer. In dem Moment kommt er wieder runter. Er zieht alle Vorhänge vor den Fenstern zu, danach sagt er nur: <Sam geh ins Bett, es ist spät!>. Verwundert sehe ich auf die Uhr, es ist erst 18:36 Uhr, was soll daran bitte spät sein? <Ähm Paps, es ist doch noch voll früh.>, sage ich verunsichert. Ich verstehe ihn heute einfach nicht, er ist so anders. <Sam diskutier jetzt nicht mit mir! Geh ins Bett!>, antwortet er wütend. <Und der...> <Den Abwasch lässt du liegen!>, unterbricht er mich, wieder in einem unfreundlichen Ton, der keine Widerrede zulässt. Sofort lasse ich den Abwasch liegen und gehe an ihm vorbei, die Treppe hoch und in mein Zimmer. Er folgt mir und stellt sich in meine Zimmertür: <Du verlässt dein Zimmer nicht ohne trifftigen Grund und lass das Licht aus!>, dann schaltet er das Licht aus, schließt die Tür und geht. Den Schritten nach zu urteilen, ist er nun in seinem Schlafzimmer. Ich stehe jetzt also im Dunkeln, völlig verwirrt mitten in meinem Zimmer. Was zum Teufel, soll das alles bitte? Wenn er Damenbesuch kriegt, dann soll er sich ein Hotelzimmer nehmen, aber ich werde hier ganz sicherlich nicht im Dunkeln in meinem eigenen Zimmer hocken. Wie bescheuert ist das denn bitte?

Ich nehme mein Handy aus meiner rechten Hosentasche und leuchte mir den Weg zu meinem Bett. Worauf ich mich setze und durch die aktuellen Nachrichten scrolle. "New York - Die selbsternannte Bürgerinitiative stellt sich gegen die hohen Fleischpreise", lese ich die erste Überschrift, da mich das Thema nicht interessiert, scrolle ich weiter, bis eine Überschrift meine volle Aufmerksamkeit gewinnt:

"Foster City, Kalifornien - Polizei überführt Mafia"

Bedeutet das, dass was ich denke? Schnell lese ich den recht kurzen Artikel. Meine Vermutung bestätigt sich. Paps hat also echt die Mafia erwischt und sie verhaftet. Unglaublich, ich bin verdammt stolz auf ihn und seine Kollegen. Sofort springe ich auf und laufe zu ihm. In seinem Schlafzimmer angekommen, ist es dunkel, als ich das Licht anschalte, sitzt er in einer Ecke mit einem Messer.

<Ähm Paps, gehts dir nicht gut? Soll ich Hilfe rufen?>, frage ich sofort ängstlich. Doch darauf geht er gar nicht ein: <Was machst du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollt in deinem Zimmer bleiben!>, flüstert er wütend. <Tut mir leid Paps, ich wollte nur...>, ich weiß nicht, ob ich das Thema wirklich ansprechen soll. Deswegen winke ich ab: <Egal, schlaf schön!>, sage ich nur, schalte das Licht aus und gehe wieder in mein Zimmer. Irgendwas ist hier gewaltig komisch, eher gruselig.

Ich werde einen seiner Kollegen anrufen, vielleicht hat der eine Idee. In meinem Zimmer angekommen, wähle ich die Nummer von Dennis, einem von Paps besten Kollegen. Ich habe ihn schon oft getroffen und vertraue ihm genug, um ihm meine Angst anzuvertrauen. <Hallo, Dennis hier!>, meldet er sich freundlich, wie ich ihn kenne. <Hi Dennis, hier ist Sam. Ich brauch deine Hilfe. Paps ist schon den ganzen Abend so komisch. Irgendwie macht mir das Angst.>, erkläre ich die Situation. <Wie meinst du das Sam?>, fragt er nach. Er scheint also auch nicht auf Anhieb zu wissen, was mit meinem Vater los ist. <Naja, also er hat total paranoid alle Türen und Fenster verschlossen. Alle Lichter im Haus hat er aus gemacht und das gruseligste ist eigentlich, dass er mit einem Messer in der Ecke seines dunklen Zimmers sitzt. Ich war gerade bei ihm und wollte ihm sagen, wie stolz ich auf euch bin, weil ihr die Mafia überführt habt. Das steht so zumindest im Internet, aber er hat mich sofort zurück in mein Zimmer geschickt.>, beschreibe ich die aktuelle Lage. Kurz ist es still, bis Dennis dann sagt: <Okay Sam, keine Panik. Ich komm dich abholen. Es gab heute einen kleinen Zwischenfall, das hat ihn denke ich etwas mehr verängstigt, als ich gedacht habe. Aber alles nicht so schlimm, mach dir keine Sorgen. Ich fahre los und hole dich ab, sei in fünf Minuten an der Haustür.> <Okay, danke Dennis.>, antworte ich und lege auf. Schnell packe ich alles nötige zusammen, das ist allerdings nur mit dem Handy als Taschenlampe, gar nicht mal so einfach. Als ich alles habe gehe ich leise die Treppe runter und schließe mit dem steckenden Haustürschlüssel die Haustür auf. Schlüpfe kurz in meine Sneaker und öffne die Tür. Vor dem Haus steht bereits ein grün-weißer Ford F150. Dennis Auto, das erkenne ich sofort. Wie auf Kommando steigt Dennis aus und läuft mir entgegen. <Hallo Sam, gehts dir gut?>, fragt er besorgt. <Ja, alles bestens, aber Paps macht mir heute etwas Angst.>, gestehe ich ihm. <Das verstehe ich. Setz dich schonmal rein, ich geh mal nach ihm sehen.>, sagt Dennis und geht an mir vorbei ins Haus. Er kennt sich bei uns gut aus, weshalb er direkt den Weg zu Paps Schlafzimmer in dem dunklen Haus einschlägt. Ich setze mich mit meiner Umhängetasche in sein Auto und warte. Es ist dunkel und ruhig in unserer Straße. Hier passiert ja auch nie etwas spannendes. Eigentlich fühle ich mich auch nicht unwohl, aber zwei unbekannte Autos erlangen meine ganze Aufmerksamkeit.

Im Auge der MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt